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Zeit zu hassen, Zeit zu lieben

Zeit zu hassen, Zeit zu lieben

Titel: Zeit zu hassen, Zeit zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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neben der Petroleumlampe und war gefangen von »Onkel Toms Hütte«.
    Das Frühstück war kaum beendet, als Ditz auf die Uhr schaute und sagte: »Es wird Zeit, wir müssen zur Arbeit.« Er stieß Bruno in die Seite und rief: »Los, Leseratte, die Arbeit wartet.«
    Franziska wunderte sich, dass auch Paul in die Kammer ging und seine Alltagskleider anzog. »Willst du etwa heute schon zur Werft?«, fragte sie.
    »Was denkst du denn?«, antwortete er. »Wer weiß, vielleicht hat Willi Rath schon einen anderen an meinen Arbeitsplatz gestellt.«
    Paul hatte das so dahergesagt und hätte nicht für möglich gehalten, dass genau das geschehen war. Als er zehn Minuten vor Arbeitsbeginn die Bude auf dem Werftgelände betrat, spürte er sofort die Befangenheit der Arbeitskollegen. Karl setzte sich neben Paul, aber noch ehe er ihm erklären konnte, was los war, kam Willi Rath herein. »Ach, da bist du ja endlich, Bienmann! Ich dachte schon, du wärst in der kalten Heimat versackt.«
    »Wieso?«, fragte Paul. »Es war doch ausgemacht, dass es nicht eilig ist mit meiner Rückkehr.«
    »Nicht eilig! Nicht eilig! Vier Wochen bist du weg gewesen. Gerade wie einer von den oberen Zehntausend. ’ne Kur in Karlsbad oder so. Aber es hat sich manches geändert, während du dich faul in Wald und Feld herumgetrieben hast. Manches hat sich geändert, mein Lieber!«
    »Ich weiß«, sagte Paul. »Der passive Widerstand ist zu Ende. Es kann wieder gearbeitet werden.«
    »Genau!«, rief Willi Rath. »Seit Tagen läuft hier alles auf Hochtouren.«
    »Dann seid ihr sicher froh, dass ich wieder da bin«, sagte Paul.
    Der Lehrling schlug auf dem Hof die Glocke an. Es war sieben Uhr, die Schicht begann.
    »Was mach ich bloß mit dir, Bienmann?«, sagte der Meister.
    »Wieso?«, fragte Paul verdutzt.
    »Ja, meinst du denn, wir hätten nichts anderes zu tun, als auf dich zu warten? An deiner Stelle steht jetzt ein anderer Nieter und der hat gleich am ersten Tag fünfundachtzig Nieten die Stunde geschafft.«
    Paul verschlug es die Sprache.
    Willi Rath kratzte sich den Kopf und sagte schließlich: »Geh erst mal ins Magazin. Gestern ist ’ne Ladung Kleinzeug gekommen. Kannst dem Merker helfen. Muss alles reingeschafft und eingeordnet werden. Später werden wir dann weitersehen.«
    Paul war so überrascht, dass er stumm zum Magazin ging und sich bei dem Magazinverwalter Merker meldete.
    »Der Meister spinnt«, sagte der. »Das ist ’ne Arbeit für’n Invaliden, aber doch nicht für’n gesunden jungen Kerl.«
    Als Paul die Nieten sortierte und die Schrauben einordnete, war er sicher, dass Merker Recht hatte. Der Magazinverwalter war ein einarmiger, grauaariger Mann von fast zwei Meter Länge.
    Sie frühstückten gemeinsam. »Ich sag’s dir, Paul«, rief Merker und donnerte seine Faust auf den Tisch, »da braut sich was über deinem Kopf zusammen. Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass der Wischerhoff dir den Lohn bezahlt für eine Arbeit, die ich bequem allein schaffe.«
    »Nee, glaub ich auch nicht«, antwortete Paul, »aber der Meister wird schon eine Arbeit für mich finden. Vielleicht komme ich endlich von der Nietkolonne weg und zu den Motoren und Maschinen. Schließlich bin ich ein Maschinenschlosser.«
    Merker wiegte den Kopf und sagte: »Von den Nietern bist du schon weg, das ist richtig, aber wie ich den Laden hier kenne …« Er sprach nicht weiter und Paul machte sich wieder an das Einordnen des Kleinzeugs.
    Gegen elf sah er, wie Willi Rath mit Herrn Wischerhoff sprach. Rath trat in das Magazin, während Wischerhoff draußen wartete. »Komm mal mit, Bienmann!«, rief der Meister.
    Er hat mich wieder mit Bienmann angeredet, dachte Paul. Er folgte Willi Rath auf den Hof, zog die Mütze vom Kopf und sagte: »Guten Tag!«
    Zu dritt gingen sie zu den Nietern hinüber. Dort blieb Willi Rath stehen und sagte: »Ich hab’s Ihnen schon gesagt, Bienmann. Bei den Nietern ist im Augenblick nichts zu machen.«
    Er hat Sie zu mir gesagt, dachte Paul, und er wusste spätestens jetzt, dass dieses Gespräch nichts Gutes für ihn bedeuten konnte.
    »Ich könnte Ihnen nur den Platz an der Feldschmiede anbieten. Vorläufig wenigstens.«
    Paul stieg das Blut in den Kopf. »Den Platz des Nietjungen?«, fragte er und zwang sich mühsam zur Ruhe.
    »Ja. Aber selbstverständlich müssten wir über den Lohn reden. So viel Geld wie ein Nieter können Sie an der Esse nicht verdienen.«
    »Ich will in einem Monat heiraten«, sagte Paul.
    Inzwischen waren mehrere

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