Zeitbombe
lassen muss, wenn er nicht erhebliche Schwierigkeiten haben möchte.«
»Das ist sehr nett, Herr Wachtmeister«, erwiderte Bornmann leise.
Der Uniformierte räusperte sich.
»Es fällt mir wegen der Umstände nicht leicht, Ihnen das zu sagen, aber natürlich können Sie, wie jeder andere Bürger auch, der auf diese Weise belästigt wurde, Anzeige erstatten. Möchten Sie das?«
Bornmann dachte eine Weile nach.
»Nein, darauf verzichte ich. Nur lassen Sie mich bitte die Tagebuchnummer wissen, unter der Sie den Vorgang vermerken werden.«
»Sie kennen sich gut aus«, bemerkte der Polizist mit einem Anflug von Anerkennung.
»Ja, das stimmt. Sich gut auszukennen, hilft manchmal weiter.«
13
»Du weißt, dass du ihr das nicht hättest zumuten müssen«, flüsterte Rolf-Werner Gecks in Lenz’ Richtung. Die beiden standen etwas abseits und sahen den Männern der Friedhofsverwaltung dabei zu, wie sie das frische Grab von Norbert Schneider aushoben und langsam den hellbraunen Sarg freilegten.
»Natürlich weiß ich das, RW. Genauso gut wie ich weiß, dass sie nicht hätte kommen müssen. Und du schon gleich gar nicht.«
Gecks nickte.
»Ich hab auch lange überlegt, ob ich mitkommen soll, und hab es schließlich ihr zuliebe getan.«
»Das weiß ich zu schätzen«, gab Lenz zurück.
Der altgediente Hauptkommissar, der von Lenz vorher umfassend über die Ergebnisse von Dr. Franz’ Untersuchungen informiert worden war, sah seinem Chef lange ins Gesicht.
»Was machen wir, Paul, wenn er auch mit diesem Zeugs flachgelegt wurde, bevor er den Zug hat kommen sehen?«
»Dann ermitteln wir in einem Doppelmord an zwei Kollegen.«
Gecks wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze stand immer noch unbarmherzig über der Stadt.
»Hast du schon irgendeine Idee, was das Motiv angeht?«
Lenz überlegte einen Augenblick, ob er Gecks von Ludger Brandts merkwürdigem Auftritt beim Chinesen erzählen sollte, kam jedoch zu dem Schluss, die Einzelheiten des Gesprächs zunächst für sich zu behalten.
»Nicht die Bohne.«
»Könnte etwas Dienstliches dahinterstecken?«
»Daran habe ich natürlich auch schon gedacht, aber die beiden haben, soweit ich weiß, keine Fälle gemeinsam bearbeitet. Oder weißt du da mehr als ich?«
»Nein, ich weiß überhaupt nichts von den Dingen, mit denen sie beschäftigt waren.«
Lenz wies auf Britta Schneider, die gefasst und mit verschränkten Armen dastand und darauf wartete, dass der Sarg ihres Mannes aus der Grube gehoben wurde.
»Hast du sie mal gefragt, ob ihr Mann und Humpe sich gekannt haben?«
»Klar, darüber haben wir auf der Fahrt gesprochen. Sie sagt, dass sie den Namen Wolfram Humpe noch nie in ihrem Leben gehört hat.«
»Was ja nicht so ganz verwunderlich ist«, gab der Hauptkommissar in Anspielung auf Humpes introvertierten Lebensstil und mit dem Anflug eines Lächelns zurück.
Etwa 20 Minuten später stand der dreckverschmierte, ehemals hellbraune Sarg von Norbert Schneider neben dem geöffneten Grab. Hain kam mit dem Mobiltelefon in der Hand auf seinen Chef und Gecks zugeschlendert.
»Humpe war wirklich in diesem Hotel in Nürnberg. Allerdings ist er um kurz nach 22 Uhr, völlig überstürzt und ohne irgendeine Erklärung abzugeben, an der Rezeption vorbei zu seinem Auto gehastet und von dort weggefahren.«
»Woher weißt du das?«, wollte Lenz mit Hochachtung in der Stimme wissen.
Der Oberkommissar grinste triumphierend, klappte sein Telefon zusammen und steckte es weg.
»Von der Rezeptionistin. Die haben sich im Übrigen schon gewundert, wo er abgeblieben ist.«
»Hat er seine Klamotten mitgenommen, als er aus dem Hotel abgehauen ist?«, fragte Gecks.
»Nein, die sind alle noch dort.«
»Gibt es einen Hinweis darauf, ob ihn jemand angerufen hat?«
»Nicht über das Festnetz, das habe ich schon von der netten Dame, mit der ich gesprochen habe, klären lassen. Es gibt den Anruf seiner Frau, aber keinen weiteren.«
»Und mobil?«
Hain sah seinen Chef pikiert an.
»Das herauszufinden, dauert leider ein paar Stunden länger, du Blitzbirne.«
Lenz bemerkte, dass er sich erneut im Ton vergriffen hatte, und schaltete schlagartig ein paar Takte zurück.
»Schon gut, Thilo, ich hab’s ja nicht böse gemeint. Du hast sehr gute Arbeit geleistet, wirklich.«
Rolf-Werner Gecks sah von einem zum anderen und fing dabei an zu grinsen.
»Was ist denn mit euch los?«, wollte er wissen. »Wollt ihr auf eure alten Tage noch Freunde fürs Leben werden? Oder am
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