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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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aufgetaucht.«
    Ich berichtete kurz, dass ich unwissentlich zum Schmuggler gemacht und in wer weiß welche finsteren Pläne hineingezogen worden war. »Und du hältst die Schnauze«, sicherte ich mich ab.
    »Ja, ja, klar. Du kannst dich auf mich verlassen, das weißt du doch«, sagte Alexej ohne Zögern. »Meine Lippen sind versiegelt. Sealed with a fish, wie es in dem schönen Lied heißt. Ich tratsche sowieso nicht groß über die Angelegenheiten maskuliner Männer. Auch von der flotten Biene habe ich nur meinen allerbesten Kumpels erzählt.«
    »Verdammt nochmal, Aljoscha!«
    »Ha, du bist mir auf den Leim gegangen. Jetzt weiß ich, dass da was läuft«, lachte Alexej, wurde dann aber wieder ernst. Er wog die Röhren in der Hand, schüttelte sie vorsichtig, lauschte auf Geräusche, die ihm etwas über die Bewegung und das Wesen des Inhalts verraten konnten, doch die Röhren schienen eine einzige Masse zu sein.
    »Da kann alles Mögliche drinstecken. Kartoffelmehl. Pülverchen für Skisportler. Kokain. Heroin. Milzbrandbakterien. Irgendeine unbekannte Kombination aus Feigwarze und Negerschankerbasilikum. Pardon, heute heißt es wohl afroamerikanischer Schanker«, zählte Alexej auf.
    »Verdammt nochmal, Aljoscha!«
    Alexej schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Dein Wortschatz ist ärmlich. Sowohl aktiv als auch passiv. Erinnerst du dich nicht an das uralte finnische Medizinbuch, das wir zu Hause hatten? Als Kinder haben wir uns die Bilder von Geschlechtskrankheiten angeguckt. Ein Wunder, dass sich meine Sexualität trotzdem so gesund entwickelt hat. Ja, ja, schon gut, krieg dich ein.«
    Er merkte, dass ich allmählich wirklich wütend wurde, und bemühte sich um einen sachlichen Ton.
    »Also irgendeine Bakterie. Oder Nervengas. Blausäure, Sarin. Sehr effektiv, wurde damals in Japan verwendet.«
    Er dachte laut über die Alternativen nach.
    »Aber wenn ich raten müsste … Solche Dinger habe ich schon gesehen, beim Studium … im Kerntechniklabor. Die Metallhülse würde sich für einen radioaktiven Stoff eignen. Polonium zum Beispiel. Ein paar Milligramm strahlendes Material, ein doppelter Bleimantel, dann noch eine Stahlröhre. Andernfalls wären wir jetzt schon in Lebensgefahr. Aber vielleicht sind wir es doch. Hast du bei dir Haarausfall festgestellt? Von deinen Geheimratsecken mal abgesehen?«, fragte Alexej und sah nicht aus, als mache er Witze. Sein immer leicht gerötetes Gesicht war blassgrau geworden.
    Er ging zu seinem Wagen. Als er zurückkam, trug er eine Schürze wie eine Röntgenschwester.
    »Die hab ich vorsichtshalber mitgebracht. Ich spüre fast, wie die Spermien in den Eiern leiden«, sagte er gewollt forsch.
    Dann öffnete er seinen Holzkoffer. Ich war daran gewöhnt, in solchen Behältern Präzisionsinstrumente oder Optik aus der Sowjetzeit zu sehen, doch Alexej nahm ein graues, längliches Messinstrument heraus. Es bestand aus einem Plastikgriff, einer runden Messanzeige und einigen roten Schaltern an den Seiten. Alexej befestigte das Gerät mit einem Lederband am Arm, fasste es am Griff und zog mit der anderen Hand eine Metallstange heraus, die durch ein Spiralkabel mit dem Hauptteil verbunden war.
    »Es gibt inzwischen modernere Modelle, mit Digitalanzeige und allem Drum und Dran. Aber der tut’s auch. Das ist ein Strahlungsmesser«, erklärte mein Bruder. »Ist in deiner Ausbildung wohl nicht vorgekommen. Na, ich bin ja eher ein Vertreter der Reibungslehre, ein Tribologe, aber von den primitiven, auf der Elektronenröhre von Geiger-Müller beruhenden Messgeräten verstehe ich trotzdem etwas.« Aljoscha genoss es, mit fremdländischen Termini und Namen um sich zu werfen.
    Er schaltete das Gerät ein, legte Schalter um und richtete den Stab auf die Metallröhren. Das Messgerät rasselte gedämpft, Alexej legte den Stab auf die Röhren und ließ ihn über das Metall und die Verschlüsse wandern. Das Gerät knackte einige Male, ließ aber nicht das unablässige Rattern ertönen, das ich ängstlich erwartete.
    »Unmöglich zu sagen. In der Natur fliegen ja immer einige von diesen Teilchen herum. Und wenn jemand Radon in seinem Brunnen hat, dann knattert es ganz anders«, meinte Alexej. »Aber das bedeutet noch lange nicht, dass da nichtdoch Polonium drin sein könnte. Jedenfalls hat jemand Wert darauf gelegt, das Zeug gut zu verpacken. Ich würde dir also nicht empfehlen, die Röhren zu öffnen.«
    Ich dankte ihm und sagte, ich würde die Dinger verwahren oder sorgsam

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