Zeitbombe
worden.«
»Wissen Sie schon, um wen es sich dabei handelt?«
»Ja, deshalb sage ich es Ihnen ja. Die beiden sind Russen.«
Die drei Beamten der Kripo hoben synchron die Köpfe.
»Und wo sind sie jetzt?«
»Auf dem Weg ins oder auch schon im Krankenhaus. In welches, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.«
»Das ist im Augenblick auch nicht so interessant. Allerdings müssen wir dafür sorgen, dass die beiden rund um die Uhr bewacht werden. Kümmern Sie sich darum?«
»Klar, mache ich.«
»Womit wir die Sache vermutlich rundgekriegt haben«, sinnierte Thilo Hain laut, nachdem der Uniformierte sich verabschiedet hatte.
»Die beiden Strolche hier haben auf die Käufer ihrer Ware im Keller gewartet, und wir sind einfach zur falschen Zeit am falschen Ort aufgetaucht.«
»Was aber noch lange nicht erklärt, warum sie gleich angefangen haben, auf uns zu ballern.«
»Vielleicht«, mischte Gecks sich ein, »ist einer der beiden ja dieser Roman Arkadjew und hatte Schiss, dass ihr ihn wegen Humpe und Schneider hopsnehmen wollt.«
»Ich warte jede Minute auf die Antwort aus Wiesbaden. Heini hat die Fingerabdrücke der beiden hingemailt mit der Bitte, mich über die Ergebnisse zu informieren. Wenn es wirklich so sein sollte, kann es aber nur der Tote sein; der andere war deutlich zu jung für einen, der so lange im Knast gesessen hat.«
»Bliebe die Frage …«, wollte Hain ergänzen, wurde jedoch von einer schrillen Männerstimme aus dem Hintergrund gestoppt.
»Hier scheint es ja hoch hergegangen zu sein, meine Herren«, nölte Franz Zwick in dem für ihn üblichen Singsang, während er sich auf die kleine Gruppe zubewegte. Die drei Kommissare drehten sich um und nickten zur Begrüßung kurz mit den Köpfen.
»Also, was genau ist hier passiert?«
Hains Brustkorb hob sich, während er zu einer Erklärung ansetzen wollte, doch der junge Oberkommissar wurde von seinem Boss mit einer knappen Geste gestoppt.
»Guten Abend auch, Herr Kriminalrat«, erwiderte Lenz freundlich.
»Ja, ja, guten Abend. Wenn wir damit die Formalitäten erledigt hätten?«
»So weit schon.«
Gecks murmelte etwas von Zeugenbefragungen in den Nachbarhäusern und verzog sich.
»Ein weiteres Mal werde ich Sie nicht bitten, mir als Ihrem Vorgesetzten einen Überblick über die Ereignisse hier zu geben, Herr Hauptkommissar Lenz«, zischte Zwick drohend.
»Nun mal ganz ruhig, Herr Kriminalrat. Ich wollte durchaus nicht despektierlich erscheinen, gebe aber zu bedenken, dass der Kollege Hain und ich vor knapp zwei Stunden mit einer automatischen, großkalibrigen Waffe beschossen wurden.«
»Und? Sind Sie getroffen worden?«
»Nein, wir wurden nicht getroffen. Jedenfalls nicht ernsthaft.«
»Und was ist mit dem Schützen?«
»Wir wurden von zwei Männern attackiert«, erklärte Lenz seinem Chef. »Einen der beiden konnten wir durch einen gezielten Schuss kampfunfähig machen, der andere ist leider seinen Schussverletzungen erlegen.«
Zwick, der offenbar noch überhaupt nicht über den Ernst der Lage, in der seine Beamten sich befunden hatten, informiert war, sah die beiden mit versteinerter Miene an.
»Das kann doch nicht wahr sein. Wäre es nicht auch ein wenig kleiner gegangen, als gleich einen Toten zu produzieren? Was glauben Sie, wie uns die Presse diese Sache wieder um die Ohren hauen wird?«
Lenz schloss kurz die Augen und holte tief Luft, bevor er antwortete:
»Bei allem gebotenen Respekt, Herr Kriminalrat, aber wir wurden, wie bereits erwähnt, von einem zu allem Entschlossenen mit einer automatischen Waffe attackiert, der, wild um sich schießend, aus dem Haus gestürzt ist. Leider fehlte uns während seines Angriffs die Muße für einen gezielten Schuss in die Beine. Aber es ist schön wahrzunehmen, dass Sie sich so aufrichtig um unser Wohl sorgen.«
»Lassen Sie Ihren bescheuerten Sarkasmus, Lenz, damit kommen Sie bei mir nicht weiter. Warum hat der Mann überhaupt auf Sie geschossen?«
Hain, der Lenz kannte und eine nicht zu stoppende Eskalation der Situation befürchtete, schob sich zwischen die beiden und begann mit einer detaillierten Schilderung des Einsatzes von ihrem Eintreffen in der Straße an bis zu dem Moment, in dem das MEK die Frauen im Keller des Hauses entdeckt hatte.
»Und wo sind diese Frauen jetzt?«, hakte Zwick nach.
»Sie sind ins Präsidium gebracht worden, aber ich befürchte, dass die Mehrzahl von ihnen zuerst einmal ärztlich versorgt werden muss. Einige waren in einem wirklich schlechten
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