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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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Quietschen, gefolgt von blendend hellem Scheinwerferlicht auf der Windschutzscheibe. Ich kam ins Schleudern und verlor die Kontrolle über meinen Wagen. Er raste geradewegs über die Klippe, und mein Herz schlug so schnell, als würde es jeden Moment explodieren.
    Schreiend wachte ich auf.

Kapitel 17
    Lernprozess
    A rme schlangen sich um mich, während ich nach Luft rang. »Sophie, es ist alles in Ordnung. Du hast geträumt.«
    Ich erkannte die Stimme sofort. »Wes«, flüsterte ich, immer noch atemlos.
    »Ja, ich bin hier.«
    Ich drückte mich enger an ihn. Beruhigend strich er mir übers Haar, und mir fiel wieder ein, dass er ja weg gewesen war. »Du bist wieder da.«
    »Das habe ich dir doch gesagt.«
    Ich atmete tief durch. »Ich hatte einen grässlichen Traum.«
    »Worüber?«
    »Es war ein Unfall. Jemand hat mich angebrüllt.« Ich hielt inne und versuchte mich zu erinnern. »Jemand, der Frank hieß. Er schrie mich an, schubste eine Frau herum und befahl mir zu gehen.« Ich spürte, wie Wes sich verkrampfte.
    »Und deshalb hattest du Angst?«, fragte er.
    »Nein, es waren der Sturm und der Sturz über die Klippe, die mir Angst machten.«
    Er richtete sich abrupt auf. »Sophie, das war kein Traum. Du hast dich erinnert.«
    »Erinnert an was?«
    »Deinen Unfall. Es hatte in der Nacht geregnet, und du warst auf dem Weg zu mir. Frank war dein Vater.«
    Ich war schockiert. So viel zu dem erzieherischen Effekt. »Warum sollte ich mit meinem Vater so streiten?«
    »Weil er dir verboten hatte, mich weiterhin zu treffen. Er hatte keine gute Meinung von mir. Damals hatte ich nicht den allerbesten Ruf, und von meinem Vater wusste man nur, dass er immer ›auf Reisen‹ war. Es passte ihm nicht, dass ich keine Eltern hatte, die auf mich aufpassten, um es vorsichtig auszudrücken.«
    »Das rechtfertigt aber nicht seinen Ton mir gegenüber.«
    »Das ist richtig, und deine Mutter hat ihm nie vergeben, dass er dich in dieser stürmischen Nacht aus dem Haus geworfen hat. Mir im Übrigen auch nicht.«
    Ich erinnerte mich, wie sie versucht hatte, ihn zu stoppen. Der Gedanke daran, wie er mit ihr umgegangen war, machte mich sauer. »Was ist mit Frank passiert?«
    »Er hat deine Mutter ohne einen Pfennig sitzen lassen und irgendwann wieder geheiratet. Vor einigen Jahren ist er gestorben.«
    Jetzt war ich wirklich verstimmt. »Und was ist aus ihr geworden?«
    Er schwieg.
    »Wes, was ist aus ihr geworden?«, wiederholte ich.
    Er sah mich zögernd an, und seine Antwort kam nur geflüstert. »Sie lebt noch.«
    Mir verschlug es den Atem. »Wo?«
    »Sophie, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    »Wo, Wes?«
    »Sie lebt in einem Heim für betreutes Wohnen außerhalb der Stadt.«
    Ich war völlig entgeistert, denn damit hatte ich nicht gerechnet. »Und du hättest mir nichts davon erzählst?«
    Er beugte sich näher. »Sophie, diese Situation ist auch für mich neu. Ich weiß gar nicht richtig, was ich tue. Was hätte ich denn sagen sollen?«
    Er hatte nicht ganz unrecht. »Es tut mir leid. Das war gemein von mir, aber die ganze Situation ist so sonderbar.« Als Friedensangebot lehnte ich meinen Kopf wieder an seine Brust, und während ich die Neuigkeiten auf mich wirken ließ, spielte er wieder mit meinen Haaren.
    Nach diesem Abend war ich mit mir im Reinen. Es war, als würde ich alles, was Amelia und Lenny geleistet hatten, in mir tragen. Ich war zuversichtlicher denn je. Aber am allerbesten war, dass zwischen mir und Wes alles wieder gut war. Wie vorher verbrachten wir jede freie Minute miteinander, und obwohl er noch nicht bereit war, seine Konzentrationsfähigkeit aufs Spiel zu setzen, war er sehr liebevoll und zärtlich. Ich war so glücklich, wie ich nur sein konnte.
    Ich hatte nun alle Antworten, die ich haben wollte. Lediglich die Tatsache, dass Lennys Mutter noch lebte, trübte meine Stimmung ein wenig. Ich hätte sie nur zu gern getroffen, hatte aber Angst, dass es viel zu anstrengend für sie sein könnte. Sie war einundneunzig Jahre alt, und ich wollte ihr den Schock ersparen, den sie beim Anblick ihrer toten Tochter zweifellos erleiden würde. Das war nichts, was ich auf die leichte Schulter nehmen konnte.
    Nach sorgfältiger Überlegung kam ich jedoch zu dem Schluss, dass ich an ihrer Stelle hätten wissen wollen, was passiert war. Und deshalb beschloss ich, sie doch aufzusuchen. Wes wollte mit mir kommen, aber ich bestand darauf, allein zu fahren.
    An einem Samstag fuhr ich nach der Arbeit zu dem Heim. Es war

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