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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sirenen zu hören waren, begann der Körper des Mannes wild zu zucken und eine pulsierende Blutfontäne sprudelte aus seinem Hals.
    Lenz hatte sich nach seinen Schüssen wieder in seine Deckung zurückgezogen, wo er nun hechelnd kauerte. Sein Blick ging nach rechts, wo sich Thilo Hain gerade mit einer schnellen Bewegung nach vorn und zurück einen Überblick verschaffte. Als er wahrnahm, dass sein Kollege nach ihm sah, schob er die linke Hand nach oben und ließ den erhobenen Daumen sehen. Lenz gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er ebenfalls unverletzt war.
    »Die beiden scheinen so schnell nicht wieder aufstehen zu können, aber wer weiß, wie viele Irre von dem Kaliber sich noch in der Hütte rumtreiben?«, gab er seine Eindrücke an Lenz weiter.
    Der Mann, der aus dem Haus auf sie zugestürmt war, fing nun laut an zu röcheln. Sein Atmen ging in ein markerschütterndes Gurgeln über, wobei sein gesamter Körper noch immer von wilden Zuckungen hin-und hergeworfen wurde.
    Hain reckte erneut kurz den Kopf nach vorn und warf einen Blick auf das Haus. Dort schien alles ruhig zu sein.
    »Tu es nicht, Thilo«, ahnte Lenz den Gedanken seines Mitarbeiters.
    »Aber wir können ihn doch nicht so einfach daliegen und abkratzen lassen«, erwiderte der Oberkommissar.
    »Immerhin hat er gerade versucht, uns auf ganz üble Art die Lebenslichter auszublasen. Wenn er nicht allein im Haus war, begibst du dich auf den Präsentierteller.«
    »Das weiß ich. Aber …«
    Weiter musste Hain nicht sprechen, weil in diesem Augenblick die ersten Streifenwagen die kleine Seitenstraße erreicht hatten und die Szenerie in ein kaltes, aber dennoch beruhigendes Blau tauchten. Der Oberkommissar robbte ein paar Meter nach rechts, sprang dann auf und verschwand ein paar Sekunden später hinter der Deckung eines Opel Vectra.
     
    *
     
    »Das sieht ja hier aus, als sei der Dritte Weltkrieg über Espenau hereingebrochen«, stellte Rolf-Werner Gecks, der kurz zuvor eingetroffen war, mit echter Besorgnis in der Stimme fest.
    »So ähnlich hat es sich auch angefühlt, RW«, antwortete Lenz.
    Die drei Polizisten standen vor einem Kastenwagen, aus dessen Funkgerät schnell gesprochene Anweisungen ertönten.
    Das etwa eine Minute nach den ersten Streifenwagen eingetroffene Mobile Einsatzkommando des Polizeipräsidiums Nordhessen hatte das Haus gestürmt und gesäubert und dabei mehrere verängstigte junge Frauen gefunden, die in einem Verschlag im Keller versteckt gehalten worden waren. Sonst war niemand mehr im Haus zu finden gewesen. Der zuerst angeschossene Mann war auf dem Weg ins Krankenhaus, sein Zustand wurde vom Notarzt wegen einer Verletzung der Oberschenkelschlagader als kritisch bezeichnet. Der andere war kurz nach dem Eintreffen des Arztes gestorben und auch nicht wieder zu reanimieren gewesen. Lenz war, wie sich herausgestellt hatte, durch einen Streifschuss am linken Unterschenkel leicht verletzt worden, worauf er jedoch erst von Heini Kostkamp von der Spurensicherung hingewiesen wurde, der im Haus seiner Arbeit nachging.
    »Meint ihr«, wollte Gecks wissen, »dass die Mädels als Prostituierte verscherbelt werden sollten?«
    »Ja, so sieht es aus«, antwortete Hain leise. »Trotzdem stellt sich für mich die Frage, warum die gleich angefangen haben rumzuballern. Wir hätten unsere Fragen gestellt, sie hätten geantwortet, und ruck-zuck wären wir wieder abgehauen.«
    »Von unserer Seite aus betrachtet mag das richtig sein, Thilo, aber das konnten die nicht wissen. Wir hatten uns ja noch nicht mal vorgestellt.«
    »Du meinst, sie haben uns für jemand anderen gehalten?«
    »Denkbar.«
    »Oder für die Abnehmer ihrer Ware im Keller.«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Warum sollten sie auf die schießen? Das ist nicht logisch.«
    »Auch wieder wahr.«
    Noch bevor der Hauptkommissar seinen Gedanken weiterspinnen konnte, wurde er von einem Uniformierten angesprochen.
    »Da ist gerade was ganz Komisches passiert, Herr Lenz. Einem unserer Streifenwagen, der auf dem Weg hierher war, ist ein deutlich zu schnell fahrender Lieferwagen aufgefallen, kurz vor Vellmar. Die Kollegen haben gewendet, die Verfolgung aufgenommen und wollten eine Kontrolle durchführen, doch der Fahrer des Fiat Ducato hat Gas gegeben und ist geflüchtet. Mitten in Vellmar allerdings ist er von der Straße abgekommen und direkt in den Imbiss am Rand der Einkaufspassage geknallt. Die beiden Insassen haben zwar überlebt, sind jedoch ziemlich übel verletzt

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