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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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würde ich dich anlügen?«
    Ich konnte sein Grinsen förmlich durchs Telefon sehen und verdrehte die Augen. Aber ich wusste, dass er nicht lügen würde. »Also los, raus damit! Was habe ich verbrochen?« Ich nahm das Handy in die andere Hand und lehnte meinen Ellbogen an den Fensterrahmen, um entspannter fahren und ihm besser zuhören zu können. Er erzählte weiter und hatte offenkundig viel Spaß dabei.
    »Okay, wir hatten uns gerade kennengelernt, als du mich zu einer Kundgebung der Bewegung für Meinungsfreiheit eingeladen hast. Ich hatte noch nie gegen irgendetwas protestiert, weil ich mich ja lieber im Hintergrund hielt, aber weil ich mit dir zusammen sein wollte, habe ich zugestimmt. Ich habe dich abgeholt. Du hattest ein Tuch um den Kopf gebunden und sahst damit sehr hübsch aus.«
    Ich stellte mir das Bild vor und musste unwillkürlich grinsen. Meine Vorstellungskraft war gefragt, und so langsam begriff ich, warum wiedergeborene Seelen sich nicht an alles erinnern. Es wäre die reinste Folter, auch noch die peinlichsten Momente aus ihren früheren Leben wieder aufzurollen.
    »Mach weiter!«, drängte ich.
    Er lachte leise. »Du hast außerdem ein Batik-T-Shirt getragen.«
    »Genug, das reicht!«
    Er lachte laut. »Ich habe nur Spaß gemacht. Tatsächlich hast du ein pinkfarbenes T-Shirt mit der Aufschrift ›Redefreiheit!‹ in großen schwarzen Buchstaben angehabt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Na ja, das ist schon ein bisschen besser.«
    »Jedenfalls sind wir zu dieser Kundgebung, und ich muss zugeben, du hast den Demonstranten in mir geweckt. Angesichts der Leidenschaft, mit der du dich für die Rechte anderer eingesetzt hast, war das allerdings auch nicht verwunderlich. Diese Leidenschaft ist echt ansteckend. Ich wollte plötzlich unbedingt auch ein Protestschild hochhalten.«
    »Und wie um alles in der Welt habe ich es geschafft, festgenommen zu werden, und du nicht?«
    »Also, wir hatten vielleicht eine Stunde protestiert, als du aufs Klo musstest. Du gingst und kamst nicht mehr zurück.«
    »Was? Bin ich reingefallen?«
    »Nein, Sophie.« Er lachte. »Aber du bist in eine Gruppe von Mädchen hineingeraten, die die Polizisten mit Tomaten bewarfen. Die waren natürlich nicht begeistert und kassierten euch prompt ein.«
    »Willst du damit sagen, dass ich auf fremde Hilfe angewiesen war, um verhaftet zu werden?«
    »Ja.«
    Ich schnaubte. »Was geschah dann?« Wieder war ganz klar, dass er grinste.
    »Als ich den Lärm hörte, bin ich rüber und kam gerade noch rechtzeitig, um mitanzusehen, wie dir Handschellen angelegt wurden und man dich in eine grüne Minna verfrachtete. Dann habe ich dich gegen Kaution rausgeholt. Ende.«
    »Wie peinlich.«
    »Es war göttlich.«
    »Haha!«
    »Nein, wirklich. Tomaten im Haar und so.«
    »Ach du meine Güte!«
    »Wieso? Ich mag Tomaten«, sagte er lachend.
    Ich wechselte die Position auf dem Sitz. »Wahrscheinlich ist es besser, dass ich mich nicht an dich erinnere. Ich wette, du hattest lange Haare und trugst Hüfthosen mit Schlag.«
    Einen Moment war es ruhig.
    »Ha! Ich wusste es!«, rief ich triumphierend.
    »Nein. Kein langes Haar, aber vielleicht die Jeans«, räumte er ein.
    Ich prustete los. Gut, dass ich nicht das einzige Opfer der Sechziger war. Ich grinste, bis mir die Wangen wehtaten, und selbst dann konnte ich nicht aufhören.

Kapitel 18
    Zahltag
    A uf dem Nachhauseweg war ich so in mein Gespräch mit Wes vertieft, dass ich nicht auf meine Geschwindigkeit achtete. »Oh nein«, stöhnte ich laut, als ich nach drei Viertel der Strecke im Rückspiegel die blinkenden Lichter sah. Ich wusste gar nicht, wie schnell ich fahren durfte, hatte aber nicht das Gefühl, viel zu schnell unterwegs gewesen zu sein. »Verdammt!«, sagte ich und war sauer auf mich selbst.
    »Was ist los?«, fragte Wes.
    »Die Polizei ist hinter mir und blinkt mich an. Was mache ich jetzt?«
    Er blieb gelassen. »Kannst du auf den Seitenstreifen fahren?«
    »Nein. Ich ruf dich zurück.« Jetzt auch noch einen Unfall zu bauen, war das Letzte, was ich wollte.
    »Nein«, widersprach er. »Ich warte.«
    Angesichts der blinkenden blauen Lichter im Rückspiegel einen klaren Kopf zu behalten war nicht ganz einfach, aber ich schaffte es, den nächsten Seitenstreifen anzufahren.
    »Ich bin rechts rangefahren. Und was jetzt?«, fragte ich.
    Seine Stimme klang ruhig und sehr bestimmt. »Du musst deine Papiere bereithalten. Er wird dich nach dem Fahrzeugschein und deinem Führerschein

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