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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Flohr
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hatte. Er hatte seinen Vater respektvoll und höflich begrüßt, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Wie angekündigt, hatte er Robert von Trenck mitgebracht, der nach seinem Lazarettaufenthalt auf dem Weg der Genesung war. Helène hatte ihn herzlich begrüßt und lange mit ihm über vergangene Zeiten geplaudert. Um ein Uhr mittags wurden die Gäste erwartet, und Richard von Schwemer registrierte beruhigt, dass seine Tochter gut gelaunt und dem Anlass angemessen gekleidet war. Sie trug zwar ein Reformkleid, aber immerhin keine Hosen.
    »Sie sehen«, sagte er zu Robert von Trenck, »irgendwann akzeptieren auch die Widerspenstigsten, dass Traditionen durchaus ihren Sinn haben.« Dabei deutete er auf Elisabeth, die von Roberts Auftauchen überrascht war. Wilhelm hatte ihr nichts davon gesagt. »Und sie scheint sich sogar zu freuen, Sie zu sehen, nicht wahr, mein Kind?«, sagte der Freiherr und lachte dröhnend. »Sie ist eine der besten Partien der Stadt«, fügte er dann leise hinzu, jedoch immerhin so laut, dass alle Umstehenden es verstehen konnten.
    »Sie erlauben?«, sagte Wilhelm zu seinem Vater, als er den Zorn in Elisabeths Augen aufblitzen sah, und zog Robert mit sich fort. »Komm, meine Brüder können es kaum erwarten, dich zu begrüßen. Zwei Husaren im Haus – das ist für sie wie Weihnachten und Ostern zusammen!«
    »Könnte ich Sie einen Moment sprechen, unter vier Augen?«, nutzte Elisabeth die Situation, allein mit ihrem Vater im Raum zu sein, und deutete auf die Tür seines Rauchsalons. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie sie und trat ein – ein Sakrileg, das Richard von Schwemer für einen Moment den Atem anhalten ließ. Dann folgte er ihr.
    »Ich weiß, ich weiß!«, rief er, noch bevor Elisabeth etwas sagen konnte. »Hamburg! Ich habe schon davon gehört. Es zieht meineTochter nach Hamburg! Unser Haus ist zwar groß, aber so groß, dass mir etwas entgehen könnte, dann doch nicht. Du willst mit mir über deine Zukunft reden, stimmt’s?«
    »So ist es«, hob Elisabeth an, machte den Rücken gerade und stellte sich auf eine heftige Auseinandersetzung ein, »es gibt für mich …«
    »Gemach, gemach!«, fiel ihr der Freiherr ins Wort. »Ich hatte ja nun ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, und ich sage dir in aller Form: Ich begrüße es sehr, dass meine Tochter zu den Frauen gehört, die auf eigenen Füßen stehen wollen. Eigenes Geld verdienen – das ist das Zeichen der Zeit für die Frauen in einer aufgeschlossenen, modernen Gesellschaft, nicht wahr! Du möchtest Jura studieren? Gut! Sehr gut! Und ich möchte, dass du eine Anwältin wirst, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat! Wenn schon, denn schon, meine liebe Elisabeth!«
    Elisabeth sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und überlegte, ob diese kleine Ansprache ein besonders perfider Trick ihres Vaters war. Denn sie war sicher, dass er das genaue Gegenteil dessen meinte, was er soeben gesagt hatte.
    »Du glaubst mir nicht?«, fragte der Freiherr. »Frag deinen Bruder, ich habe ihm bereits erklärt, dass ich dein Vorhaben voll und ganz unterstütze, als er mich darauf ansprach.«
    »Wilhelm hat …«
    »Ja, hat er. Er gehört ebenfalls zu jenen jungen Menschen, die wissen, worauf es in der Zukunft ankommt. Er glaubte, mich schonend darauf vorbereiten zu müssen, was du im Schilde führst. Er ist sehr feinfühlend … im Gegensatz zu mir. Aber in diesem Punkt bin ich ganz auf seiner Seite!«
    Er öffnete die Schublade seines Sekretärs und nahm einen Briefumschlag heraus. »Hier ist ein Schreiben an meinen alten Freund Albert Ballin in Hamburg, in dem ich ihm ans Herz lege, dich in der neuen Umgebung zu unterstützen. Und hier«, er griff nach einem weiteren, dickeren Umschlag, »ist ein Betrag, der für deinen Lebensunterhalt und die Miete in den ersten Wochen ausreichend sein dürfte.« Er trat vor Elisabeth und hielt ihr die Couverts entgegen.
    Elisabeth sah ihn immer noch misstrauisch an, dann nahm sie den Umschlag mit dem Geld und sagte: »Ich habe Freundinnen dort, die werden mich in Hamburg einführen. Ich denke, Herrn Ballin brauche ich dafür nicht.«
    Richard von Schwemer holte gerade Luft für eine Zurechtweisung, als ein spitzer Schrei ihn zusammenfahren ließ. Elisabeth war als Erste an der Tür, riss sie auf und blieb wie angewurzelt stehen.
    Die ersten Gäste waren eingetroffen: Edwin und Helene Bechstein. Vor ihnen stand Helène von Schwemer und bedeckte mit einer Hand ihren Mund. Ihr Blick wanderte

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