Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
Vom Netzwerk:
würde man in das Haus zurückkehren, in dem man aufgewachsen ist, und es völlig unverändert vorfinden, und doch auf eine unerklärliche Weise neu, weil das eigene Gedächtnis, außerstande, sich jedes winzige Detail einzuprägen, es im Geist verallgemeinert hat. Immer wieder unterbrach ich einen Kuss, um sie zu betrachten, nachdem ich sie nun endlich wieder ansehen konnte, ohne etwas verheimlichen zu müssen. Es war eine sanfte Wiedervereinigung, langsam und leicht, nicht erschwert durch sexuelle Akrobatik oder andere vermeintliche Bekundungen von Leidenschaft.
    Danach setzte ich mich aufrecht hin, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, und zog sie in meinen Schoß, so dass ihr Rücken an meiner Brust lag und wir beide durchs Fenster beobachten konnten, wie die Abenddämmerung allmählich der Nacht wich und die Lichter rings um den See angingen. Ich lehnte meine Wange gegen ihre Schläfe und atmete ihren Geruch ein, als könnte ich mich damit anfüllen.
    »Na ja«, sagte Lindsey und rieb über die Außenseite meines Oberschenkels. »Das war wohl unvermeidlich.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich denke, ich habe immer gewusst, dass wir irgendwann wieder hier landen würden.«
    »Ich auch«, sagte sie. »Können wir es diesmal behalten?«
    »Machst du dir keine Sorgen, dass ich mich vielleicht nur über eine andere hinwegtrösten will?«
    »Du hast geheiratet, um dich über eine andere hinwegzutrösten«, sagte sie, während sie ihr Gesäß gegen mich drückte. »Ich war deine erste Wahl.«
    »Können wir denn keinen Spaß mehr zusammen haben, ohne alles kompliziert zu machen?«, fragte ich.
    Sie verzog das Gesicht. »Hast du denn keinen Spaß?«, fragte sie anzüglich, während sie sich etwas fester gegen mich drückte.
    »Äh, doch.«
    »Klingt für mich ziemlich unkompliziert.«
    »Ich liebe dich«, sagte ich und glitt mit den Händen unter ihren Armen hindurch, um ihre Brüste zu streicheln. Sie stöhnte leise und streckte sich, einer Katze ähnlich, um sich in der Berührung zu aalen.
    »Ich weiß«, flüsterte sie. Und dann, mit einer athletischen Bewegung, drehte sie sich auf die andere Seite, so dass wir mit dem Gesicht zueinander dalagen, und küsste mich innig. Ich rollte sie auf den Rücken, und während ich ihren Nacken küsste, begriff ich, dass es doch auch einen Vorzug hatte, dreißig zu sein: Es ist ein Alter, in dem man vielleicht, nur vielleicht, anfangen kann, Dinge zu behalten.

    Etwas später, während wir noch im Bett lagen und uns leise unterhielten, riss Chuck die Tür auf und steckte den Kopf ins Zimmer. »Hi, Leute«, sagte er. »Ich hab mich schon lange gefragt, wann ihr endlich zur Sache kommt.«
    »Hi, Chuck«, sagte Lindsey lachend und zog das Bettzeug ein Stück hoch, um sich zuzudecken.
    Er fasste das als Einladung auf und ließ sich aufs Bett plumpsen, so dass er genau zwischen unseren Füßen lag. »Vielleicht könnt ihr beide jetzt ja aufhören, euch bei den Mahlzeiten gegenseitig anzugaffen, wisst ihr? Ihr habt diese sexuelle Spannung ausgestrahlt, es war wie bei Mulder und Scully.« Er setzte sich aufrecht hin und schnüffelte an der Luft. »Ah«, sagte er. »Der Geruch von frischem Sex. Davon muss ich unbedingt auch etwas bekommen.« Er hatte noch immer ganz gut einen sitzen. Ich gab ihm unter der Bettdecke einen Tritt, so dass er vom Bett fiel. Er legte sich auf den Rücken und sah an die Decke, die Knie angewinkelt, als würde er gleichversuchen, ein paar Dehnübungen zu machen, bei denen man sich aus der Rückenlage aufrecht hinsetzen muss. »Jack sagt, er fühlt sich nicht besonders. Er hat mich gebeten, ihm ein paar Aspirin unter der Tür durchzuschieben.«
    »Hast du’s getan?«, fragte ich.
    »Mir gefällt die Vorstellung nicht, ihm überhaupt irgendwelche Medikamente zu geben«, sagte Chuck. »Aber vermutlich hat er leichtes Fieber, was bei einem Kokainentzug ganz normal ist. Außerdem leidet er im Augenblick vermutlich unter Erschöpfung, auch genau das, was man erwarten würde, aber gegen das Fieber hilft ihm das natürlich nicht unbedingt. Am besten sollte ich zu ihm reingehen und ihn untersuchen. Er hat gesagt, er würde die Tür richten, damit ich zu ihm reinkommen kann.«
    In diesem Augenblick steckte Alison den Kopf durch die Tür. »Hi, Leute«, sagte sie schläfrig, bevor sie die Szene bewusst zur Kenntnis nahm. »Oh!«
    »Hey«, grüßte Chuck sie vom Boden aus.
    »Na endlich«, sagte sie lächelnd, sprang zu uns aufs Bett und umarmte mich. Sie streckte eine

Weitere Kostenlose Bücher