Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeiten des Verlangens

Zeiten des Verlangens

Titel: Zeiten des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Logan Belle
Vom Netzwerk:
irgendwelche Zweifel daran geben, musste man nur die Verachtung in ihren blauen Augen sehen.
    Sloan trommelte mit den Fingern auf ihre gebräunten Oberschenkel, und das Deckenlicht fing sich in dem übergroßen Diamant an ihrem Finger. Regina bemerkte, dass sie wie hypnotisiert daraufstarrte.
    »Es tut mir wirklich, wirklich leid«, sagte Regina und zwang sich, Sloan in die Augen zu sehen. »Es wird nicht wieder vorkommen. Ich bin jetzt hier, und ich kann länger bleiben …«
    Sloan blickte auf Reginas Hals, und ihr wurde bewusst, dass sie an ihrem Anhänger herumspielte. Sofort ließ sie die Hand seitlich herabfallen.
    »Sie haben mich wirklich enttäuscht«, sagte Sloan kalt. »Sie waren eine der besseren Bewerberinnen auf diese Stelle, aber ganz bestimmt nicht meine einzige Wahl. Ich habe Sie nicht nur wegen Ihrer Abschlussnoten und Empfehlungen eingestellt, sondern weil Sie ein Mädchen zu sein schienen, das diese Anstellung ernst nehmen würde, ernster als alles andere. Die sie zu würdigen wüsste …«
    »Das tue ich, Sloan. Ich weiß sie sehr wohl zu würdigen. Ich habe fast mein ganzes Leben von diesem Job geträumt. Er stand mir vor Augen und hat mich angetrieben, während der vier Jahre meines Studiums. Und auch wenn ich einmal zu spät gekommen bin oder einen Tag gefehlt habe, heißt das nicht, dass ich meinen Job nicht ernst nehme. Ich habe die Arbeit am Rückgabeschalter immer erledigt – und zwar zur Zufriedenheit. Ich bin hundertprozentig in den Literaturpreis eingebunden. Ich –«
    »Sie sind entlassen«, sagte Sloan.
    Regina sah sie fassungslos an. Etwas in Sloans Gesicht verriet ihr, wie glücklich sie war, einen Grund für eine Kündigung zu haben, und Reginas Fassungslosigkeit verwandelte sich in Wut.
    »Geht es hier wirklich um meine Arbeit?«, fragte Regina. Ihr Gesicht brannte, und ihr Herz begann zu rasen. »Oder geht es hier um Ihre Gefühle für Sebastian?«
    »Sie können die Schuld von sich weisen, so viel Sie wollen. Aber Sie sind trotzdem entlassen. Und was Sebastian Barnes betrifft: Er ist kein bezahlter Mitarbeiter dieser Bibliothek – aber ich bin es. Und ich entscheide, wen ich einstelle oder entlasse. Wenn Sie meine Befugnisse in dieser Hinsicht auf die Probe stellen wollen, wird es Ihnen leidtun.«
    ❊ ❊ ❊
    Carly kam um vier nach Hause und stieß einen kleinen Schreckensschrei aus, als sie Regina auf dem Sofa sitzen sah.
    »Wieso bist du zu Hause?«, fragte sie. Sie war mit unzähligen Einkaufstaschen beladen und konnte kaum die Tür schließen, ohne etwas fallen zu lassen.
    Regina brachte es auch nach mehreren Stunden, in denen sie diese schreckliche Wendung verdauen konnte, kaum über sich, die Frage ihrer Mitbewohnerin zu beantworten. Sie war noch immer wie gelähmt. Nachdem Sloan sie gefeuert hatte, war sie so erschüttert gewesen, dass sie nicht einmal mehr ihre Bücher an ihrem Schalter eingesammelt oder sich von Alex oder Margaret verabschiedet hatte. Sie war einfach gegangen.
    Beim Gedanken an Margaret schnürte sich ihr die Kehle zusammen. Sie rief sich ins Gedächtnis, das Margaret ohnehin bald aufhörte. Und dann bemerkte sie inmitten der Abwärtsspirale, die ihre Gedanken gerade vollführten, dass die Young-Lions-Gala in zwei Wochen bevorstand und dass sie sie verpassen würde.
    All die Mühen an der Uni – studieren, anstatt zu feiern, das Errechnen des Notendurchschnitts, als wären diese Zahlen die Bausteine für ihre Zukunft, ihre Träume von dem Tag, an dem sie vielleicht eine Anstellung in einer echten Bibliothek fand. Die kühlen, verregneten Tage im März, als sie sich bei der New York Public Library vorgestellt hatte. Und dann dieser perfekte Tag im April, als sie den Anruf von der Personalabteilung bekam, der ihr Leben veränderte. All das – dahin.
    »Ich wurde gefeuert«, sagte sie und brach in Tränen aus.
    Carly wirkte gebührend schockiert.
    »Du machst Witze «, antwortete sie auf ihre typische Art. Sie öffnete eine Tüte vom Bioladen und bot Regina einen Muffin an. Regina schüttelte den Kopf. »Nein, das ist kein Witz.«
    »Aber warum? Was ist passiert?« Carly ließ sich aufs Sofa fallen.
    Regina wusste nicht so recht, wie sie darauf antworten sollte. Tja, äh, ich habe mit dem Ex meiner Chefin geschlafen. Ich bin wiederholt zu spät gekommen, noch völlig benommen vom Sex …
    »Es ist eine lange Geschichte«, meinte sie nur.
    »Ich höre zu«, erklärte Carly. Ihr Handy klingelte, doch entgegen ihrer Gewohnheit ignorierte sie

Weitere Kostenlose Bücher