Zeit für Plan B
und seinen Mietwagen hinter Chucks in der Auffahrt abstellte. Dort draußen sah es allmählich wie bei einem Ford-Händler aus. Wir beobachteten, wie er in seinem frisch gebügelten marineblauen Anzug aus dem Wagen stieg und Deputy Dan seine Dienstmarke entgegenstreckte. Ein kurzes Gespräch zwischen den beiden Männern folgte, in dessen Verlauf Deputy Dan reichlich oft die Stirn in Falten legte.
»Dieser Typ«, sagte Don zu uns, als wir ihn auf der Veranda begrüßten, »ist in den Genpool gelangt, als die Rettungsschwimmer einmal nicht aufgepasst haben.«
»Er hat mit Sicherheit schwere Störungen, was seine Realitätswahrnehmung anbelangt«, pflichtete ich bei, als wir ins Haus traten.
»Es ist das personifizierte Klischee«, sagte Chuck. »Der Kleinstadt-Deputy mit einem IQ in Höhe der Zimmertemperatur. Wie dieser Deputy in
BJ und der Bär.«
»Perkins«, sagte Don, womit er mich beeindruckte. »Er hat für Sheriff Lobo gearbeitet.«
»Hast du den Sheriff kennengelernt?«, fragte ich.
»Er ist eine fiktive Figur.«
Ich grinste. »Ich meine Sullivan.«
»Na klar. Wir haben den Vormittag zusammen verbracht, haben alle Motels und Pensionen in der Umgebung durchkämmt.«
»Und kein Glück gehabt, nehme ich an.«
»Nein. Die Wahrheit ist, er könnte einfach überall sein.«
»Meinst du, er ist tot?«, fragte Chuck.
Don holte einmal tief Luft. »Woher soll ich das wissen? Aber wenn ein Filmstar, der so berühmt ist wie Jack Shaw, drei Tage lang nirgends gesichtet wird … Es sieht nicht gut aus.«
Chuck gab Don mit einer Handbewegung zu verstehen, still zu sein, als Alison und Lindsey sich zu uns ins Wohnzimmer gesellten,aber Alison sagte: »Schon gut. Er sagt schließlich nichts, was wir nicht alle denken.«
»Es tut mir leid«, sagte Don. »Ich wünschte, ich könnte mehr tun.«
»Genauso ist uns allen zumute.«
»Na ja, falls es euch tröstet, wenn er mein Freund wäre, hätte ich dasselbe getan, was ihr getan habt.«
»Was wir angeblich getan haben«, erinnerte ihn Chuck.
»Richtig.« Don lächelte. Irgendwann im Verlauf des gestrigen Abends war er unser Verbündeter geworden, und auch wenn ich nicht genau erkennen konnte, wie oder wieso es dazu gekommen war, war ich auf einmal doch dankbar für seine tröstliche Anwesenheit.
»Also«, sagte Lindsey. »Was wollen wir jetzt machen?«
»Abwarten«, sagte Chuck.
»Bleibst du noch länger hier in der Gegend?«, fragte Alison Don.
»Ich weiß nicht«, sagte Don zu ihr, und es kam mir vor, als sei er vielleicht ein klein wenig errötet. »Ich würde gern noch ein bisschen bleiben, abwarten, ob irgendwas passiert.« Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass Don vielleicht ein Auge auf Alison geworfen hatte.
»Heute Abend ist Halloween, und da müssen wir wohl ’ne kleine Party schmeißen.« Alle sahen mich mit verwirrter Miene an. »Ich hab Jeremy mehr oder weniger eingeladen, er könnte heute Abend bei uns mitfeiern, versteht ihr? Seine Mom lässt ihn nicht an dem
Trick-or-Treat
-Streich teilnehmen.«
»Ich finde auch, eigentlich könnten wir schon irgendwas machen«, sagte Alison.
»Es muss ja nichts Großes sein«, sagte ich. »Wir essen einfach zusammen und sehen uns dann irgendwelche Halloween-Filme im Fernsehen an.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Als ich aufmachte, stand Deputy Dan vor mir. Ich dachte an Chucks Anspielung auf
BJ und der Bär
und lächelte. »Ja?«
»Da unten ist ein Mann, der behauptet hat, Sie wollten ihn sprechen. Will, dass ich ihn hier zum Haus hochkommen lasse.«
Ich blickte über seine Schulter und sah Paul Seward neben den Polizeibarrikaden, die das Grundstück der Schollings schützten, auf und ab laufen. Die Menge hinter ihm war weiter angewachsen, und alle Kameras waren auf Seward gerichtet, während die Reporter ihn umzingelten und mit Fragen bombardierten. »Äh, kommt ihr mal«, sagte ich zu den anderen.
Sie kamen alle herüber, um sich die Sache anzusehen. »Ich hab mich schon lange gefragt, wann der wohl aufkreuzt«, sagte Chuck bitter.
»Wollen wir mit ihm sprechen?«, fragte ich. Ich konnte Deputy Dan an der Miene ablesen, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, mit einer abschlägigen Antwort zu Seward zurückzukehren. »Er will Sie wirklich dringend sprechen«, ermunterte uns der Deputy. »Hat gesagt, er geht erst, wenn er es getan hat.«
»Wir werden’s uns überlegen.« Alison schlug dem glücklosen Deputy abrupt die Tür vor der Nase zu. »Dieser Blödmann hat mich über eine Stunde
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