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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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eingebrochen und hatten nach den Metallröhren gesucht, sie aber nicht gefunden.
    Ich hatte Menschen, bei denen eingebrochen worden war, klagen gehört, sie fühlten sich beschmutzt. Auch ich fand es widerlich, dass Wronskij in Marjas Unterwäsche gewühlt hatte.
    Zum Schluss holte ich noch die Aufnahmen der Terrassenkamera auf den Bildschirm. Hinter der Hecke waren Lichtstreifen vorbeifahrender Autos zu sehen, und ein einsamer Igel eilte über den Rasen. Ich lächelte über sein langsames Getrippel, auch wenn er auf dem Bildschirm mit jeder Aufnahme mehrere Zentimeter vorwärtshüpfte.
    Eine Gestalt in heller Kleidung und mit hellem Haar erschien auf der Terrasse, stand da, als wolle sie Zeit totschlagen. Ich erkannte den Rücken und den Schwung der Hüften. Auch die Haltung war mir längst vertraut geworden, die Hände hinter dem Rücken, das Gewicht auf einem Bein, während der andere Fuß einen Bogen beschreibt, wie der Stift an einem Zirkel.
    Es war Julija, auch wenn ich es nicht glauben wollte.

24
    Ich trainierte mit der Kugelhantel, als Korhonen in den Garten schneite.
    »Sechsundachtzig, siebenundachtzig, achtundachtzig, nee, neun und für zehn Pfennig Sirup«, versuchte er mein Zählen durcheinanderzubringen und zündete sich eine Zigarette an.
    »Zwanzig. Die dritte Serie«, keuchte ich beim letzten Schwung, legte die Kugel auf die Erde und streckte den Rücken.
    Korhonen rauchte schweigend.
    »Na, fragst du gar nicht, was das ist?«, wunderte ich mich.
    »Eine Kugelhantel. Kettlebell. Auf Russisch girya. Hat den Vorteil, dass sie nicht so leicht kaputtgeht. Hält den Kraftsportlern von Krasnojarsk oder sonst wo about fünftausend Jahre stand.« Korhonen überraschte mich mit seinen Kenntnissen. »Wir haben im Fitnesscenter auch so welche. Warum nicht, ein vielseitiges Gerät. Und die Yuppies sind ganz wild darauf. Die Dinger sind superheiß, um nicht zu sagen hot.«
    »Genau«, nickte ich. »Ich habe alte Bekannte in Petrozawodsk, Gießer aus der ehemaligen Kanonen- und Traktorenfabrik. Die können Alexej und mich damit beliefern. Wir verkaufen sie im Internet. Erhältlich in allen Modefarben.«
    »Der gute Kärppä plant in aller Ruhe neue Geschäfte,obwohl er Feuer unterm Arsch hat«, tadelte Korhonen mich und spuckte aus, als hätte er Krümel im Mund.
    Dann versuchte er, Ringe zu blasen. Er musste lachen, bekam den Qualm in die falsche Kehle und hustete krampfhaft.
    »Was meinst du als Migranten-Hottentotte: Wenn Tanja Totti-Karpela einen Neger heiraten würde, wäre sie dann Hottentotti-Karpela?«
    Ich sagte, dieser Witz hinke noch mehr als seine bisherigen. Wenn ich sein Gerede aufnehmen und der Öffentlichkeit zuspielen würde, säße er bis zu seiner Pensionierung im Fundbüro, wo er Handyladegeräte und Schirme sortieren müsste.
    »Unter Kumpels brauchen wir uns doch nicht um politische Korrektheit zu scheren. Aber weißt du, das ist schon ein seltener Vogel, der Buntspecht«, brachte Korhonen sich erneut in Fahrt. »Nicht zu verwechseln mit dem Schluckspecht, schon gar nicht mit dem tollen Hecht. Ich kenn mich in der Vogelwelt aus, meine Beobachtungen bringen alle Raritätenkomitees zum Staunen.«
    Ich begann eine neue Serie und erlaubte Korhonen, ungestört seine Gedanken galoppieren zu lassen. Ich machte die Bewegungen langsam, demonstrierte, wie leicht das Eisen war. Korhonen kehrte zum Thema zurück, tadelte mich, weil ich eine geschäftliche Expansion vorbereitete, obwohl ich meine Risikoanalysen besser in einer ganz anderen Richtung anstellen sollte.
    »Man muss die Dinge nicht schlimmer machen, als sie sind. Ich habe eine Familie zu ernähren. Soll die etwa hungern und frieren?«, fragte ich.
    »Na klar, der Gutsherr ist so arm wie seine hundert Diener. Begreif endlich, dass du schwer in der Pisse steckst. Undwomöglich reißt du mich mit rein, dann schwimmen wir beide im selben Pissoir. Erklärte der Chefredakteur der Lappischen Volkszeitung und fuhr fort. Verdammt nochmal, ich hab dich geschützt. Und du hast mir Gegendienste geleistet, ich will nicht undankbar sein. Aber jetzt schwärzen sich die Polizisten gegenseitig an, wegen allem möglichen Pipikram. Man darf Informanten nicht mehr belohnen. Die Zentralkripo und die Helsinkier Polizei auf dem Kriegsfuß, zum Teufel. Und die Kollegen in der Nachbarstadt lachen sich ins Fäustchen.«
    Ich sah Korhonen prüfend an. Er rauchte seine Zigarette auf, fast bis zum Filter.
    »Soll das heißen, dass auch mein Name und meine Daten im

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