Zeitenlos
Beschäftigung brauchte, die mehr von mir verlangte, als nur an der Kasse zu stehen und Bücher anzunehmen. Ich hatte bereits zwei voll beladene Bücherwagen in die Regale sortiert, als Dawn vorbeikam und wissen wollte, welche Drogen ich geschluckt hatte.
»Keine«, antwortete ich grinsend. »Ich muss mich nur irgendwie auf Trab halten.«
»Lass mich raten? Ist etwas mit Wes nicht in Ordnung?«
»Wie kommst du denn auf die Idee?«, erwiderte ich und räumte weiter ein.
»Na ja, er ist bestimmt schon dreimal hier vorbeigefahren.«
»Er ist was ?«, fragte ich und drehte mich zu ihr um.
»Ich glaube, er hat dich an der Kasse gesucht.«
»Bist du sicher?«, wollte ich wissen und schob eilig den Wagen nach vorn.
Sie kam hinter mir her. »Ja, aber das ist schon eine halbe Stunde her. Was ist los?«
»Okay, wenn du es wirklich wissen willst, am Sonntag hat er Schluss gemacht, und heute habe ich ihn mit einem anderen Mädchen gesehen. Interessant, nicht?« Ich glaube nicht, dass Dawn mit einem solchen Drama gerechnet hatte.
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie und machte ein erstauntes Gesicht.
»Absolut.«
»Und warum fährt er dann hier vorbei?« Dawn schien mit sich selbst zu reden, sodass ich nichts darauf antwortete. »Der hat Nerven!«, meinte sie schließlich.
Wie wahr , dachte ich und ging zum Tresen, um weitere Bücher aufzuladen.
»Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen«, fügte sie hinzu.
»Geschieht ihm recht«, sagte ich, zwischen den Bücherstapeln hindurch, die ich auf den Wagen geladen hatte. Da ich nicht zu Selbstmitleid neigte, vergeudete er nur seine Zeit, falls er kontrollieren wollte, ob ich mir womöglich etwas angetan hatte. »Es ist mir auch egal«, erklärte ich und schob den Wagen in einen Gang. Ich fühlte mich keineswegs besser, weil er vorbeigefahren war. Von mir aus konnte er hundertmal im Kreis fahren, doch an meinem Schmerz würde er dadurch nichts ändern.
Irgendwann hatte ich alle Bücher eingeräumt und saß mit Dawn hinter dem Tresen. Wir hatten beide Langeweile, und ich überlegte, was wir dagegen tun konnten. Eigentlich hatte ich keine Lust, nach Hause zu fahren, wo ich doch nur allein sein würde. Dawn und ich verstanden uns im Laden gut, hatten aber ansonsten noch nie etwas gemeinsam unternommen. Ich war immer mit Wes unterwegs gewesen, und es hatte sich einfach nicht ergeben. Doch warum nicht jetzt?
»Sag mal, Dawn. Hast du später etwas vor?«, fragte ich.
»Nein, warum?«
»Hast du Lust, etwas zu unternehmen? Vielleicht Kino?«
Sie grinste und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tresen. »Ich verstehe. Du brauchst Ablenkung, damit du nicht die ganze Zeit an Wes denken musst?«
»Ist das so offensichtlich?«
»Ja, ist mir aber egal. Klar können wir ausgehen. Das wird bestimmt lustig. Wer braucht schon Wes?«, antwortete sie und lachte.
Kapitel 13
Schwerkraft
I ch war schon lange nicht mehr mit einer Freundin losgezogen und freute mich, dass es geklappt hatte. Ich zog Jeans und ein Sweatshirt an, band mein Haar zu einem Pferdeschwanz und brach zu unserem Mädelsabend auf. Als ich vor ihrem Haus anhielt, kam Dawn mir schon entgegen.
»Hallo, ich hab da eine Idee«, sagte sie, kaum dass sie in den Jeep geklettert war.
»Lass hören«, entgegnete ich neugierig.
»Wollen wir auf eine Party?«
»Welche Party?« Ich freute mich zwar auf den Abend, hatte aber nicht unbedingt an eine Party gedacht. Die Idee gefiel mir nicht besonders. Mir stand der Sinn nach einem altmodischen Kinoabend mit viel Popcorn und Schokolade.
»Ich habe Freunde, bei denen heute ne Party steigt. Es wird dir Spaß machen, mal rauszukommen. Los komm schon, ins Kino kann man immer gehen.«
Ich wollte nicht unbedingt zu dieser Party, war aber inzwischen für alles offen. Hauptsache, ich hatte Abwechslung und dachte nicht an Wes.
Die Party war in einem großen Haus am Hang. Dazu gehörte ein Swimmingpool, in dem sich einige Leute tatsächlich vergnügten. Ich kannte niemanden, aber Dawn nahm meine Hand und stellte mich einigen Mädchen aus ihrem Freundeskreis vor. Ich konnte deren Namen zwar nicht behalten, gab mir aber trotzdem Mühe und lächelte höflich. Ein paar Gäste hingen am Pool herum, noch mehr waren drinnen und tanzten. Niemand sah jünger als achtzehn aus.
»Woher kennst du die?«, fragte ich laut, um die Musik zu übertönen.
»Ach, das sind Dannys Freunde. Sein Kumpel Jared wohnt hier.« Sie kannte diese ganzen Typen also gar nicht aus der Schule. Sie waren älter,
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