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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Polizeisafe liegen, auf einer Spitzelliste?«, fragte ich.
    Korhonen betrachtete die Baumkronen.
    Es schmeckte mir nicht, dass ich als Spitzel registriert war, dass es Aufzeichnungen darüber gab, welche Tipps ich der Polizei gegeben hatte und was man mir hatte durchgehen lassen.
    Generell wollte ich möglichst wenig Spuren hinterlassen. Ich legte mir keine Stammkunden- oder Bonuskarten zu. Am liebsten zahlte ich bar, und meine Handyanschlüsse wechselte ich häufig. Dennoch gab es in allzu vielen Registern Informationen über mich, in meinem früheren und auch in meinem jetzigen Heimatland. Und ich konnte mir vorstellen, welche Kombinationen sich daraus konstruieren ließen.
    Korhonen sah mich an.
    »Ich will dir nur sagen, dass du es dir nicht leisten kannst, dich in irgendetwas verwickeln zu lassen. Die Supo überwacht dich. Auch ich habe dich observieren müssen. Das Vertrauen ist ziemlich minimal. Und du bist an irgendeiner verdammt schlimmen Sache beteiligt. Also versuch dich zuretten. Dann komme ich vielleicht auch klar. Wenn du etwas weißt, erzählst du es mir. Aber du redest auf keinen Fall mit der Botschaft, du gehst nicht mal zum Essen ins Restaurant Schaschlik, kapiert? Die Russlandkontakte sind absolut finito.«
    Korhonen ging, ohne meine Antwort abzuwarten. Ich hatte ihn selten so ernst erlebt.
    Matti Kiuru hatte schon wieder frei. Er versuchte, die Sache herunterzuspielen, gab aber schließlich zu, dass er wegen seiner guten Kondition ein paar Tage Sonderurlaub bekommen hatte. Ich bemühte mich, ihn nicht zu überschwänglich zu loben, und sagte, ich hätte vielleicht einen kleinen Job für ihn, eine Badezimmerrenovierung, die er im eigenen Namen machen könne, ohne Quittungen, oder über die Firma, falls die Kundin die Kosten von der Steuer absetzen wollte. Matti stimmte zu, meinte, Geld könne er immer gebrauchen. Er werde die Arbeit im Urlaub erledigen, und wenn es eilte, auch an den freien Abenden nach dem Dienst.
    Ich frotzelte wieder einmal über die Verweichlichung des Militärs. In der Sowjetunion durfte man während des Wehrdienstes einmal jährlich nach Hause, allerdings nicht ganz so oft, wenn man am anderen Ende des Landes stationiert war. Und es blieb einem auch erspart, freie Abende in irgendwelchen Kneipen zu verbringen.
    Matti wies mich darauf hin, dass ich meinen eigenen Worten zufolge nicht einmal drei Jahre bei der Roten Armee hatte dienen müssen und zudem den größten Teil davon in warmen Klassenzimmern und Sporthallen verbracht hatte statt in Holzkasernen mit Erdfußboden.
    Der Auftrag, den ich Matti angeboten hatte, betraf eine Wohnung im Zentrum, in einem dekorativen alten Haus amBulevardi. Teija, die Besitzerin und Bewohnerin des Zweizimmerapartments, war eine Berufsbekanntschaft von Marja. Als städtische Beamtin hatte sie darüber zu wachen, dass die alten Leute in den Pflegeheimen auch etwas anderes in den Mund bekamen als einen leeren Löffel, dass sie regelmäßig gewaschen wurden und dass die Heimleitung nicht allzu sehr mit den Windeln geizte.
    Ich hatte Teija bei uns zu Hause kennengelernt, auf einer Party, bei der ich mich widerstrebend bemüht hatte, mit Marjas Freunden und Geschäftspartnern und unseren Nachbarn zu plaudern. Beim Einsammeln der Weingläser nach dem Fest hatte ich trotz meiner Bemühungen von Marja einen Tadel bekommen, weil ich mich isoliert hatte, statt lockeren Smalltalk zu treiben, an den Wänden entlang nach draußen geschlichen war. Damit gefährde ich das Pflegeheimgeschäft, ob mir das denn nicht klar sei, hatte Marja mir gepredigt. Und es hatte mir gar nichts geholfen, mich darauf zu berufen, dass ich nicht zu dieser Kirchengemeinde gehörte.
    Teija hatte mir am Telefon versichert, sie würde zu Hause sein, Joga habe sie erst am Donnerstagabend, und der Italienischkurs sei verschoben worden. Auf mein Klingeln öffnete sie sofort. Sie hatte karottenrotes Haar, trug Crocs in der gleichen Farbe, eine hellgrüne Hose und eine Art grobmaschiges Netz als Schultertuch. Die Frau sah aus wie eine riesenhaft aufgeblasene Figur aus einem Zeichentrickfilm für Kleinkinder.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Vau«, begrüßte mich Teija fröhlich. Einer der Partygäste war auf die Idee gekommen, mich Vau zu nennen. Marjas warnendes Zwinkern hatte mich veranlasst, lammfromm zu lächeln, obwohl ich eher Lust gehabt hätte, dem Betreffenden leicht aufs Kinn zu klopfen.
    »Hallo«, sagte ich freundlich und stellte ihr Matti vor, erklärte, der Fliesenleger

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