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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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damit sie noch mit ihrem Mann schlafen kann, bevor er auf die Arbeit geht und das Baby aufwacht.“
    „Ernsthaft?“ Nina hob die Augenbrauen.
    „Sie hat es zumindest behauptet.“
    „Sie hat euch garantiert angelogen, um sich wichtigzumachen. Den Wecker auf halb sechs stellen …“ Sie schnaubte verächtlich. „So gut könnte der Sex gar nicht sein. Und ich lebe seit zwei Monaten enthaltsam.“
    Ich dachte daran, wie verrückt ich die ersten Jahre unserer Beziehung nach Sam gewesen war. Wie ich dahingeschmolzen war, wenn er mir beim Sex schmutzige Dinge ins Ohr flüsterte. Wie ich seinen flachen Bauch geliebt hatte und ihn immer noch gut fand. Die Stelle, an der sich seine Haare vom Bauchnabel bis hinunter zum Bund seiner Shorts kräuselten. Den Pfad zum Glück hatte ich ihn genannt, und zum Teufel – ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, wie Monika ihn mit ihren lackierten Krallen nachzog.
    „Sex ist zwischen Sam und mir nicht das Problem. Und Monika ist es auch nicht ausschließlich“, sagte ich.
    „Was ist es denn?“ Nina beugte sich nach vorn.
    „Der Alltag. Und das Geld. Es reicht nicht.“
    „Was soll das heißen, euer Geld reicht nicht?“
    „Was ich gesagt habe. Nach Abzug von Miete und Versicherungen ist kaum noch etwas übrig.“
    „Aber wie kann das sein? Du arbeitest den ganzen Tag und du hast nicht nur den Moderationsjob, sondern auch den Werbevertrag von MyShoes.“
    „MyShoes hat mir eine einmalige Summe gezahlt. Seitdem bekomme ich nur noch Schuhe.“
    „Aber Sam? Der ist Lehrer. Verdient man in diesem Beruf nicht unglaublich gut und hat außerdem noch ein Drittel des Jahres frei?“
    „Sam wird Lehrer. Noch ist er Referendar und mit dem, was er verdient, können wir nur die Hälfte der Miete abdecken.“
    „Aber Paul trägt Baby UGGs. Wer sich so etwas leistet, kann doch nicht davon sprechen, dass er kein Geld hat.“
    Ich blickte schuldbewusst zu Boden. „Ich habe gesagt, dass unser Geld nicht reicht. Ich habe nicht gesagt, dass wir keins haben.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Sams Mutter schickt uns jeden Monat einen Scheck über 1000 Euro.“
    „Was?“ Nina schnappte nach Luft. „1000 Euro. Einfach so?“
    „Nein. Kurz nach Pauls Geburt hat sie mich angerufen. Sie wollte wissen, wie es ihm geht, hat mich gebeten, ihr Fotos zu schicken und sie mit Paul regelmäßig zu besuchen. In dem Zusammenhang hat sie mir angeboten, uns finanziell zu unterstützen.“
    „Sam weiß nichts davon, oder?“
    „Nein. Und er darf es auch nicht erfahren. Sein Vater und er sind sich immer noch spinnefeind.“
    „Mein Gott, Fee!“ Nina klang geschockt. „Warum hast du dich darauf eingelassen?“
    „Ich gebe die 1000 Euro ja nicht für mich aus“, verteidigte ich mich. „Ich gehe zum Metzger und auf den Markt, ich bringe das Auto zur Inspektion, ich kaufe Paul Kleider. All das kostet Geld.“
    Nina schüttelte den Kopf. „Du kaufst Paul nicht nur Kleider. Du kaufst ihm UGG Boots. Diese Dinger sind sauteuer.“
    „Würde es dir Spaß machen, für dein Kind auf dem Flohmarkt einzukaufen?“
    „Nein. Aber ich würde es tun. Jedenfalls bevor ich meinen Freund so hintergehen würde.“ Sie sah mich herausfordernd an.
    „Ich bin aber nicht so edel wie du“, antwortete ich.
    Nina ignorierte meine schnippische Äußerung. „Warum hat Sam damals alles hingeschmissen und die Ausbildung zum Lehrer angefangen? Du hast es mir nie gesagt.“ Sie drehte sich nachdenklich eine rote Haarlocke um den Finger.
    „Weil ich es nicht weiß. Ich glaube, Sam weiß es selbst nicht so genau. Es war eine Kurzschlussreaktion. Sein Vater hat ihn rausgeschmissen und die Kreditkarte gesperrt. Ende.“
    „Aber er muss dir doch irgendeinen Grund für seine Entscheidung genannt haben.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Keinen besonders überzeugenden. Nur, dass er nicht sein ganzes Leben damit verbringen will, von früh bis spät zu arbeiten, er mehr Zeit für unsere späteren Kinder und für mich haben möchte. Wahrscheinlich hat mein Vater recht und Sam ist ein Weichei, das nie gelernt hat, sich anzustrengen.“
    „Aber es ist doch nett, wenn er sagt, er möchte einen Beruf, bei dem er Zeit mit dir und euren Kindern verbringen kann.“
    Ich schnaubte. „Zu diesem Zeitpunkt wollte ich überhaupt keine Kinder. Und was nutzte mir damals ein Mann, der immer zu Hause ist. Ich war selbst nie da. Aber Themawechsel. Ich habe keine Lust mehr, über Sam zu reden. Lass uns noch ein paar Schritte

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