Zeitenlos
gehen. Sie braucht nur ein bisschen Zeit«, sagte Wes.
Mir war egal, was sie brauchte. Ich würde sie nicht allein lassen.
Er warf einen Blick auf Dawn, wie sie da im Gras lag.
»Ich lasse sie nicht allein«, wiederholte ich. Meine Augen wurden schmal. Wes ließ die Schultern hängen, als er einsah, dass ich recht hatte. Er ging zu ihr und nahm sie mühelos auf den Arm. Dann drehte er sich um und bedeutete mir, voran zur Straße zu gehen. Als wir den Weg erreichten, steuerte ich meinen Wagen an statt das Haus.
Ein Junge kam uns entgegen, der Dawn prüfend anstarrte. »Ist das Dawn?«, fragte er. Er sah etwas jünger aus als die anderen Typen auf der Party, und ich vermutete, dass es Jackson war.
»Ich glaube, jemand hat etwas in ihre Bowle getan. Ich bringe sie nach Hause«, versuchte ich, jedes Misstrauen im Keim zu ersticken. Die Vorstellung, dass jemand so etwas tun könnte, schien ihn wütend zu machen.
»Ich kann sie auch nach Hause bringen«, bot er an. Wes ging stur weiter.
»Nein, schon okay. Ich mach das. Ihre Eltern wissen, dass wir zusammen weg sind«, erklärte ich. Das schien ihn zu beruhigen, er nickte und ließ uns in Ruhe.
Als wir bei meinem Wagen ankamen, setzte Wes Dawn auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Sie war immer noch nicht bei sich. Während er die Tür schloss, wollte ich von ihm wissen, was er hier wollte, aber er ging wortlos und ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, weg. Seine Unhöflichkeit brachte mich aus der Fassung. Ich ging zur Fahrerseite und knallte die Tür hinter mir zu. Dann ließ ich den Motor an, warf den Gang rein und fuhr, so schnell ich konnte, los.
Aus meinem Kinoabend war ein bizarrer Albtraum geworden. Dawn hing halb schlafend und immer noch nicht ansprechbar auf dem Beifahrersitz, und ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihr machen sollte. Zu allem Übel war auch noch Wes aufgetaucht und hatte mich wie ein kleines Kind behandelt. Ich war wütend.
Wir erreichten gerade die Hauptstraße, da bemerkte ich Scheinwerfer direkt hinter mir. Das war Wes. Er fuhr viel zu dicht auf, und ich war versucht, kurz, aber kräftig auf die Bremse zu treten, um ihm so eine klare Botschaft zu übermitteln. Doch das war gar nicht nötig. Denn nach einer langen Kurve kam eine Gerade, und der kleine Sportwagen schoss trotz durchgezogener Linie mühelos an mir vorbei und verschwand hinter der nächsten Kurve. Ich seufzte tief und schüttelte den Kopf.
Es war mittlerweile gegen zehn, aber ich konnte Dawn in diesem Zustand nicht zu Hause abliefern. Sie schien langsam wieder zu sich zu kommen, deshalb beschloss ich, eine Pause einzulegen und mir die Wartezeit mit einem Eis zu verkürzen. Ich bestellte zwei Kugeln Cookie-Eis mit Schokoladensoße, die ich im Auto verputzte, darauf wartend, dass es Dawn besser ging. Während ich mich ganz bewusst auf mein Eis konzentrierte, versuchte ich, das Bild von Wes aus meinem Kopf zu verdrängen. Es gelang mir nicht.
»Was ist passiert?«, meldete sich Dawn, als ich das Eis fast gegessen hatte. Sie klang total groggy.
»Das fragst du mich?«, antwortete ich, immer noch kauend.
»Wo sind wir? Wie bin ich hierhergekommen?«
»Ich vermute, dass dir jemand etwas in deine Bowle getan hat. Du warst ohnmächtig.«
»Dieser Penner!«, meinte sie.
»Wem sagst du das!«
»Was ist passiert?«, wiederholte sie und rieb sich die Schläfe.
»Tja, dieser Quinn hat dich in dem Wäldchen angegrapscht, und dann kam Wes wie aus dem Nichts und stoppte ihn. Er hat dich auch ins Auto verfrachtet.«
»Wes? Ich kann mich an nichts erinnern.«
»Und ich glaube, dein Jackson ist uns über den Weg gelaufen. Er bot an, dich nach Hause zu bringen, als er sah, dass Wes dich trug, aber Wes hat ihn nicht gelassen. Ich glaube, er hat ihm nicht getraut, und so wie du im Moment aussiehst, kann man ihm das nicht einmal übel nehmen.«
Sie rutschte tiefer in den Sitz und bedeckte ihr Gesicht. »Oh wie peinlich! Ich will sterben.«
»Willst du nicht. Dir geht’s bald wieder gut«, versicherte ich. »Nur lass in Zukunft die Finger von Bowle.«
»Oh mein Gott! Das ist der peinlichste Moment in meinem ganzen Leben.«
»Alles wird gut.«
»Sophie, ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte. Danke.«
»Mir musst du nicht danken, sondern Wes. Ich hätte gegen den Typen nichts ausrichten können.«
»Was hat er da überhaupt gemacht?«, fragte sie.
»Keine Ahnung. Hat er mir nicht gesagt. Vielleicht war er auf der Party.«
»Das bezweifle ich«, sagte
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