Zeit und Welt genug
ermüden, D’Ursu Magna. Es hat mit der Frage hier nichts zu tun.«
D’Ursu sah seinen König finster an, schwieg aber. In der ganzen Lichtung regte sich nichts. Schließlich sprach D’Ursu weiter, leiser, aber trotzig.
»Er hat nie Falsches gesprochen, nie ohne Recht getötet. Er hätte mich gestern im Kampf töten können, tat es aber nicht – auch da unter Todesgefahr. Wenn er sagt, diese Jagd sei gerecht, dann glaube ich ihm. Er hat nicht den Geruch von Täuschung oder Menschkrankheit. Er möchte gehen. Lasst ihn gehen.«
Die Tiere schrien alle durcheinander. D’Ursu Magnas Stimme wog im Wald schwer. Aber es gab eine mächtigere.
»Ruhe!« knurrte Jarl. Es wurde still. »Der nächste Zeuge.«
Beauty trat vor.
»Euer Ehren, ich möchte etwas sagen.«
»Angeklagte können ihr eigenes Handeln nicht bezeugen«, erinnerte ihn der Bären-König.
»Ich spreche nicht für mich, sondern für Joshua«, sagte der Zentaur. »Im selben Krieg, von dem D’Ursu Magna sprach, wurde ich ebenfalls verwundet, fast auf den Tod, allein in feindlichem Gebiet. Mein Leben wurde von diesem Menschen gerettet – meinem Feind. Unter großen Gefahren für sich nahm er mich auf und pflegte mich – mich, ein Tier und seinen erklärten Feind – aus seiner Liebe zu mir und zu den Tiertugenden. Tiere: Das ist kein gewöhnlicher Mensch. Dieser lebt im Herzen des Waldes.« Der letzte Satz bezog sich auf eine alte Tierlegende, die allen bekannt war – darin heißt es, dass das Herz des Waldes in jedem Jahrtausend nur einmal schlägt, dass man, um das Herz zu finden, es schlagen sehen muss, dass man, um es zu sehen, zuerst wissen muss, wie es aussieht, und, um es zu kennen, im Augenblick des Schlages in seinem Innersten sein muss. Es war eine ganz besondere Legende, und dass Beauty sie auf diese Weise ansprach, erweckte in jedem Tier ein Echo, selbst bei jenen, die für die menschliche Rasse keine Zuneigung empfanden.
Jarl wartete kurze Zeit, dann rief er einmal nach Entlastungszeugen, ein zweites Mal, und als er zum letzten Ruf das Maul öffnete, trat Zuckerkiefer, die Waldnymphe, vor den Thron.
»Weisheit«, flüsterte sie, »ich will für den Menschen sprechen.«
»Sprich nicht zu mir«, knurrte er leise. »Deine Worte gelten der Jury.«
Sie trat einen Schritt zurück, um die Geschworenen anzusehen.
»Freunde«, sagte sie kaum lauter als vorher, »gestern Nacht war er zärtlich zu mir.«
Geraume Zeit verging, während man darauf wartete, dass sie fortfuhr. Sie tat es nicht.
»Weiter, Kind«, drängte Jarl.
»Das ist alles«, entschuldigte sich Zuckerkiefer scheu, dann zog sie sich rasch in die Menge zurück.
»Nun gut«, sagte Jarl und räusperte sich. »Letzter Aufruf Entlastungszeugen.«
In der Mitte des Gedränges entstand Unruhe, die sich langsam vorwärtsdrängte, bis sie einen kleinen Überraschungszeugen ausspuckte: Fofkin, den Elf.
»Hochmögende Meisterlichkeiten«, quiekte der verspielte Elf. »Ich bin Fofkin, Fürst und bettelarm. Vetter von Siskin, eurem vielgeliebten Elf. Ich bin vor drei oder vier oder auch sechs Nächten mit meinem Freund Roul in euer Lager gekommen. Und ich kenne diese Wanderer.« Er machte zur Betonung einen kleinen Überschlag. »Ja, so ist es«, fuhr er fort. »Schlimme Tiere stahlen mir Mary. Ein Vampir, ein Unglücksfall, und ein Ihr-Wißt-Schon. Und diese guten Leute hier hielten uns freundlich an und sagten, sie jagten die schlimmen Tiere, würden mir Mary zurückbringen, wenn sie das könnten, und nahmen Abschied. Ich hatte nie große Hoffnung für meinen entführten Schatz, Allerhöchste Ihr, aber die beiden nahmen sich Zeit, ein gutes Wort zu uns zu sagen, während sie gewiss mit eigenen Sorgen überladen waren.« Er sank ins Gras, vergoss eine einzelne Träne und fügte hinzu: »Ich wusste nicht einmal, dass sie hier waren, bis der Prozess begann, aber Ihr Himmlischen Mächte, ich hoffe, ihr lasst sie gehen, damit sie meine Mary finden und sie mir nach Hause schicken können.« Er machte einen doppelten Purzelbaum und verschwand wieder im Gedränge.
Jarl räusperte sich.
»Ist das alles?« brummte er mit einer Stimme, die verriet, dass es ratsam war, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Niemand antwortete. »Dann Belastungszeugen«, fuhr er fort.
Dreiklau erhob sich von seinem Platz neben Jarl.
»Er hat meine Schwester getötet«, sagte er und wies auf Joshua. Josh erkannte Dreiklau nun als einen der Bären, die in der vergangenen Nacht die Toten in den Himmel gesungen
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