Zeit für Eisblumen
lockend, als ich mich nach einigen Minuten von ihm löste.
„Das Schlafzimmer“, sagte Sam und zog mich hinter sich her. „Ich muss morgen früh raus.“
In der Dunkelheit des Schlafzimmers zog er mich aus und drückte mich aufs Bett. Und auch wenn ich es schön fand, ihn so nah bei mir zu haben, mit meinen Händen über seine muskulösen Oberarme zu streichen und ihn in mir zu spüren, so war ich irgendwie enttäuscht. Das Ganze hatte so heiß begonnen. Und der Küchentisch oder die Couch wären eine nette Abwechslung gewesen. Jetzt hatte alles in unserer üblichen Routine geendet.
Dabei harmonierten wir beim Sex ganz wunderbar miteinander. Er wusste, was ich wollte, ich wusste, was er wollte. Doch wahrscheinlich war es gerade das, was es ein bisschen langweilig machte. Denn wenn man genau weiß, was der Partner möchte, neigt man dazu, ihm genau das auch zu geben. Ohne groß zu experimentieren.
Vor allem seitdem Paul auf der Welt und Zeit knapp war, gingen wir so effektiv und zielgerichtet wie möglich vor, was dazu führte, dass zwischen dem ersten Kuss und unserem gemeinsamen Orgasmus kaum mehr als zehn Minuten lagen. Ich hatte schon häufig darüber nachgedacht, unser Sexleben grundlegend zu revolutionieren. Aber wie, wenn man die meisten Sachen in der Prä-Paul-Zeit schon gemacht hatte? Sex in der Umkleidekabine, Sex in der freien Natur, Sex in den meisten Stellungen, zumindest diejenigen, für die man nicht zwangsweise den Spagat beherrschen musste, Sex mit Handschellen, Sex mit verbundenen Augen. Alles ausprobiert. Und wirklich exotische Dinge wie Peitsche und Streckbank, Sam im Latexsupermannkostüm, ich als Krankenschwester verkleidet, der Besuch eines Swingerklubs, all das war nicht mein Fall. Obwohl, Letzteres vielleicht schon. Zumindest wenn ich mir sicher sein könnte, dort nur ausgesprochen schöne Menschen anzutreffen. Ashton Kutcher und Natalie Portman wären nicht schlecht. Ich selbst müsste fünf Kilo weniger wiegen und durchtrainierter sein. Vielleicht sollte ich einen Body tragen.
Meine Güte! Ich presste mich fester an Sam. Kein Wunder, dass ich Schwierigkeiten hatte, wieder in Fahrt zu kommen, wenn ich meine Gedanken derart abschweifen ließ. Ich musste mich konzentrieren. Ich stellte mir vor, wie ich nackt mit Ashton Kutcher und Natalie Portman auf dem Deck einer Jacht lag, ein Hubschrauber kreiste in der Luft und erregte Paparazzi schossen Fotos von uns. Und nach kurzer Zeit hatten Sam und ich unseren gemeinsamen Orgasmus.
Am nächsten Morgen stand Nina mit Puck und einem riesigen giftgrünen Koffer vor der Tür.
„Du willst hier einziehen, oder?“
Nina verzog herablassend das Gesicht. „Du warst auch schon origineller.“
„Nein, wirklich. Mein Gott, was hast du alles dabei? Dieser Koffer ist so groß wie unser Gästezimmer. Du kannst definitiv niemals Kinder bekommen. Denn dann müsstest du mit einer Entourage wie Jennifer Lopez verreisen.“
Paul saß im Flur und gluckste begeistert auf, als er Puck sah, und vergrub sein Gesicht in dessen wuscheligem Fell. Der kleine Hund leckte ihn ab. Paul versuchte, ihm in die Nase zu beißen, so wie er es bei seinem Stoff-Hugo immer tat.
„Oh nein, mein Freund.“ Ich drohte Paul mit dem Zeigefinger und nahm ihn auf den Arm. Enttäuscht schrie er auf.
Erst als mein Sohn gegen eins seinen zweistündigen Mittagsschlaf antrat, fanden Nina und ich eine Gelegenheit, in Ruhe zu reden. „Du siehst besser aus als gestern“, stellte Nina zufrieden fest.
„Ich fühle mich auch besser. Und ich habe mich sofort daran gemacht, deine Vorschläge in die Tat umzusetzen.“ Ich holte meinen Kalender hervor. „Morgen früh um zehn habe ich einen Termin in Leo’s Sportsclub, am Samstag gehe ich zur Kosmetikerin, ich habe eine vertrauenerweckende Babysitterin gefunden, und tataaa …“, ich griff in eine grüne Papiertüte und zog einen Hauch von schwarzer Spitze heraus, „hier ist die sündhaft teure Unterwäsche. Außerdem habe ich ein Schlank-im-Schlaf-Kochbuch und eine Yoga-CD gekauft.“
„Wow!“ Ein anerkennender Ausdruck huschte über Ninas Gesicht. „Das hast du alles innerhalb der letzten zwölf Stunden organisiert.“
„Ich bin heute Morgen extra früher aufgestanden.“ Ich grinste und vermied es, ihr zu sagen, dass mein Shoppingtrip in mir alles andere als Glücksgefühle ausgelöst hatte. „Ach ja, und mit Sam geschlafen habe ich auch.“
„Das ist die Fee, wie ich sie kenne und liebe.“ Nina nahm mich in den Arm.
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