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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zurück.
    »Wir klingeln«, verfeinerte Hain den im Präsidium kurz angerissenen Plan, während er den Mazda etwa 150 Meter vom Eingang des Hauses entfernt abstellte, »fragen ganz höflich, wo er sich zu den fraglichen Zeiten herumgetrieben hat und wer sein Alibi bezeugen könnte, und hauen danach sofort wieder ab. Verstanden?«
    »Alles klar, Herr Kommissar«, erwiderte Lenz in stilechter Falco-Manier und mit schauderhaftem österreichischem Akzent.
    »Dann los.«
    Sie gingen langsam an dem von Koniferen gesäumten Nachbargrundstück vorbei und erreichten ein paar Sekunden später das Areal vor der Doppelgarage neben dem Haus. Vor den offenstehenden Toren waren eine Jaguar-Limousine und ein Porsche-SUV geparkt, im Innern blitzte der Chrom von zwei weiteren Wagen auf, deren Typen in der Dunkelheit allerdings nicht zu erkennen waren.
    »Der Porsche hat ein russisches Kennzeichen«, raunte Hain.
    »Stimmt«, bestätigte Lenz nach einem kurzen Blick auf das hintere Nummernschild des mit seinen getönten Scheiben und den mächtigen Rädern beeindruckend bullig wirkenden Zuffenhauseners.
    »Sollen wir uns Verstärkung kommen lassen?«, fragte Hain mit durchaus herauszuhörender Besorgnis in der Stimme.
    Lenz machte noch einige kurze Schritte, blieb schließlich stehen und drehte sich um.
    »Wäre vielleicht besser, ja.«
    »Dann rufe ich uns ein paar Streifenwagen, damit wir keine böse Überraschung erleben.«
    Damit bewegte sich der Oberkommissar vom Haus weg, griff zu seinem Mobiltelefon und wollte wählen. So weit kam er jedoch nicht.
    »He, was machen Sie da?«, wollte eine dunkel timbrierte Stimme mit deutlich russischem Akzent wissen. Die beiden Polizisten drehten sich um und sahen den vom Licht des Hauses beleuchteten Umriss eines Mannes; eines großen, breit gebauten Mannes mit einem merkwürdig rund geformten Kopf. Er trug einen vermutlich dunklen Anzug, der irgendwie gar nicht zu seinem Auftritt passen wollte. Seine rechte Hand verbarg er unter der Jacke auf Höhe der linken Achselhöhle.
    Hain trat wieder zu Lenz, der mit zusammengekniffenen Augen versuchte, ein wenig mehr als die Umrisse des etwa zwölf Meter von ihnen entfernt stehenden Mannes zu erkennen.
    »Guten Abend«, begann Lenz vorsichtig, »wir sind von der Kriminalpolizei Kassel und …«
    Alles, was in den nächsten Sekundenbruchteilen passierte, geschah mit aberwitziger Geschwindigkeit. Der Arm des Mannes bewegte sich nach vorn, wobei seine Hand sichtbar wurde, in der eine Waffe lag. Gleichzeitig schnellte er mit für seine Größe beachtlicher Katzenhaftigkeit nach hinten. Während er noch dabei war, die Pistole in Anschlag zu bringen, gab Hain seinem Boss einen mächtigen Stoß, der ihn sofort zu Boden stürzen ließ, und ließ sich selbst zur anderen Seite fallen. Dann krachte der erste Schuss aus der Waffe des Mannes gegenüber und erhellte für eine Hundertstelsekunde die gesamte Szenerie, gerade so, als hätte jemand mit einem Blitzlicht fotografiert. Danach wummerten drei weitere Schüsse in schneller Folge. Hain rollte sich im kargen Schutz des Bordsteins zwei Umdrehungen nach rechts, während Lenz sich hinter die große, gemauerte Briefkastensäule warf.
    Die nächsten beiden Schüsse kamen von Hain, der mit seiner Waffe im Anschlag dalag und den Angreifer unter Feuer nahm. Aus dem Augenwinkel erkannte Lenz, dass der Mann noch etwa einen Meter von der Haustür entfernt war, drehte sich um den Betonsockel herum, hinter dem er Schutz gefunden hatte, und begann ebenfalls zu feuern. Nach drei schnellen Schüssen duckte er sich wieder zurück. Zwei der Kugeln klatschten an die Hauswand, die dritte jedoch hatte ihr Ziel gefunden. Der Mann sackte mit einem Griff an seinen rechten Oberschenkel zusammen, fing an zu stöhnen und schlug dann hart mit dem Kopf auf dem gepflasterten Weg auf.
    »Thilo?«, rief Lenz mit gedämpfter Stimme in die Dunkelheit vor den Koniferen.
    »Bei mir ist alles klar«, lautete die Antwort. »Du hast ihn erwischt, oder?«
    »Ich glaube, ja. Aber jetzt brauchen wir dringend Verstärkung, sonst geht das hier ganz böse aus.«
    »Ich bin dabei, verdammt noch mal«, zischte der Oberkommissar.
    In diesem Augenblick erloschen schlagartig alle Lichter im Untergeschoss des Hauses. Lenz drehte sich erneut in die Richtung des Mannes, der angeschossen vor dem Eingang lag. Dann brach die Hölle über die beiden auf dem Boden liegenden Polizisten herein.
     

16
    Maria Zeislingers linkes Auge zuckte wirr. Aus ganz großer

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