Zeiten des Verlangens
die Beine langte. Sie ließ die Szene wieder und wieder Revue passieren, wie in einer Endlosschleife, während sie mechanisch Anforderungsscheine bearbeitete. Sie dachte daran, wie er sie mit seinen dunklen Augen angesehen hatte, während er seine Finger in ihr vergrub. Allein der Gedanke daran erregte sie unerträglich.
Ihr Taxi hielt vor dem Nurse Bettie, und Regina sah, dass die Schlange der Wartenden bereits bis zur nächsten Seitenstraße reichte. Doch Carly rauschte auf den Eingang zu, sodass Regina Mühe hatte, in ihren High Heels Schritt zu halten. Da Ihre Mitbewohnerin darauf bestanden hatte, dass sie »heiß« aussehen sollte, hatte sie das schwarze Kleid und die Schuhe von Sebastian angezogen.
»Sieht ganz schön voll aus«, bemerkte Regina. Carly warf einen Blick auf die Warteschlange.
»Ja, aber diese Idioten kommen bestimmt nicht rein.« Sie führte Regina bei der Hand zum Eingang und reichte dem Türsteher ein Kärtchen oder irgendeine Art von Einladung. Er öffnete die rote Samtkordel, und sie spazierten einfach hinein.
»Wie sind wir an der Schlange vorbeigekommen?«
»Heute Abend kommt man hier nur mit Einladung rein«, erklärte Carly. »Ich bin auf der Liste.«
Drinnen drängten sich die Leute wie Sardinen. Regina trat von einem Bein aufs andere und bereute schon jetzt ihre Kleiderwahl, denn ihre Füße drückten in den hohen Schuhen.
»Was gibt es denn heute?«, erkundigte sie sich. Neben der Bühne war ein Bereich geräumt, und an der Wand hing eine übergroße britische Flagge.
»Katarina Darling«, sagte Carly. Regina sah sie verständnislos an. »Sie ist die Cousine von Kate Middleton.«
Die Cousine von Kate Middleton war Burlesque-Tänzerin? Ihre Mutter hatte recht. Mit dieser Welt ging es bergab »Ich hol uns was zu trinken. Warte hier«, sagte Carly.
Und bevor sich Regina anbieten konnte mitzukommen, schob sie sich bereits durchs Gedränge. Zu ihrem Schreck vibrierte plötzlich etwas in Reginas Tasche. Doch dann erinnerte sie sich an das iPhone.
Sie holte dieses immer noch fremdartige Ding heraus und versuchte zu erkennen, ob es klingelte. Dann sah sie die Nachricht auf dem Display: Wo bist Du? Ich stehe vor Deiner Tür.
Ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Zuerst hätte sie sich am liebsten in den Hintern gebissen, weil sie nicht zu Hause war. Doch andrerseits, überlegte sie, war es vielleicht gar nicht schlecht, wenn er mitbekam, dass sie durchaus auch allein ausgehen und sich vergnügen konnte.
Bin unterwegs , gab sie ungeschickt ein und hackte nach den einzelnen Buchstaben. Sie vertippte sich so oft, dass die Autokorrektur mehr Wörter auf das Display bekam als sie.
»He – du kommst mir irgendwie bekannt vor. Bist du nicht neulich hier aufgetreten?«
Regina blickte auf. Vor ihr stand ein attraktiver blonder Kerl und lächelte sie an. Auf seinem T-Shirt stand » SPIN New York«.
»Redest du mit mir?«, fragte sie. Das Handy in ihrer Hand vibrierte erneut.
»Ja. Trittst du hier auf?«
»Auftreten? Ich? Nein«, sagte sie und fragte sich, ob dieser Typ sie wirklich für eine Burlesque-Tänzerin hielt, oder ob es nur eine lahme Anmache war. Sie sah auf ihr Handy.
Unter Vibrieren erschien die nächste Nachricht: Wo bist Du?
Sie lächelte und tippte Nurse Bettie , dann steckte sie das Handy zurück in die Tasche.
»Was trinkst du?«, erkundigte sich der Kerl.
Wie gerufen erschien Carly mit zwei Cocktails und gab Regina einen.
»Und wer bist du ?«, fragte sie mit einem Augenaufschlag.
»Brandon«, antwortete der Kerl.
»Carly.«
Regina nippte an ihrem Cocktail. Es war der Gleiche wie an dem Abend mit Derek, und er schmeckte immer noch scheußlich. Trotzdem trank sie weiter.
»Ich habe deiner Freundin gerade gesagt, dass sie aussieht wie eine der Tänzerinnen«, erklärte der Kerl.
»Oh, ja, das tut sie«, meinte Carly und zwinkerte Regina zu. Ihr Blick forderte Regina auf: Spiel mit.
Regina schielte zur Bühne und fragte sich, wann wohl die Show begann.
Ein Freund von Brandon gesellte sich zu ihnen, und Carly plauderte mit beiden.
»Warum so still?«, wandte sich Brandons Freund an Regina, indem er ihr die Hand auf die Schulter legte und lächelte. Er war sehr dünn und roch nach Zigaretten.
»Es ist ziemlich laut hier. Nicht gerade ideal zum Reden.«
»Wie heißt du?«, fragte er mit Blick auf ihre Brüste.
»Regina«, murmelte sie widerwillig.
»Cool. Ich bin Nick.«
Regina nickte, wandte sich ab und nippte an ihrem Cocktail. Das Brennen in der Kehle
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