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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Zusammenstoß zwischen Mensch und Tier. Manche nannten das die Klon-Kriege. Die Tiere hatten die Menschkrankheit satt, und die Menschen stellten, um ihre Zahl zu erhöhen, Tausende von Kopien her, Klone genannt. Die Tiere, in Wut über das, was die Menschen im Lauf der Zeit getan hatten, töteten sie alle, bis auf die Kinder. Das war ein Racheakt, Jarl, und alle Tiere nahmen teil. So sieht unser Erbteil aus. Bestreitet es nicht. Ihr könnt mit diesem Teil von Euch nur fertig werden, wenn Ihr ihn kennt.«
    Jarl sank langsam auf seinen Weidenthron zurück. Er spürte die Wirkung der Worte. Vielleicht war es also eine Frage der Entfernung. Vielleicht hatte die Rache doch auch mit den Tieren zu tun. Oder in ihm verbarg sich etwas Menschliches?
    »Geschworene«, sagte der Bären-König, »habt ihr Fragen an die Angeklagten?«
    Granpan schüttelte den Kopf.
    Windo sog an seiner Pfeife.
    »Von da oben ist der Blick schön, ohne Zweifel, aber hier unten kann man nicht herunterfallen. Ich schenk’ euch eure Felspfade. Sagt mir nur das eine. Wenn ich da hinter eurem Gipfel bin, ist euer Schritt der nächste, der mir eine Geröll-Lawine auf den Kopf donnern lässt?«
    Jasmine lächelte den Hobbit an.
    »Ich glaube, dein Gipfel ist von Natur aus höher als der meine. Ich würde einem wie dir nie weh tun, bis zu dem Tag, an dem die Felsen aufwärts fallen.«
    Weide wandte sich an Joshua.
    »Hast du schon einmal einen Baum getötet?«
    »Keinen, bei dem es nicht sein musste, um den Eishauch von mir fernzuhalten«, erwiderte er aufrichtig.
    Dreiklau sagte: »Du hast meine Schwester getötet. Ohne deine Reise wäre sie am Leben. Wo ist das Recht?«
    »Seit ich begriffen habe, wie wenig ich weiß, halte ich vom Wenn und Falls nicht mehr viel«, erwiderte Jasmine traurig. »Ich weiß nicht, wo das Recht ist, Freund Bär.«
    Als nächste fragte Dru, die Eule: »Dru-ru hum hum duu wu wu uu …« Es war eine lange, verwickelte Frage, die mit Erkenntnistheorie zu tun hatte, aber schon wegen der sonderbaren Aussprache von keinem so recht verstanden wurde.
    Roul schlief ein.
    Gray, die Wölfin, senkte die Lider.
    »Und wenn ihr die Tiere findet, die euer Rudel gestohlen haben … tötet ihr sie dann?«
    Josh und Beauty nickten entschieden.
    »Und dann seid ihr zufrieden? Dann ist eure Jagd zu Ende?« Es war offenkundig, dass Gray nicht daran glaubte. Die Menschen waren nie zufrieden und hörten nie auf zu suchen, das wusste sie.
    Beauty übernahm die Erwiderung.
    »Diese Fragen kann ich nicht beantworten. In der letzten Zeit sind so viele Dinge mit mir geschehen, dass ich mich frage, ob ich je befriedigt sein werde. Ich weiß weder, wer ich bin, noch was von mir erwartet wird. Ich weiß nur, dass ich meine Rose finden muss.«
    Josh nickte.
    »Das sind unerledigte Dinge. Ihr würdet kein Karibu verwunden und es dann herumlaufen lassen. Ihr würdet nachpirschen und es töten.«
    »Nicht, wenn ich keinen Hunger hätte«, sagte die Wölfin.
    »Es gibt verschiedene Arten von Hunger«, erwiderte Josh.
    Louise fragte laut: »Wie wollt ihr sie finden?«
    »Im Süden, im Terrarium«, sagte Jasmine. »Wir glauben, dass sie zu dem neuen Tier unterwegs sind.«
    Jarl raffte sich aus seiner Versunkenheit auf.
    »Dann geht. Ich habe heute über mich etwas in Erfahrung gebracht, das ich bedenken muss. Gute Reise und guten Schlaf.« Er schloss die schweren Lider und schlief.
     
    »Na, jetzt werde ich wohl kein Gold zurückgewinnen«, knurrte Granpan.
    Jasmine lachte, als sie ihren Degen umschnallte.
    »Wenn du den Dogenpalast stürmst, wirst du Gold bekommen, soviel du willst.«
    Man wünschte sich Lebewohl oder auch nicht, je nach dem Standpunkt. Jasmine nahm die Lotusstellung ein und meditierte zehn Minuten, um sich auf die Fortsetzung der Jagd vorzubereiten. Josh füllte seine Falkenfeder, legte Papier auf einen flachen Stein und hielt das Geschehene fest. Beauty wachste seinen Drachenrippen-Bogen, bis er wie stilles Wasser im Sonnenuntergang glänzte. Das Leben im Lager ging weiter, Tiere spielten und schliefen. Bald gehörte der Prozess zu den verblassenden Großereignissen im Dasein der meisten Wesen, eine angenehme Pause im Fluss ihres Lebens.
    D’Ursu Magna begleitete die Jäger von der Lichtung zum Waldrand.
    »Mögen wir uns im Großen Forst treffen«, sagte der Bär.
    »Ich wünsche dir das Beste, D’Ursu Magna«, erwiderte Beauty.
    Josh und Jasmine entblößten vor dem Häuptling ihre Nacken, dann machten sie sich auf den Weg.
    Bis Mittag

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