Zeiten des Verlangens
wahnsinnig über seine Worte freute. »Ich bin neugierig: Kannst du Sex haben ohne das ganze … Fesseln und Züchtigen vorher?«
»Klar«, sagte er. »Aber Sex ohne dieses Vorspiel ist für mich eher etwas für One-Night-Stands … nett, aber schnell wieder vergessen.«
»Und was war mit der Frau, mit der ich dich in der Bibliothek gesehen habe?«
Er lachte. »Ich habe mich schon gefragt, wann du mich darauf ansprechen würdest. Das ist das perfekte Beispiel – nur Sex, nichts Besonderes. Ex und hopp.«
»Ex und hopp«, wiederholte sie. »Ist es wahr, was du mir mal gesagt hast? Dass du noch nie verliebt warst?«
Sie spürte, wie er sich versteifte, und einen Moment lang fürchtete sie, er könnte ihr wieder ausweichen, wie in jener Nacht, als er sie gewarnt hatte, es nicht »kaputt zu machen«.
»Nein«, sagte er. »Das ist nicht ganz wahr.«
Jetzt war sie es, die sich verspannte.
»Okay«, meinte sie und hielt förmlich den Atem an, während sie darauf wartete, dass er fortfuhr.
»Ich habe dir erzählt, wie ich zur Fotografie gekommen bin … dass ich durch Astrid damit in Berührung kam.«
»Ja«, sagte sie.
»Sie war nur ein paar Jahre älter als ich. Ich glaube, die Ehe mit meinem Vater wurde ihr bald langweilig. Er hatte haufenweise Geld und sah gut aus, aber man konnte nicht mit ihm in Nightclubs gehen oder auf Konzerte im Roseland. Und deshalb hat sie manchmal, wenn er zu beschäftigt oder müde oder sonst etwas war, mich mitgeschleift.«
»Verstehe«, sagte Regina leise und rang mit der Vorstellung eines Teenager-Sebastians, der mit einem der weltbekanntesten Models durch New York tingelte.
»Ich glaube, sie wusste, dass auch ich gelangweilt und viel allein war. Ich hatte Freunde, aber ich war ein Einzelkind, und durch das Geld meiner Eltern war ich etwas isoliert. In gewisser Hinsicht hatten wir einiges gemeinsam. Und dann zeigte sie mir, wie man mit einer Kamera umging, und nahm mich auf ein paar ihrer Shootings mit.
»Okay, ja, das hast du erwähnt.«
»Und ich habe mich in sie verliebt.«
Regina spürte ein Ziehen in der Magengegend. »Wie … eine Schuljungenschwärmerei aus der Ferne?«
Er zögerte. »Nein, wir haben miteinander geschlafen.«
Regina setzte sich auf, um ihn ansehen zu können. »Im Ernst?« Sie wusste nicht, warum sie das fragte. Es war dumm – als ob er über so etwas scherzen würde. Aber es hörte sich einfach so unglaublich an für sie. Ein Teenager, der eine Affäre mit der Frau seines Vaters hatte …
»Ja, ich bin ihr total verfallen. Ich weiß zwar nicht, was es für sie war – körperliche Anziehung vielleicht. Ein Zeitvertreib. Keine Ahnung. Aber wir wurden unachtsam, und mein Vater hat uns erwischt, und dann warf er mich aus dem Haus und enterbte mich.«
Regina wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fragte sich, wie viel davon wohl an die Öffentlichkeit gekommen war, und sie kam zu dem Ergebnis, dass es nicht sehr viel gewesen sein konnte, denn sonst hätten Carly oder sogar Margaret es erwähnt. Sie legte den Kopf zurück an seine Brust.
»Das tut mir leid. Das war sicher … ich kann es mir gar nicht vorstellen. Kam es an die Öffentlichkeit?«
»Nein.« Ihr fiel auf, dass sein Arm nun fester um sie lag. »Mein Vater hat viele Freunde – und finanziellen Einfluss – in den Medien. Niemand hat gewagt, es sich mit ihm zu verscherzen. Aber meine Mutter hat es gewusst. Ich habe ihn angefleht, es ihr nicht zu sagen … die Frau, die ihre Ehe zerstört hatte, mit dem eigenen Sohn. Das war das Einzige, wofür ich mich schämte. Aber mein Vater hat nicht auf mich gehört. Er hat ihr gesagt, warum er mich rausschmiss und nicht mehr finanziell unterstützte.«
»Er hat dir keinen Unterhalt mehr gezahlt? Aber du warst minderjährig, oder?«
»Ja, aber meine Mutter hatte ihr eigenes Familienvermögen und außerdem Geld bei der Scheidung bekommen. Mich nicht mehr finanziell zu unterstützen, war also nicht sonderlich schlimm für mich. Ich glaube, deshalb ist er auch zu meiner Mutter gegangen und hat ihr alles erzählt, denn er wusste, dass er mich damit treffen würde.« Selbst jetzt noch, nach all den Jahren, klang die Scham aus seiner Stimme.
»Aber sie hätte doch sicher gefragt, warum dein Vater dich rausgeworfen hat. Du wärst also ohnehin nicht darum herumgekommen, es ihr zu erzählen.«
»Mein Vater und ich haben immer gestritten. Glaub mir, ich wäre darum herumgekommen.«
»Warum hast du dann bei ihm gelebt und nicht bei ihr?«
»Nach der
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