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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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beinahe grausam.
    »Du hast einen ostbottnischen Humor. Erst sitzt man eine Stunde schweigend da, und dann sagt einer, der Ylä-Filppula ist in den Brunnen gefallen. Wollen wir morgen hin und ihn rausholen, wenn wir mit der Heuernte fertig sind? Und dann lachen alle boshaft. Woher kommst du eigentlich, Varis?«
    Varis verzog den Mund. Er gab keine Antwort.
    »Offenbar classified information . Lass mich raten. Aus Helsinki?«, hakte Korhonen nach.
    »Aus Espoo.«
    »Nicht zu fassen! Ein gebürtiger Espooer«, sagte Korhonen staunend, als habe er einen seltenen behaarten Wurm entdeckt.
    Matti Kiuru zeigte auf.
    »Ich wollte gerade zur Kaserne, mein Urlaub ist zu Ende«, erklärte er. »Kann ich gehen? Tante Oksana muss morgen auch früh aufstehen. Da darf es sowieso nicht zu spät werden. Ruuskanen setzt mich in Santahamina ab und bringt meinen Audi dann zur Inspektion in seine Werkstatt.«
    Korhonen lachte schallend.
    »Hast du das Gedicht im Integrationskurs für Rückwanderer gelernt? Tante Oksana und Onkel Ruuskanen, über eure Familienforschung lachen ja die Hühner! Eine innige Teestunde in Hakunila. Wo habt ihr denn den Samowar gelassen?«
    »Korhonen!«, brüllte Varis und stürmte durch die Weißdornhecke. Man hörte, wie er den Polizisten zurief, der Einsatz sei beendet.
    Zwei kleine Jungen erschienen hinter der Hecke wie Trollzwillinge.
    »Voll cool. Warum haben die Gewehre? Sind das da Verbrecher? Warum verhaftet ihr die nicht? Warum hat dereine dich angebrüllt?«, fragte der kleinere Junge mit heiserer Stimme, ohne eine Antwort abzuwarten. Er stopfte sich Bonbons aus einer Plastiktüte in den Mund, eins nach dem anderen, als füttere er eine gierige Maschine.
    »Die Onkels haben nur ein bisschen geplaudert«, sagte Korhonen. »Verzieht euch, ihr Prachtknaben. Hier gibt’s nichts mehr zu sehen.«
    »Scheiße, der Typ ist total daneben«, sagte der Heisere zu seinem Freund, der ein wenig älter wirkte und ein Skateboard trug.
    »Komm, Eetu, gehen wir«, meinte der Ältere.
    »Ein löblicher Vorschlag. Und es würde auch nichts schaden, wenn ihr nicht ganz so unflätig reden würdet«, tadelte Korhonen und unterdrückte ein Lächeln.
    Die Jungen schlurften langsam auf den Hügel zu, wo graue Hochhäuser aufragten.
    »Lass dir die Mähne wachsen und geh zum Hippie-Pipi-Festival«, rief der Kleinere zum Abschied.
    »Ja, verpiss dich. Das kannst du besser, als uns zu verkackeiern!«, stimmte der Skateboardträger zu.
    Korhonen sah den Jungen fast bewundernd nach und wandte sich dann an das Trüppchen auf der Terrasse.
    »Mal ganz unter uns: Wo ist Kärppä? Und die Russentroika? Oder die Abchasen, Grusier oder was auch immer«, fragte er harmlos, als wolle er sich nur ein bisschen Milch ausborgen.
    Ruuskanen sprach als Erster. »Du weißt ja, Korhonen, dass ich ein ganz normaler, ehrlicher Geschäftsmann bin«, erklärte er und stützte die Hände auf die Knie. »Man hat mich gekidnappt und zu wer weiß was gezwungen …«
    Matti Kiurus giftiger Blick brachte den Autohändler zum Schweigen.
    »Ist noch was? Wir fahren jetzt los. Und die Gastgeber wollen schlafen gehen«, sagte Matti.
    Korhonen schüttelte den Kopf, wünschte eine gute Nacht und ging zum Parkplatz vor dem oberen Reihenhaus. Er trällerte den Saarenmaa-Walzer.
    »Doch wo steht mein Auto, auf welchem der Höfe   …« , sang er mit Georg-Ots-Stimme.

32
    Ich saß auf dem Bretterzaun hinter dem Hügel in Hakunila, im Start- und Zielbereich der Loipen des Sportparks. Das Gelände war mir bekannt, ich war schon zum Skilaufen hier gewesen. Allerdings hatte ich in den letzten, extrem schneearmen Wintern von der einzigen Loipe, die man mit künstlichem Schnee gerettet hatte, genug bekommen und es vorgezogen, auf den längeren Strecken zu joggen. Die Steigungen waren hier natürlicher als auf den Laufpfaden in Helsinki.
    Das Gras im Skistadion wuchs in Büscheln wie auf einer Naturwiese. An die winterlichen Wettkämpfe erinnerten nur die verblichene Skiwachsreklame an der Sprecherkabine und das abgebrochene Blatt eines Eishockeyschlägers. Jetzt war auf dem sandigen Spielfeld, das im Winter zur Eisbahn wurde, gerade ein lärmendes Fußballspiel der untersten Liga zu Ende gegangen, und die Tore zum Leichtathletikbereich wurden mit Ketten verschlossen.
    Ich sah auf die Uhr. Bald mussten sie kommen.
    Langsam und sorgfältig musterte ich die Umgebung. Der Sportpark versank in abendlicher Ruhe. Weiter weg, auf der Weide des Reitstalls, entdeckte ich zwei

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