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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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reglos an Ort und Stelle verharrten, wenn er doch nicht einmal mehr vor uns stand, regelrecht entmannt.
    »Du siehst aus, als ob du’s etwas ungemütlich hast. Deswegen habe ich gefragt«, sagte Chuck.
    »Na ja, du schlägst doch zu wie ein Mädchen.«
    »Und du kämpfst wie ein alter Mann«, sagte er grinsend. »Wenn ich gewusst hätte, was für’n schlapper Kämpfer du bist, hätte ich dir schon vor Jahren den Arsch versohlt.«
    Obwohl es noch immer heftig herunterprasselte, hatten sich unsere Ohren allmählich an das Geräusch des Regens gewöhnt und es auf ein bloßes Hintergrundgeplätscher reduziert, so wie die Augen sich irgendwann an die Dunkelheit gewöhnen, und inzwischen konnten wir uns unterhalten, ohne schreien zu müssen. »Es tut mir leid, Chuck«, sagte ich leise.
    »Schon gut«, sagte er und rieb sich die Nase. »Wie ich schon sagte, du kämpfst wie ein alter Sack.«
    »Nein, wirklich. Es tut mir leid, dass ich mir nicht überlegt habe, was hier für dich auf dem Spiel steht. Du hast recht, ich habe nichts zu verlieren.«
    »Hey«, sagte er. »Das habe ich alles nicht so gemeint. Wirklich.«
    »Nein, du hattest schon recht«, sagte ich, stützte mich auf die Ellbogen auf, die Füße vor mich ausgestreckt, und legte den Kopf zurück, um etwas Regen schlucken zu können. »Ich denke, ich war genau zu dem Zeitpunkt, bevor wir hierherkamen, am Nullpunkt angelangt.«
    »Ach, du bist schon okay«, sagte Chuck und nahm die gleiche Körperhaltung ein. »Du warst eben in ’ner Krise. Passiert uns allen.«
    »Na ja, tut mir jedenfalls leid«, sagte ich.
    »Vergiss es. In Wahrheit ist es doch so, diese ganze Geschichte war von Anfang an meine Idee. Ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe. Im Großen und Ganzen.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Es war deine Idee, du Blödmann. Das hatte ich völlig vergessen. Dieses ganze Ding ist einzig und allein deine Schuld. Ich fasse es nicht, dass ich mich überhaupt bei dir entschuldigt habe.«
    Ein paar Minuten lang lagen wir auf der Straße, und ich musste trotz allem lachen über die Absurdität dieser ganzen Situation. Chuck wandte sich grinsend zu mir um. »Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe«, sagte er. »Ich glaube, nachdem ich zweimal fertiggemacht wurde, musste ich einfach selbst irgendjemand anders schlagen.«
    »Wenn du das eben mitzählst, würde ich sagen, du wurdest bereits dreimal fertiggemacht.«
    »Eben?«, fragte er. »Da bin ich aber anderer Meinung. Ich war kurz davor, diesen Kampf zu gewinnen.«
    »Warst du nicht, harter Bursche.«
    »Ich hab dir deinen erbärmlichen Arsch versohlt.«
    »Äh, nein. Du hast eins über die Rübe bekommen, und ich kann das mit Sicherheit sagen, ich war nämlich dabei.«
    »Arschgesicht.«
    »Blödmann.«
    Die Tür des Bistros ging auf, und wir duckten uns instinktiv, als Paul Bunyon wieder unter das Vordach trat, diesmal ohne die Winchester. »Suppe ist fertig«, rief er. »Was?«
    »Minestrone«, sagte er. »Wollt ihr welche?«
    »Machen Sie Witze?«, fragte Chuck.
    »Übers Mittagessen mache ich nie Witze«, sagte der Mann, bevor er wieder hineinging.
    Wir rappelten uns hoch, und ich spürte, wie ein Fluss zwischen meinen Zehen hindurchrann. »Was meinst du?«, fragte ich Chuck.
    »Suppe klingt gut«, sagte er zitternd. »Nimmst du ihm das ab?«
    Ich zuckte die Schultern. »Gehen wir.«

27

    W ir kamen gegen Mittag ins Haus der Schollings zurück, und mit jedem Schritt tropfte Regenwasser an uns hinunter. »Was zum Teufel ist denn mit euch passiert?«, fragte Lindsey, die uns verblüfft anstarrte.
    »Wir haben euch etwas Suppe mitgebracht«, antwortete Chuck und reichte ihr eine Papiertüte.
    »Danke«, sagte sie geistesabwesend, während sie uns immer noch anstarrte, ohne die Fragen, die in ihren Augen lagen, laut auszusprechen.
    »Ich nehme an, es gibt keine Neuigkeiten?«, fragte ich, während ich mir mein Sweatshirt über den Kopf zog und es wie einen Sandsack auf den Küchenboden fallen ließ.
    »Nein«, sagte Alison. Ihr Gesicht sah völlig blutleer aus, und Verzweiflung lag in ihrem Blick.
    »Ihr beide solltet euch besser schnell unter eine warme Dusche stellen«, sagte Lindsey und legte mir eine Hand auf die Brust. »Du bist ja völlig durchnässt.«
    Chuck duschte sich in dem Bad im Flur, und ich ging ins große Badezimmer, wo ich feststellte, dass Alisons Eltern das Duschen offenbar sehr ernst nahmen. Die Dusche war ein eigenes kleines Zimmer innerhalb des Badezimmers, mit zusätzlichen

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