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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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eine Biografie gelesen
oder so?«
    »Ja, Schatz, die Bibel.«
    »Hast du die bis zum Ende
durchgelesen, weil ...«
    »Ich habe Christus als
meinen Erlöser anerkannt.«
    »... das gar nicht so gut
für den ausgegangen ist. Weißt du, das mit der Kreuzigung und so.«
    Drei Dinge, die ich heute
tun will, damit ich an ein Kreuz genagelt werde:
     
    Den Geldwechslern auf den
Sack gehen
    Den Römern auf den Sack
gehen
    Meinem Dad verklickern,
dass ich keinen Bock mehr hab (Der junge Jesus hängt am Kreuz und bekommt eine
Lektion in Sachen Vertrauen. »Steig da hoch, ich fang dich auf.«)
    »Würdest du mit mir
beten, Ophelia?«, fragt Paku.
    »Nein, aber trotzdem
danke.«
    »Ich werde für dich
beten.«
    »Wo ist mein Reisepass?«
    Pakus Alarmglocken
springen an. »Wieso?«
    »Ich brauch ihn.«
    »Fährst du weg?«
    »Hab an Frankreich
gedacht.«
    »Was gibt's in
Frankreich?«
    »Weiß nicht,
französischen Kram. Franzosen.«
    »Geht's um einen Franzosen, Ophelia?« Ihre Gesichtshaut
spannt so stark, dass man drauf trommeln könnte.
     
    O ist
versucht zu erwähnen, dass sie es vergangene Nacht von zwei amerikanischen
Prachtkerlen besorgt bekommen hat, nur um zu sehen, wie sich Pakus Gesicht in
ein riesiges Fragezeichen verwandelt, aber sie tut es nicht. Eigentlich will
sie sagen, dass sie mit den beiden nach Indonesien fährt und sich dort
vielleicht so was wie ein Leben aufbauen
will, sie will sich verabschieden, aber auch das tut sie nicht.
    »Das ist mein Pass«, hört sie sich nölen.
    »In meinem Schreibtisch,
die Schublade links oben«, sagt Paku. »Aber darüber sprechen wir noch.«
    Ja, wir haben viel zu
besprechen, Mom, denkt O. Aber wir werden es nicht tun. Sie geht in Pakus
Arbeitszimmer, kramt in der Schublade, findet ihren Pass und verschwindet durch
die Hintertür.
    B4N.
    Bye for now.
    Ben und Chon haben zu
tun.
    Viel zu tun, sie müssen
ihren Absprung vorbereiten.
    Zuerst hängen sie sich
ans Telefon, schreiben SMS, mailen ihren Händlern und verbreiten, dass sie mal
blaumachen, eine Zeit lang vom Radar verschwinden sollen. Jede Menge Gemecker,
Vorwürfe und Fragen, aber Ben bleibt dabei.
    Die Geschäfte werden
ausgesetzt.
    Wollte euch bloß
vorwarnen.
    Alles klar.
    Dann fahren Chon und er
auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen mit Bens Finanzverwalter ins Café Heidelberg am Pacific Highway Ecke Brooks Street. Sie müssen unterwegs an drei
Starbucks vorbei, aber Ben weigert sich, in einen der Kettenläden zu gehen. Er
kauft ausschließlich »fair gehandelten« Kaffee. Chon hat andere Vorstellungen
von fairem Handel. Er gibt denen Geld, die geben ihm Kaffee, für ihn ist das
ein fairer Handel. Aber ihm ist es egal, das Heidelberg ist schon in Ordnung.
    Er hat drauf bestanden,
dass Ben fährt, obwohl Ben ein scheiß Fahrer ist. Aber Chon will die Hände für
die Glock auf seinem Schoß, das Gewehr auf dem Boden und das Ka-Bar-Messer in
seinem Gürtel frei haben, für den Fall, dass ihnen ein Reh vors Auto läuft oder
es brenzlig und persönlich wird.
    Ben hält das
Waffenarsenal für übertrieben.
    »Das sind geschäftliche
Verhandlungen«, sagt er.
    »Du hast das Video
gesehen«, erwidert Chon.
    »Das war in Mexiko«, sagt
Ben. »Wir sind hier in Laguna Beach. Die Cops tragen Shorts
und fahren Fahrrad.«
    »Du meinst, hier ist's zu
zivilisiert für so was?“
    »So in der Richtung.«
    »Aha.
Warum setzen wir uns dann nach Indonesien ab?“
    »Weil
es keinen Sinn hat, leichtsinnig zu sein.“
    »Genau.«
    Sie finden einen
Parkplatz in der Brooks Street, und Ben füttert die Parkuhr mit
Vierteldollarmünzen. Aus irgendeinem Grund hat Ben immer Vierteldollarmünzen
einstecken. Chon hat nie welche.
    Spin Dry sitzt schon draußen an einem der Tische.
    Spin D war früher
Investmentbanker bei einer angesehenen Bank in Newport Beach. Dann wurde er
auf Bens Produkte aufmerksam und merkte, dass er mit der Wäsche von Bens
Profiten mehr Geld verdienen konnte. Die Bank ließ ihn nicht ungerne gehen.
    Jetzt beobachtet Spin
frühmorgens die Finanzmärkte in Asien und im Pazifik, fährt den Rest seiner
Zeit Fahrrad, geht ins Fitnesscenter und vögelt Orange-County-Trophäenweiber,
die sich von ihren Ehemännern mit Mercedes-Cabrios und Schmuck und von Spin mit Crack versorgen lassen.
    Spin
ist ein glücklicher Mann.
    Er ist mit dem Fahrrad da
und trägt einen dieser bescheuerten hautengen italienischen Ganzkörperanzüge
mit dazu passender Kappe.
    Chon
findet, er sieht aus wie ein Idiot.
    »Was'n los?«, fragt Spin,
weil

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