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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bruhnke ihm zustimmen, wurde jedoch von Zimmermann barsch unterbrochen.
    »Was weißt du? Du glaubst, etwas zu wissen, aber du begreifst in Wirklichkeit nicht das Schwarze unterm Nagel.«
    Der junge Oberkommissar war bei den letzten Worten des älteren Kollegen zusammengezuckt.
    »Du meinst, weil du als Aushilfe für einen kranken Kollegen mal einen oder zwei Tage diesen Job gemacht hast, weißt du, wo und wie der Hase läuft. Aber das ist große Scheiße. Du hast nämlich in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung, wie ätzend und nervig diese Maloche ist.«
    Er warf seinem Gegenüber einen schneidenden Blick zu.
    »Du bist morgen oder übermorgen wieder raus aus unserer Observierungstruppe, aber wir müssen diesem Schwein hinterherschnüffeln, so lange es lebt. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und diese Zeit ist nicht nur für uns vertan, nein, wir fehlen auch an tausend anderen Stellen, wo man uns viel dringender brauchen würde.«
    »So habe ich das noch nie gesehen«, gab Bruhnke kleinlaut zurück.
    »Solltest du aber. Dann könntest du damit aufhören, mir hier einen vom Pferd erzählen zu wollen. Und jetzt fahr los, sonst ist er noch vor uns in Wilhelmshöhe.«
     
    35 Minuten später hatten die beiden Observierer dem ehemaligen Strafgefangenen dabei zugesehen, wie er aus der Bahn gestiegen war und sich auf den Weg zum Haupteingang der Kurhessen-Therme gemacht hatte. Guido Bruhnke hatte den zivilen Dienstwagen auf Anweisung von Bernd Zimmermann im Anschluss in der Parkreihe links neben dem einladenden Eingangsbereich abgestellt und den Motor gestoppt.
    »Müssten wir nicht eigentlich reingehen und ihn drinnen im Auge behalten?«
    Zimmermann nickte.
    »Wenn du mit ›wir‹ ein funktionierendes Überwachungsteam von sechs oder acht Kollegen meinst, dann ja. Wenn du uns beide hilflose Figuren der leider völlig unterbesetzten Samstagnachmittagsschicht meinst, die sich zu allem Überfluss noch nicht mal aufteilen dürfen, dann nein. Das können wir beim besten Willen nicht leisten.«
    Bruhnke kratzte sich unzufrieden am Kinn.
    »Was hat dieser Kerl denn auf dem Kerbholz?«
    »Er hat vor gut 20 Jahren seine Frau umgebracht. Und weil er im Knast ständig Stunk gemacht und unter anderem einen Mithäftling totgeprügelt hat, haben sie ihm nachträglich die Sicherungsverwahrung aufs Auge gedrückt.«
    »Also ist er kein Sexualstraftäter oder so was?«
    »Soweit ich weiß, nein.«
    »Ich dachte, dass Sicherungsverwahrung nur bei solchen Delikten verhängt wird.«
    »Nee, das ist nicht richtig. Sicherungsverwahrung gab’s und gibt’s auch für etwas weniger gefährliche Zeitgenossen. Wobei ›etwas‹ schon relativ gemeint ist.«
    »Aber wenn ich mir den Typen so anschaue, mit seinem Hinkefuß und so, der ist doch wirklich keine Gefahr für die Allgemeinheit mehr.«
    Zimmermann räkelte sich, schob den Sitz zurück, senkte die Lehne ab und legte die Handflächen unter den Kopf.
    »Das zu entscheiden, steht uns leider nicht zu. Wir müssen die Folgen der Entscheidungen nur ausbaden.«
    Damit ließ er die Seitenscheibe nach unten gleiten, seufzte und schloss die Augen.
    »Wir haben jetzt knapp vier Stunden Pause. Weck mich, wenn er wieder am Wagen vorbeigehumpelt kommt.«
     
    *
     
    Rüdiger Bornmann war auch nach mehr als vier Stunden nicht am Wagen der Polizisten vorbeigehumpelt.
    Guido Bruhnke war, wie sein Kollege, der komplett durchgeschlafen hatte, ein paarmal eingenickt, aber nach drei Stunden des Wartens hatte er kein Auge mehr zubekommen. Er wollte am Abend auf die Fete eines Freundes gehen und war voller Vorfreude, weil er dort eine alte Schulfreundin wiedersehen würde. Na, ja, eigentlich war sie mehr eine Jugendliebe gewesen. Und wenn er es genau überlegte, war sie die Liebe seines noch jungen Lebens. Manchmal hatte er sich in den Jahren danach, wenn er sie gesehen hatte, gefragt, warum nicht mehr als ein halbes Jahr daraus geworden war, aber eine vernünftige Antwort war ihm nicht eingefallen. Nun, vielleicht würde ja wieder etwas mehr daraus werden. Unter Umständen sogar gleich heute Abend.
    Genau vier Stunden, nachdem Rüdiger Bornmann im Eingang des Thermalbades verschwunden war, hatte Bruhnke zum ersten Mal etwas nervöser auf seine Armbanduhr gesehen. Etwa zehn Minuten später weckte er seinen Kollegen.
    »Was ist? Ist er da?«, murmelte Zimmermann verschlafen.
    »Nein, er ist nicht da«, erwiderte Bruhnke unsicher. »Er ist überfällig.«
    Der Polizist auf dem Beifahrersitz öffnete die Augen,

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