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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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ihre Reise durch das trübe Geisterlicht des Waldes. Immer wieder streiften tiefhängende Weidenzweige ihre Gesichter, als der Forst noch dichter wurde. Josh hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie beobachtet wurden.
    Jasmines besondere Augen nützten hier, wo alle paar Schritte ein Hindernis auftauchte, wenig, aber Beautys Geruchssinn war so scharf wie immer – und er nahm etwas wahr. Was es sein mochte, wusste er nicht. Irgend etwas beunruhigte ihn. Sie nahmen solche Dinge ernst und gingen langsamer.
    Der Wald wurde lichter. In einer Lichtung lag ein Totem. Ein Ring von Schlangenschädeln, die einander in den Hinterkopf bissen.
    »Ouroboros«, sagte Jasmine.
    »Was ist das?« fragte Josh.
    Beauty behagte der Anblick nicht. Er wich zurück und schaute sich um.
    »Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt«, murmelte Jasmine. »Ende und Anfang.«
    »Was?« sagte Josh.
    Im Dickicht raschelte etwas. Die Weiden ringsum schwankten.
    »Gehen wir«, flüsterte Jasmine.
    Sie folgten weiter dem Pfad. Der Regen schien nachzulassen. Die Luft im Wald wurde dadurch ein wenig klarer, blieb aber immer noch unheilschwanger. Die Jäger rückten näher zusammen und zückten ihre Waffen. Sie gingen geduckt weiter, achteten auf jede Bewegung, auf jeden Laut, vertrauten auf ihre Intuition.
    Joshua fühlte sich beobachtet.
    Wieder wurde der Wald lichter und öffnete sich. Sie erreichten eine grasbewachsene Anhöhe. Vor ihnen stand eine Mauer aus Weiden, Stamm an Stamm, kaum Platz für einen Stein dazwischen. Josh drehte sich zu Beauty um.
    »Kehren wir um …«, begann er. Es war schon zu spät.
    Vier Bären, ein Ursamensch und ein Mensch – wenn man ihn so nennen konnte – traten im Umkreis aus dem Wald. JEGS. Der Mensch griff sofort Jasmine mit einer Stange, die gespickt war mit spitzen Scherben, an, um sie rasch zu töten. Sie wehrte sich mit dem Degen und wich an einen Baum zurück, damit man sie nicht von hinten angreifen konnte.
    Joshua schleuderte sein erstes Messer auf das Herz des ersten Bären. Das Tier heulte auf und war sofort tot. Ein zweiter Soldat hieb dem jungen Jäger vier Klauen über die Brust, aber Josh fügte ihm auch eine ernste Armverletzung zu. Bären waren zu stolz, um mit Waffen zu kämpfen.
    Beauty setzte einen Gegner außer Gefecht, indem er die Hufe auf die Schulter des Tiers niedersausen ließ, während er gleichzeitig einen Pfeil einlegte. Er wollte ihn auf die Brust eines angreifenden Bären abschießen, als er in das Gesicht des Tiers blickte – und erstarrte. Auch der Bär blieb stehen. Die beiden Wesen sahen einander stumm an.
    Inzwischen hatte Jasmine ihren menschlichen Gegner durchbohrt und war mit dem Ursamann handgemein geworden. Josh kämpfte mit einem anderen Bären, der vor ihm aufgetaucht war. Plötzlich schlangen sich zwei Stricke um Beautys Hals und rissen ihn zu Boden. Der Bär, vor dem er gestanden hatte, schickte einen knurrenden Schrei zum Himmel. Josh bekam von einer mächtigen Tatze einen gewaltigen Hieb auf den Hinterkopf. Jasmine tötete den Ursamann, aber er stürzte auf ihren Degen und beraubte sie der Waffe. Und plötzlich war alles vorbei.
    Jasmine ergab sich zwei Braunbären, die sie zur Mitte der Lichtung begleiteten. Josh war ohnmächtig. Beauty stand langsam auf. Die beiden Stricke hingen locker um seinen Hals, gehalten von zwei zottigen Menschen. Er sah den mächtigen Bären an, dessen Anblick ihn hatte erstarren lassen.
    »D’Ursu Magna«, sagte Beauty bewegt.
    »Beauté Centauri«, knurrte der Bär.
    Sie traten jeder einen Schritt vor und umarmten sich kraftvoll. Jasmine und die anderen sahen betroffen und neugierig zu.
    »Ich hätte wissen müssen, dass nur du einer Fährte folgen kannst, wie wir sie hinterlassen haben«, sagte Beauty. »Du siehst gut aus.«
    »Und ich hätte gleich merken müssen, dass du dabei bist.« Der Bär nickte. Gequält fügte er hinzu: »Und die Jagd abbrechen.«
    Sie sahen einander an, dann sagte D’Ursu Magna: »Komm, ich muss euch ins Lager bringen. Ihr seid unsere Gefangenen, das lässt sich nicht ändern. Bitte, lauf nicht weg, alter Freund. Der Richter wird über euren Fall entscheiden …«
    »Der Richter ist hier?« fragte Beauty überrascht.
    »Keine Meile von hier. Hör zu, Beauté Centauri, ich will dein Anwalt sein. Aus welchem Grund ihr auch hier seid … bitte, kommt jetzt mit. Ich garantiere, das ist das einzige, worauf der Richter hört.«
    Beauty nahm die Stricke vom Hals. Joshua kam zu sich. Jasmine half ihm auf. Die

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