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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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er glaubt, wenn er wie ein Surfer redet, der ein paarmal zu oft was auf
den Kopf bekommen hat, macht ihn das jünger als dreiundvierzig.
    »Nichts«, sagt Ben. »Ich
muss nur eine Zeit lang von der Bildfläche verschwinden.«
    Spin wischt sich den
Cappuccinoschaum von der Oberlippe. »S'cool.«
    »Ja, naja, eigentlich nicht«, sagt Ben. »Aber so sieht's nun mal aus. Ich will, dass du
eine neue Schiene für mich findest, double blind, mach fünfhunderttausend
flüssig, und alles andere wird frisch gewaschen. Ein neuer Kreislauf, lass die
Kohle eine Weile irgendwo verschwinden.“
    »Keine
Sorge.«
    Keine Sorge - jedes Mal,
wenn Chon hört »keine Sorge«, fängt er an, sich welche zu machen.
    »Ich will's sauber in
Jakarta abholen«, erklärt Ben. »Die Hälfte in Dollar, die andere Hälfte in der
Landeswährung.«
    »Das ist eine Menge Asche
zum einfach so Rumschleppen, Boss.«
    »Schon okay«, sagt Ben.
»Außerdem kannst du einen Plan für deine persönlichen Finanzen entwickeln, ich
will dir nicht verschweigen, dass wir uns von der alten pista
secreta verabschieden.«
    » Amigo ...«, Spin ist geschockt.
    Eine Welt ohne Ben &
Chonny's?
    »Wir hatten einen super
Lauf«, sagt Chon. »Du hast viel Geld verdient.« Viel ist zwar viel. Aber nie
genug.
     
    O beschließt, bei Banana Republic
anzufangen. Natürlich im South Coast Plaza.
    (Keine Panik, wir gehen
nicht noch mal die ganze Liste durch). Den Wagen, der ihr nach Hause gefolgt
ist, hat sie nicht gesehen, und jetzt folgt er ihr immer noch. Sie parkt und
geht rein.
    Esteban, einer von den drei Männern im Wagen hinter ihr, ruft Lado an.
     
    Der sitzt in seinem Büro
und kümmert sich um Gartenscheiß.
    Alle wollen alles
gleichzeitig - nämlich genau jetzt -, und sie wollen dieselbe Dienstleistung
für weniger Geld. Heutzutage wollen's alle billiger haben, jedenfalls
diejenigen, die den Service nicht gleich komplett abbestellt haben - ein komischer
Anblick, ein guero, der versucht, einen
Rasenmäher anzuwerfen - aber Lado hat es nicht allzu hart
getroffen. Der Großteil seiner Kunden sind Hausverwaltungen, außerdem hat er
eine kleine Nische im rezessionsgeschüttelten Markt gefunden - Banken und
Makler brauchen Leute, die Immobilien nach der Zwangsvollstreckung zum
Weiterverkauf räumen und reinigen.
    Auf dem Display sieht er,
wer anruft, und geht mit dem Telefon raus.
    Antwortet mit Nike -Just Do It.
    Die Jungs sind gut, die
wissen, was sie tun.
     
    O entscheidet sich, mit ihrer Reisegarderobe voll auf Kristin Scott Thomas zu
machen. Reduziert, aber sinnlich.
    Viel weiß und Khaki. Was
sie aber nicht auftreiben kann, ist so ein Hut - groß, weich, koffertauglich,
trotzdem sexy -, also beschließt sie, das SCP zu verlassen und rüber ins Fashion
Island nach Newport Beach zu fahren.
    Sie geht wieder zum
Wagen, dreht den Schlüssel im Zündschloss und spürt die Klinge im Nacken.
    »Fahr los, chica. «
    Sie fährt, wohin die
Stimme sie dirigiert, über die Bristol Street auf den Costa Mesa Freeway, ein
paar Straßen weiter und auf den Parkplatz hinter einer kleinen Einkaufsstraße,
wo sich ein Mexikaner mit Baseballkappe auf den Beifahrersitz schiebt und ihr
eine Nadel in den Oberschenkel rammt.
     
    Chon
öffnet die E-Mail mit dem angehängten Videoclip. Er ruft Ben. Sie haben O.
    Sie sitzt in einem leeren
Raum.
    Hässliche gelbe Wände.
    Eine Kettensäge zu ihren
Füßen.
     
    Dann hat sich der
Video-Künstler was echt Schlaues einfallen lassen -
    Os Kopf springt ihr von
den Schultern und huscht über den Bildschirm.
    Eine Telefonnummer wird
eingeblendet.
     
    Ben
wählt die Nummer. Fragt: »Was wollt ihr?« Chon sagt: »Gib mir das Telefon.«
    Ben
lässt sich nicht drauf ein. Nur damit Chon sagt »Fickt euch« und die Os Kopf wirklich von ihrem Körper trennen.
Realität versus Virtualität. »Ich brauche ein Lebenszeichen«, sagt Ben. Ein Satz,
den er aus Filmen kennt. Kein Problem. Skype.
     
    O wirkt verängstigt. Natürlich.
    Verängstigt
und stoned. Sie haben ihr irgendwas gegeben.
    »Hi.«
    »Hi.«
    »Haben
die dir weh getan?«, fragt Chon.
    Kurz
vorm Platzen.
    O sagt: »Nein, alles okay.«
    Ben
sagt: »Tut mir so leid.«
    »Schon
okay.«
    Ihr
Bild verschwindet.
    Wird
von reinem Ton abgelöst.
    Eine
elektronisch verfremdete Stimme sagt: »Ich will mit Mr. Lassen-wir-den-Scheiß
sprechen.“
    »Ich
bin dran.«
    »Lassen wir den Scheiß,
ja? Ich erhalte binnen fünf Stunden die erste Lieferung von euch zu dem von
mir vorgegebenen Preis, oder ihr bekommt

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