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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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würde.
    Inzwischen hatte ich mich einigermaßen daran gewöhnt, ihn nicht mehr zu sehen, und daher vor allem Angst, dass eine Begegnung mit ihm neuen Schmerz auslösen würde. Sollte er sich allerdings nicht hier blicken lassen, wäre mir das auch nicht recht, denn das würde bedeuten, dass er mir bewusst aus dem Weg ging. Ich überlegte, welches Szenario wohl schlimmer wäre, und hatte doch absolut keine Vorstellung von dem, was dann wirklich geschah.
    Nach dem Mittagessen mit Mama ging ich zurück zum Wagen. An diesem Nachmittag war es ziemlich kühl, und ich hatte die Hände tief in den Taschen vergraben. So konnte ich zwar meine Nerven im Zaum halten, aber nicht das Hämmern in meiner Brust, das zunahm, als ich mich dem Weg näherte, der zum Parkplatz führte. Mein Herz klopfte so heftig, dass es kaum auszuhalten war. Ich bemühte mich gerade, meine Atmung zu kontrollieren, als ich ihn sah.
    Er war rund fünfzig Meter vor mir, doch ich erkannte ihn sofort. Er trug den weiten, grauen Wollmantel mit dem Reißverschluss und hatte die blaue Mütze über die Ohren gezogen. Niemand außer ihm wäre bei fast dreizehn Grad so warm angezogen. Er war es. Ich fühlte mich etwas besser, weil er anscheinend nicht versuchte, mir aus dem Weg zu gehen.
    Ich wollte gerade zu ihm rübergehen, um ihm den Weg abzuschneiden, als er erst lächelte und dann lachte. Ich brauchte einige Sekunden, bis mein Verstand registrierte, dass er nicht allein war. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die zierliche Blondine gelenkt, die neben ihm ging. Als er lachte, lachte sie auch. An einer Stelle schien sie von ihm so begeistert zu sein, dass sie sich an ihn lehnte und mit der Hand seine Brust tätschelte.
    Ich kochte vor Wut. In einer Minute würden sich unsere Wege kreuzen. Mehrere Gedanken schossen mir durch den Kopf. Zum Beispiel, dem Mädchen jedes einzelne lange Haar auszureißen oder beide aus dem Weg zu schubsen. Ich konnte es nicht fassen. Dieser Auftritt war unglaublich geschmacklos und verletzend. Ich war nicht nur wie vor den Kopf geschlagen, sondern er hatte mich dermaßen getroffen, dass ich außer unverständlichem Gestammel nichts herausbringen würde. Deshalb presste ich die Lippen zusammen, um mir keine Blöße zu geben. Noch mehr Peinlichkeiten konnte ich einfach nicht ertragen.
    Als sie näher kamen, sah ich auf den Boden und wandte den Kopf ab, um mein Gesicht zu verbergen. Sie kicherte immer noch, als sie an mir vorbeigingen. Ich schaffte es, ihm ein »Danke« hinterherzumurmeln, und wusste, dass er mich gehört hatte.
    Ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht laut loszuheulen, als ich endlich im Jeep saß, und widerstand auch dem dringenden Bedürfnis, ein unschuldiges Auto zu demolieren. Stattdessen fuhr ich zum Aussichtspunkt, wo glücklicherweise niemand war. Ich blieb im Wagen sitzen, hing über dem Lenkrad und weinte. Ich kam mir wie ein totaler Idiot vor, war gleichzeitig todtraurig und stinksauer auf mich selbst, weil ich ihm vertraut hatte. Ich hatte mir eingeredet, dass er mich ebenfalls mochte, war auf seinen Charme hereingefallen und dumm genug gewesen, zu glauben, dass er meine Gefühle erwiderte. Kerry hatte recht gehabt. Sie hatte mich zwar immer unterstützt, und doch hatte ich in ihrem Tonfall Zweifel an seiner angeblichen Perfektion herausgehört. Wir waren Schulmädchen, er ein Student, der umwerfend und einfach wunderbar war. Wie war ich nur auf die blödsinnige Idee gekommen, dass ein Mädchen wie ich so jemanden auf Dauer halten könnte!?
    Es dauerte lange, bis ich mich beruhigt hatte. Als ich schließlich über die Hügellandschaft vor mir blickte, gab ich mir selbst das Versprechen, seinetwegen keine Tränen mehr zu vergießen, egal ob ich nun traurig oder wütend war. Wenn er es so wollte, würde ich nicht versuchen, ihn aufzuhalten. Ich würde mir nicht von einem Jungen mein Leben ruinieren lassen.
    An jenem Nachmittag änderte ich mein Denken. Natürlich vermisste ich ihn; warum sollte ich mir etwas vormachen und etwas anderes behaupten? Aber ich würde mein Leben nicht damit verbringen, ihm nachzuweinen. Mir blieb keine andere Wahl, als mich aufzurappeln und weiterzumachen. Es war mir gut gegangen, bevor ich ihn getroffen hatte, und ich war überzeugt, dass es mir auch künftig wieder gut gehen würde. Das musste es einfach.
    Später stürzte ich mich in der Buchhandlung voll in die Arbeit. Ich bat Dawn, die Kasse zu übernehmen und mir das Einräumen zu überlassen, weil ich eine

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