Zeitbombe
Überzeugung ganz sicher ist, haben wir es mit einer Serie von Polizistenmorden zu tun.«
Er sah in die Runde.
»So weit alles klar?«
Die beiden Kommissare nickten.
»Stellt sich also die Frage, warum die beiden ins Gras beißen mussten.«
Lenz atmete hörbar aus.
»Und ich dachte schon, du wolltest gar nicht mehr auf den Punkt kommen, Ludger.«
»Doch, doch«, widersprach Brandt. »Ich musste nur erst die Dinge zusammenfassen. Und ich glaube obendrein, dass ich weiß, warum die beiden umgebracht wurden.«
Die Überraschung bei Lenz und Hain hätte nicht größer sein können.
»Was sagst du da?«, presste Thilo Hain fassungslos hervor.
»Wenn das ein Witz sein sollte, Ludger«, bemerkte Lenz trocken, »fällt es mir schwer, darüber zu lachen. Also, klär uns bitte auf.«
In diesem Moment näherte sich die Bedienung mit einem großen Tablett in der Hand dem Tisch der drei.
»Zum Wohl!«, wünschte sie fröhlich, nachdem sie die großen Gläser auf dem Tisch abgestellt hatte, und verzog sich wieder.
»Ja, zum Wohl!«, wiederholte Brandt und nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierglas. Lenz und Hain würdigten die vor ihnen stehenden Mineralwasser keines Blickes.
»Also, Butter bei die Fische«, forderte der Hauptkommissar.
Brandt stellte seinen Humpen auf dem Tisch ab und holte tief Luft.
»Ich glaube, dass Norbert Schneider und Wolfram Humpe wegen einer Sache umgebracht wurden, die viele Jahre zurückliegt. Die beiden waren damals gemeinsam an einem Mann aus dem Rotlichtmilieu dran.«
»Wie lange soll das her sein?«, wollte Hain wissen.
»Es war ein paar Jahre nach der Grenzöffnung, vielleicht ’95 oder ’96.«
»Aber wie soll das denn gegangen sein, Ludger? Schneider war beim Rauschgiftdezernat und Humpe bei der Sitte.«
»Das ist ganz einfach. Der Russe, um den es ging, war sowohl ein großes Licht im Rauschgiftgeschäft als auch in der illegalen Prostitution. So kam es, dass die beiden zusammengearbeitet haben.«
»Was ist damals genau passiert?«
»Die Kollegen, es waren natürlich noch einige andere beteiligt, haben den Mann nach einer ziemlich langen Observationsphase hopsgenommen. Soweit ich mich erinnere, gab es einen Schusswechsel, bei dem der Russe ziemlich schwer verletzt wurde. Und noch als er auf der Trage lag und versorgt wurde, hat er Rache geschworen.
Egal, wie lange es dauert, hat er wohl gebrüllt, aber euch mache ich alle. Ich weiß nicht, wie viele Jahre er gekriegt hat, weil der Prozess nach Frankfurt abgegeben wurde, aber es ist bestimmt ganz schön was zusammengekommen. Und nach meinen Informationen soll er seit einiger Zeit wieder in der Gegend leben.«
»Wo genau?«
»Das weiß ich nicht, das müsst ihr schon selbst herausfinden.«
»Wie heißt der Mann?«
»Roman Arkadjew.«
Hain hatte seinen Notizblock gezückt und machte sich Notizen.
»Buchstabier das mal, wenn’s geht.«
Brandt folgte seiner Bitte.
»Und du bist wirklich davon überzeugt, dass dieser Arkadjew etwas mit dem Tod der beiden zu tun haben könnte?«, wollte Lenz wissen.
»Aber natürlich, warum sonst sollte ich euch hierher bestellt haben? Der Russe hat die beiden mit dem Tod bedroht, das ist belegt, und er hält sich, nachdem er seine Zeit abgesessen hat, wieder in der Gegend auf.«
Lenz sah seinem ehemaligen Chef lange in die Augen.
»Warum hast du uns nicht schon heute Mittag von deinem Verdacht erzählt?«, fragte er, und in seinen Worten schwang eine gehörige Portion Misstrauen mit.
»Weil da noch die Möglichkeit bestand, dass es wirklich zwei voneinander unabhängige Selbstmorde gewesen sein könnten. Aber seit eurem Gespräch mit Dr. Franz in Göttingen ist diese These endgültig gestorben, oder?«
»Du bist immer noch saugut informiert, Ludger. Wer hat dir das alles gesteckt?«
Brandt winkte ab.
»Mach dir keine Mühe, darüber rede ich nicht. Ich will es wissen, und ich erfahre es, basta.«
Lenz war versucht nachzufragen, ob er auch darüber informiert war, wie zumindest Wolfram Humpe das Zeitliche gesegnet hatte, verkniff es sich jedoch.
»Ja«, steckte Hain seinen Notizblock weg und stand auf, »dann wollen wir mal sehen, wo wir diesen Herrn Arkadjew finden können.«
Er reichte Brandt die Hand, der ebenfalls seine Rechte nach vorn schob.
»Was hattest du eigentlich mit der Sache von damals zu tun, Ludger?«, hakte er nach, ohne die Hand des ehemaligen Polizisten loszulassen.
Brandt versuchte, sich aus dem Klammergriff zu befreien, jedoch ohne Erfolg.
»So weit
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