Zeit des Aufbruchs
Feindschaft einige Konsequenzen für die Acoma hat. Es hält sie davon ab, sich mit meinen anderen Feinden zu verbünden. Die Götter mögen uns helfen, wenn sie die Wahrheit erkennen: daß die Acoma mittlerweile eine Position einnehmen, in der ihr belangloses Ränkeschmieden ohne jede Bedeutung für uns ist. Denn dann werden sie möglicherweise größeres Unheil anrichten als bisher, nur um mehr Aufmerksamkeit zu erregen, oder sie tun etwas wirklich Gefährliches und konzentrieren ihre Unterstützung auf Tasaio.«
Kevin ließ ein schnaubendes Lachen hören. »Du willst dem kleinen Burschen also ein bißchen den Kopf tätscheln, bevor er glaubt, du hättest vergessen, daß er noch ein Hühnchen zu rupfen hat und richtig zornig und böse wird und umherläuft und ein größeres Hühnchen zum Rupfen findet?«
»Das klingt nicht besonders elegant«, sagte Mara. »Doch ja, das ist es.«
Kevin fluchte auf midkemisch.
Verärgert zog Mara den Vorhang jetzt ganz auf. »Das ist hart. Was willst du damit sagen?«
Ihr barbarischer Liebhaber warf ihr einen langen Blick zu und zuckte mit den Schultern. »Höflich ausgedrückt meine ich, daß euer Großes Spiel mit Wasser aus einem verseuchten Sumpf gespeist wird. Man könnte auch sagen, es kommt mir häufig ziemlich absurd vor.«
»Ich hatte befürchtet, daß du so etwas sagen würdest.« Mara lehnte sich mit einem Ellenbogen auf ihre Kissen und betrachtete einen der gewaltigen Steintempel, die sich auf beiden Seiten der Allee in den Himmel reckten.
Kevin folgte ihrem Blick, inzwischen ausreichend bewandert im tsuranischen Pantheon, um den Tempel Lashimas, der Göttin der Weisheit, zu erkennen. Hier, erinnerte er sich, hatte Mara in der Hoffnung, das Gelübde abzulegen, viele Monate mit eifrigen Studien zugebracht. Der Tod ihres Vaters und ihres Bruders hatten dieses Schicksal drastisch geändert.
Auch Maras Gedanken waren in die Vergangenheit gewandert. »Weißt du, ich vermisse die Ruhe.« Dann lächelte sie. »Aber das ist auch wirklich schon alles. Die Tempelpriesterinnen sind noch viel stärker an Traditionen und Rituale gebunden als die großen Häuser. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, daß ich mit einem solchen Leben glücklich sein könnte.« Sie warf Kevin einen schelmischen Blick zu. »Und ganz sicher wäre ich um das Vergnügen einer sehr angenehmen körperlichen Ertüchtigung gekommen.«
»Na ja«, sagte Kevin, während seine Blicke wenig ehrerbietig über die Mauern schweiften, die den Tempelbereich umgaben, »nicht unbedingt – mit etwas Glück, einem langen, kräftigen Seil und einem sehr entschlossenen Mann.« Er beugte sich zu ihr, nahm ihr Kinn kurz in die Hand und küßte sie beim Gehen. »Ich bin ein sehr entschlossener Mann.«
Von der anderen Seite der Sänfte warf Arakasi dem Pärchen einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Du wirst dich niemals wie ein richtiger Sklave benehmen«, murmelte Mara. »Wir sollten uns wohl etwas eingehender mit der Vorstellung beschäftigen, die der Erhabene – dein Landsmann – in der Arena gegeben hat, und nach einem legalen Weg suchen, um dich freizubekommen.«
Kevin stolperte beinahe. »Deshalb sind wir wieder in Kentosani! Du willst einen Blick auf das Gesetz werfen und nachschauen, was sich seit den Spielen geändert hat?« Er straffte seinen Körper und nahm seine Position neben Mara wieder ein. Er grinste. »Patrick könnte sich dafür vergessen und dich küssen.«
Mara verzog das Gesicht. »Das würde ihm ganz sicher eine Tracht Prügel einbringen! Der Mann badet nie.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht der Grund, weshalb wir hier sind. Wenn wir Zeit haben, werden wir das Kaiserliche Archiv aufsuchen. Doch der Lord der Ginecho kommt zuerst.«
»Das Leben wäre so langweilig ohne Feinde«, witzelte Kevin, doch diesmal ließ die Lady seinen Köder unberührt. Hinter dem Tempelbezirk verengten sich die Alleen, und der Verkehr wurde zu stark und erlaubte ihnen nicht, sich weiter zu unterhalten. Kevin kämpfte gegen den Druck der dichten Menge, indem er mit Hilfe seiner Größe die Sänfte davor bewahrte, zu sehr hin und her gerüttelt zu werden. Er begriff, daß es nicht nur unglückliche Jahre gewesen waren, die er in der Gefangenschaft verbracht hatte; nicht alle Aspekte des tsuranischen Lebens mochten ihm gefallen, und das Elend der Armen würde niemals aufhören, ihn zu stören. Doch sollte er ein freier Mann werden und an Maras Seite bleiben können, würde er diese fremde Welt als seine
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