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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unangenehme Geruch, den er schon vorher wahrgenommen hatte, so intensiv wurde, dass es ihm den Atem verschlug und er zu würgen beginnen wollte, doch dazu war es nicht mehr gekommen, weil ihm schlagartig schwarz vor Augen wurde. Das Nächste, an das er sich erinnerte, waren die irrsinnigen Schmerzen in seinem Hals, die er sich überhaupt nicht erklären konnte. Und er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, dass er den fiesen Geschmack im Mund mindestens eine Woche lang nicht losgeworden war.
    Hoffentlich ist das diesmal nicht wieder so, dachte er, während sein Körper von einem leichten Schauer geschüttelt wurde. Er wollte sich aufrichten und auf die Seite drehen, doch seine Extremitäten gehorchten ihm nicht.
    Moment mal, wo bin ich eigentlich? Und warum ist mir so kalt?
    Während Zwick noch über eine Antwort auf diese beiden Fragen nachdachte, bemerkte er, dass es eine Veränderung der Helligkeit vor seinen geschlossenen Augen gab. Sein rechtes Augenlid wurde von einem Finger berührt und nach oben geschoben.
    »Guten Morgen, Herr Zwick.«
    Der Kriminalrat versuchte, etwas zu erkennen, doch sein Auge konnte das, was auf die Netzhaut fiel, nicht fokussieren.
    »Was …?«, wollte er fragen, doch aus seinem Mund drang nur ein seltsames, leises Gebrabbel. In diesem Moment stieg in dem Kriminalrat eine Welle der Angst empor, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben empfunden hatte.
    »Können Sie gut atmen, Herr Zwick?«, wollte die Stimme wissen, nachdem sein Augenlid losgelassen worden war, jedoch in der geöffneten Position verharrte.
    Der Polizist hatte, während er über die Frage nachdachte, das Gefühl, dass alles, was er um sich herum wahrnahm, einen deutlich weiteren Weg zu seinem Gehirn zurücklegen musste als normal. Es hörte sich an, als würde eine 45-Umdrehungen-Schallplatte mit 33 Umdrehungen abgespielt.
    Warum fragt mich dieser Idiot, ob ich gut Luft bekomme?, wunderte er sich. Doch noch im selben Augenblick, in dem er über eine Antwort nachdachte, wurde ihm bewusst, dass mit seiner Atmung tatsächlich etwas nicht stimmte. Seine Lunge musste sich irrsinnig anstrengen, um genügend Sauerstoff fördern zu können.
    Erneut wollte er eine Frage absondern, und wieder blieb es bei dem Versuch.
    »Machen Sie sich keine Mühe, Herr Zwick«, kam es von irgendwoher. Auch die Stimme des Mannes, der mit ihm sprach und den er nicht orten konnte, hörte sich undeutlich an und wie durch Watte gesprochen. Dann ertönte plötzlich ein weit entferntes Rattern, das schnell lauter wurde und sich zu einem infernalischen Getöse steigerte, um kurze Zeit später jedoch genauso schnell wieder abzuklingen und schließlich zu verebben. Zwick hatte das Gefühl, wie Espenlaub zu zittern, und durchlebte Höllenqualen der Angst, die sich zu seinem Entsetzen immer aufs Neue zu steigern vermochten.
    Womit, verdammt noch mal, soll ich mir keine Mühe machen?, grübelte er. Auf die Antwort, die kurz darauf sein Ohr erreichte, hätte er jedoch nur zu gern verzichtet.
    »Sie können sich nicht bewegen, Herr Zwick, also versuchen Sie es bitte gar nicht erst. Ihr Körper ist für Sie nicht mehr erreichbar.«
    Wieder eine Steigerung der Angst.
    ›Ihr Körper ist für Sie nicht mehr erreichbar!‹
    Die Worte hallten wie Kanonenschüsse durch seinen Kopf.
    Warum denn?, wollte er schreien, doch der Befehl dazu konnte seine Stimmlippen nicht in Bewegung setzen.
    Zwick war in seinem Leben nie ein gläubiger Mann gewesen, doch in diesem Augenblick hätte er gern gebetet.
    Lieber Gott, hol mich aus diesem Albtraum, hätte seine Bitte vermutlich gelautet, doch er konnte weder seine Hände falten noch war es ihm möglich, die dazu notwendigen Gedanken zu strukturieren.
    Ihr Körper ist für Sie nicht mehr erreichbar!
    Was war denn nur passiert? Er hatte keine Erinnerung daran, was mit ihm geschehen sein könnte. Gab es vielleicht einen Unfall, an den er sich nicht erinnern konnte?
    Er unternahm den Versuch, sich selbst zu beruhigen, doch schon der Ansatz dazu wurde durch seine Schnappatmung und die panischen Gedanken in seinem Hirn unmöglich gemacht.
    Der traumatische Geschmack nach Äther in seinem Mund wurde nun garniert von einer Wahrnehmung in seiner Nase, die ihm bis dahin noch gar nicht aufgefallen war; und wieder war er sich sicher, dass er diesen speziellen Geruch kannte. Aber woher?
    »Ich weiß, dass Sie mich verstehen können, Herr Zwick«, hörte er die Stimme des Mannes sagen, »und ich weiß auch, dass Sie mir nicht antworten

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