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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mundgeruch hatte.«
    Lenz trat von hinten an sie heran und zog sie in seinen Arm.
    »Wir arbeiten daran, dass diese Angst genauso schnell wieder geht, wie sie gekommen ist, Maria. Und wenn wir es allein nicht hinkriegen, nehmen wir eben professionelle Hilfe in Anspruch.«
    Sie drehte sich um und küsste ihn sanft auf den Mund.
    »Ich will nicht hoffen, dass da was zurückbleibt, Paul, aber wenn doch, machen wir das ganz bestimmt.«
    90 Minuten später lagen die beiden nebeneinander in ihrem eigenen Bett. Und so müde der Kommissar zuvor gewesen war, so aufgekratzt war er nun und wälzte sich von einer Seite auf die andere, während Maria schon eingeschlafen war, bevor ihr Kopf das Kissen tatsächlich berührt hatte. Irgendwann hatte allerdings die Müdigkeit gesiegt. Nachdem er zwei Mal aus einem leichten Schlaf hochgeschreckt war, begann er kurz darauf zu träumen. In diesem Traum stand er Ludger Brandt gegenüber, der ihn hämisch angrinste.
    Aber Ludger, wir haben so lange zusammengearbeitet, schrie er den ehemaligen Polizisten an.
    Dessen Miene veränderte sich um kein Iota.
    Na und? Dafür kann ich mir auch nichts kaufen, gab er stattdessen mit provozierender Gelassenheit zurück.
    Aber Ludger, wollte der Hauptkommissar immer und immer wieder rufen, doch Brandt ging einfach weg. Er ging, und Lenz konnte ihm nicht folgen. Er sah ihm nach und wurde immer wütender dabei.
     

26
    Franz Zwick hörte aus großer Entfernung so etwas wie das Zwitschern von Vögeln. Langsam, ganz langsam, kroch das Bewusstsein zurück in seinen Kopf. Der Geschmack in seinem Mund erinnerte ihn an eine Operation vor vielen Jahren.
    Damals habe ich noch in Österreich gelebt, fiel ihm dazu ein.
    Nur, warum er operiert worden war, hatte er vergessen.
    Der Blinddarm.
    Nein, den hat mir ein deutscher Arzt herausoperiert.
    Er grübelte intensiv, wann und wo er diesen Geschmack, den er im Mund hatte, schon einmal erlebt hatte. Krankenhaus war klar, aber welches?
    Jetzt, ja klar! Es ging bei dem Eingriff um seine Mandeln. Sofort kamen Bilder hoch von streng dreinblickenden Krankenschwestern und einem großen Schlafsaal, in dem er mit mindestens zwölf anderen Kindern untergebracht gewesen war.
    Klar, die Mandeln. Wie hatte er das nur vergessen können?
    Während seines Aufenthaltes im Spital hatten die Ärzte sogar noch einen Herzfehler bei ihm diagnostiziert. Ein Gerassel in der linken Herzkammer, um genau zu sein. Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts war man noch nicht so erfahren mit diesen Dingen und hatte natürlich auch noch nicht die hocheffizienten Diagnosemöglichkeiten, die heute eingesetzt wurden. Er konnte sich noch gut an das verheulte Gesicht seiner Mutter erinnern, als sie ihm erklärte, dass er ab sofort nicht mehr über die Wiesen und Almen toben dürfe, weil er nicht ganz gesund sei und er sich auf gar keinen Fall mehr irgendwie anstrengen solle.
    Er hatte das, was seine Mutter ihm näherzubringen versucht hatte, zwar nicht richtig verstanden, sich jedoch gefügt.
    Jetzt kam auch die Erinnerung an diese ekelig schmeckende Medizin wieder hoch, die er ein halbes Jahr lang einnehmen musste. Irgendetwas mit Eisen. Grauselig hatte es geschmeckt.
    Der bittere Geschmack in seinem Mund war stärker als die Erinnerung an die Medizin.
    Wie hieß dieses Zeug noch mal, das man früher als Narkosemittel eingesetzt hatte?
    Der Name lag ihm genauso schwer auf der Zunge wie der Gout des Mittels. Er hatte einmal ein Buch gelesen, in dem sich ein Arzt damit regelmäßig betäubt hatte, aber auch dessen Titel wollte ihm nicht …
    Äther! Sein Mund schmeckte nach Äther.
    Aber ich bin doch gar nicht operiert worden.
    Wie auch immer, er war sich ganz sicher. Der Geschmack war der gleiche wie der, den er nach der Mandeloperation im Mund gehabt hatte. Wieder kamen Bilder von damals hoch.
    Ein Gittergebilde, so etwas wie ein halber Hundemaulkorb. Darin lag eine schneeweiße Lage Mull, auf die eine der streng dreinblickenden Schwestern etwas träufelte.
    Neun oder zehn Tropfen, Herr Doktor?, hatte sie durch ihren Mundschutz genuschelt.
    Machen S’ ruhig zwölf drauf, wir wollen doch nicht, dass der Bub was merkt von dem, was wir gleich mit ihm veranstalten werden, war die Antwort von einem der Männer um ihn.
    Zwick erinnerte sich nur zu gut, wie er in diesem Augenblick angefangen hatte, sich zu fürchten, und panisch mit den Beinen zu strampeln begonnen hatte.
    Setzen S’ ihm halt die Maske auf, war das Letzte, das er hörte, bevor der

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