Zeitenlos
Aber«, redete er weiter und fuhr mir mit dem Handrücken leicht übers Gesicht, »ich würde mich besser fühlen, wenn ich weiß, wo du bist.«
Seine Berührung fühlte sich so gut an, dass es mir gleich besser ging. Ohne die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen in seinem Haus und seine Besorgnis darüber, wo ich mich aufhielt, hätte ich mich noch wohler gefühlt, doch beides machte mich unruhig.
»Also, warum bist du hergekommen?«, lenkte Wes vom Thema ab.
Ich dachte wieder an den Inhalt meiner Tasche. »Na ja, ich wollte dir dein Weihnachtsgeschenk geben.« Er lächelte. »Aber irgendwie bin ich jetzt nicht mehr in der Stimmung dafür.«
»Warum nicht?«
»Ach, hier ist es wie im Fort Knox, und du machst dir Sorgen, wo ich bin, aber ich soll so tun, als wäre alles ganz toll.«
Er griff nach meinem Kinn, um mich so zu zwingen, ihn anzusehen. »Sophie, alles ist in Ordnung, ganz bestimmt. Das sind nur Vorsichtsmaßnahmen. Wenn ich denken würde, dass etwas nicht stimmt, wäre ich sofort zu dir gefahren, um dich persönlich zu informieren. Und ich hätte dich nach Hause gebracht, statt auf deinen Anruf zu warten. Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Aber alles ist bestens«, versicherte er.
Danach küsste er mich so sanft, dass ich keinerlei Anspannung in seinem Körper spürte. Er war völlig entspannt, und nach wenigen Augenblicken ließ ich mich davon anstecken.
»Also gut«, sagte ich einlenkend. »Vielleicht sollte ich dir deine Geschenke doch geben.«
»Geschenke?«, fragte er mit einer Betonung auf dem e.
»Ja, und du kannst sie nicht ablehnen, weil Weihnachten ist und man das nicht tut.«
»Genau genommen könnte ich das, weil es noch nicht ganz Weihnachten ist«, gab er zu bedenken.
Mein Lächeln gefror. »Das meinst du nicht im Ernst. Ich bin extra den ganzen Weg hierhergekommen. Ich will , dass du sie öffnest.«
»Hm«, machte er, als ob er erst mal darüber nachdenken müsste.
»Prima, dann nehme ich sie eben wieder mit.« Ich riss meine Tasche an mich, doch Wes griff nach meinem Arm.
»Ich mach doch nur Spaß, Sophie. Reg dich ab! Natürlich möchte ich meine Geschenke, gib sie mir bitte.«
Ich grinste breit, weil er diesmal meinen Bluff nicht durchschaut hatte.
»Gut«, sagte ich und holte als Erstes die Uhr aus der Tasche. Aus irgendeinem Grund war ich der Meinung, dass sie das einfachere Geschenk sein würde. Ich war begeistert von unserem gemeinsamen Foto, wollte aber nicht zu eitel erscheinen und hatte deshalb vor, es ihm zum Schluss zu geben.
Ich hielt ihm die kleine Schachtel hin und zog sie dann wieder zurück. »Weißt du, ich hatte überhaupt keine Idee, was ich dir schenken könnte«, log ich, um jeder Diskussion aus dem Weg zu gehen. »Tja, ich hoffe, es gefällt dir.«
»Aber klar, ich mag alles, was du mir schenkst.« Er schluckte den Köder und streckte die Hand aus.
»Versprochen?«
»Versprochen!« Er machte mit dem Finger ein Kreuz über seinem Herzen. Ich gab ihm das Geschenk. Er zog langsam das Papier zurück. Ich beobachtete, wie seine Augen größer wurden, als er den Markennamen auf der Schachtel sah. Dann blickte er mich mit schmalen Augen an.
»Mach es auf!«, sagte ich lächelnd.
Er hob den Deckel ab und schloss ihn genauso schnell wieder.
»Sophie. Das ist zu viel.«
»Warum? Es ist nur eine Uhr«, sagte ich unschuldig. »Du hast gesagt, dass du es mögen wirst«, erinnerte ich ihn.
»Natürlich gefällt es mir. Ich möchte nur nicht, dass du Geld für mich ausgibst.«
Ich langte rüber und hielt ihm die Hand vor den Mund. »Ich will es aber. Außerdem ist sie eigentlich sowieso für mich. Ich möchte, dass du so etwas hast, damit ich immer überprüfen kann, ob deine Umgebung okay ist.« Ich schob die Unterlippe ein bisschen vor. »Aber wenn sie dir nicht gefällt …«
Er nahm meine Hand weg. »Nein, ich finde sie toll. Wirklich. Danke«, sagte er und gab mir einen Kuss.
»Schön«, sagte ich zufrieden. »Ich habe noch etwas für dich.« Ich nahm das zweite Geschenk heraus. Seine Miene verfinsterte sich. »Entspann dich, und reg dich nicht auf, es hat nicht viel gekostet.«
Ich gab ihm das zweite Geschenk und sah zu, wie er es zögernd auspackte. Ich wollte, dass es ihm am besten gefiel. Er sah das Bild an, und dann ging sein Blick in weite Ferne. Einige Augenblicke verharrte er so, dann zeichnete er mit dem Finger unser Lächeln auf dem Glas nach.
»Ich finde, dass du Bilder in deinem Haus gebrauchen kannst. Hoffentlich gefällt
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