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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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streckte sich und sah den jungen Oberkommissar grinsend an.
    »Nun scheiß dir nicht gleich in die Hose, Junge. Er wird schon nicht verloren gegangen sein.«
    »Aber …«
    »Nichts aber. Entspann dich und vertrau dem Onkel Bernd.«
    Damit brachte er die Lehne des Sitzes wieder in die Normalposition, stieg aus, zog eine Zigarettenschachtel aus der Jackentasche und zündete sich einen Glimmstängel an. Durch das offene Schiebedach und die offene Seitenscheibe waberte blauer Rauch in den Innenraum des Passats.
    Eine knappe Viertelstunde und zwei Zigaretten später wurde auch Zimmermann langsam nervös. Er trat die Kippe neben den anderen aus und beugte sich in den Wagen.
    »Ich geh mal rein und frage nach. Vielleicht haben wir ja Glück und er ist ersoffen. Oder ihn hat in der Sauna der Schlag getroffen.«
    Es folgte ein heiseres Lachen.
    »Aber ich befürchte, er hat sich einfach entschlossen, heute Überstunden in Sachen Wellness zu machen.«
    Immer noch lachend, wandte er sich ab und war ein paar Sekunden später aus dem Sichtfeld seines Kollegen verschwunden.
    »Zimmermann, Kripo Kassel«, stellte er sich der jungen Frau an der Rezeption vor.
    »Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der vor gut vier Stunden hier hereingekommen sein müsste. Er geht am Stock und humpelt. Sie müssten sich eigentlich an ihn erinnern, er kommt jeden Samstag hierher.«
    Sie nickte freundlich.
    »Ja, natürlich kenne ich den Herrn. Er war hier und stand auch schon mit seinem Ticket in der Hand direkt vor der Schleuse, hat es sich dann aber wohl anders überlegt.«
    Zimmermann schluckte.
    »Und Sie sind sich sicher, dass wir vom gleichen Mann sprechen?«
    »Ein älterer Herr, auf seinen Stock gestützt, gebückt gehend, der heute einen dunkelblauen Blouson getragen hat. Und der, wie immer übrigens, einen roten Rucksack dabeihatte.«
    Auf Zimmermanns Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen.
    »Und Sie sind absolut sicher, dass er das Bad nicht betreten hat?«
    »Absolut, ja. Wir haben sogar noch ein paar Worte gewechselt, bevor er hinüber ins Restaurant gegangen ist.«
    »Er ist im Restaurant?«, fragte Zimmermann ungläubig.
    »Ob er noch immer dort ist, kann ich Ihnen natürlich nicht sagen, aber …«
    Ihre letzten Worte kamen bei dem Polizisten nicht mehr an, weil der schon mit schnellen Schritten auf dem Weg zu dem auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Selbstbedienungsrestaurant war. Dort sah er sich intensiv um, konnte jedoch keine Spur von dem Gesuchten entdecken.
    Auch die nur gebrochen deutsch sprechende Frau an der Kasse konnte ihm nicht helfen.
    »Verdammte Scheiße!«, fluchte er auf dem Weg nach draußen laut.
     
    Zwei Minuten später, nachdem er am Wagen angekommen war, lief die Großfahndung nach Rüdiger Bornmann.
    »Das gibt mächtigen Ärger«, befürchtete Guido Bruhnke, der Zimmermanns Anweisungen am Funk mit immer größer werdenden Augen gefolgt war.
    »Halt’s Maul und fahr los!«, brüllte der Oberkommissar seinen Kollegen an.
    »Aber wohin denn?«, fragte Bruhnke ängstlich.
    Der Mann auf dem Beifahrersitz dachte kurz nach.
    »Zu ihm nach Hause. Ich will sicher sein, dass er nicht seelenruhig auf der Couch sitzt und in die Glotze stiert, während jeder Bulle der Stadt nach ihm sucht.«
    »Aber warum sollte er …?«, wollte Bruhnke nachfragen, doch der Blick seines Kollegen ließ ihn verstummen. Schweigend startete er den Motor und verließ mit viel zu viel Drehzahl und durchdrehenden Reifen den Parkplatz, während Zimmermann dafür sorgte, dass aus ihrem Weg in die Innenstadt eine Alarmfahrt mit Blaulicht und Sirenengeheul wurde.
    Während der junge Oberkommissar, der erst seit einem knappen Vierteljahr in Kassel lebte, den Passat die Wilhelmshöher Allee hinunterjagte, knabberte sein Beifahrer nervös an den Fingernägeln. Wenn es hart auf hart kommen würde, war Bruhnke leicht aus dem Schneider; die Verantwortung für den Einsatz und Bornmanns Verschwinden würden allein ihm angelastet werden.
    Verdammt, dachte er immer wieder. Dieser verdammte Wichser.
    Dann hatten sie die große Kreuzung Am Stern erreicht, rasten die letzten Meter stadtauswärts und bogen schließlich in eine Parklücke etwa 40 Meter vom Hauseingang entfernt ein.
    Zimmermann sprang aus dem Wagen und stürmte auf die Tür zu, ohne sich auch nur im Ansatz um seinen Kollegen zu kümmern.
    »Bernd«, rief der hinter ihm her, »he, Bernd, nun warte doch wenigstens auf mich!«
    Genau in dem Augenblick, in dem Zimmermann die große,

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