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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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am vorigen Abend eine große Feile dagelassen.
    »Er meinte, ich würde ungefähr bis morgen früh brauchen, um die Kette durchzufeilen«, erklärte Jerry, nachdem er seinem vor Freude weinenden Großvater ungefähr tausendmal hatte schwören müssen, dass er wohlauf war.
    Abgesehen davon, dass er ziemlich schmutzig war und wochenlang kein Sonnenlicht gesehen hatte, ging es ihm erstaunlich gut. Fitzjohn war alle drei Tage aufgetaucht und hatte ihn mit Proviant versorgt.
    »Die Dunkelheit war das Schlimmste«, erzählte Jerry. »Ich wollte, dass er mir Kerzen dalässt, aber er meinte, dann würde ich nur damit herumzündeln. Trotzdem beteuerte er mir jedes Mal, dass ich bald heim darf und dass es Großvater gut geht.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich das alles verdaut hatte. Ich hatte viel Stoff zum Nachdenken, auch noch, als wir alle wieder in der Kutsche saßen. Nachdem wir Mr Stephenson in der James Street abgesetzt hatten, fuhren wir mit Mr Scott und Jerry weiter in die Bond Street. Jerry plapperte ohne Punkt und Komma, es war fast, als wäre ein Damm gebrochen. Er hatte wochenlang niemandem zum Reden gehabt, und nun war es ihm offenbar ein dringendes Bedürfnis, sich mitzueilen. Er stellte tausend Fragen, weil er wissen wollte, was während seiner Gefangenschaft alles passiert war, und dazwischen erzählte er immer wieder, wie es ihm im Keller ergangen war.
    »Einmal hat Mr Fitzjohn mir gebrannte Mandeln mitgebracht. Und ein anderes Mal ein großes Stück Schinken. Er hat gesagt, Jungs in meinem Alter wachsen noch.«
    »Vielleicht war Fitzjohn ja doch nicht so ein Mistkerl«, meinte ich zögernd, als Jerry zwischendurch mal kurz Luft holen musste.
    »Niemand hat behauptet, dass er einer war«, sagte José. »Wirklich böse sind die Wenigsten von uns. Manche der Alten sind einfach nur … zu lange auf der Welt. Das Leben kann ihnen nichts mehr geben, was sie nicht schon hatten. Das führt zu selbstzerstörerischen Tendenzen. Wesensveränderungen schleichen sich ein. Größenwahn, Rachsucht, Geltungsdrang. Und dazu kommt natürlich noch das Dilemma des kompromisslosen Spielers.«
    »Was ist das für ein Dilemma?«, wollte Jerry wissen.
    »Lieber zu sterben als aufzugeben«, warf sein Großvater ein. Es waren die ersten Worte, die Mr Scott äußerte, seit wir wieder in die Kutsche gestiegen waren. Der alte Buchhändler sah schrecklich aus. Seine Augen lagen eingesunken in den Höhlen, sein Gesicht war bleich. Doch sein Blick war fest, seine Stimme ruhig. Seit wir Jerry gefunden hatten, war sämtliche Anspannung von ihm abgefallen. Ich spürte, wie sehr er darunter litt, dass er beinahe zum Mörder geworden war, doch ich ahnte, dass er nicht zögern würde, dasselbe wieder zu tun, wenn es nötig wäre. Die Liebe konnte Menschen dazu bringen, zu töten oder andere schreckliche Dinge zu tun, ohne Rücksicht darauf, was dabei aus ihnen selbst wurde.
    Als wir vor der Buchhandlung anhielten, um Mr Scott und Jerry aussteigen zu lassen, wandte sich Mr Scott noch einmal zu uns um.
    »Danke«, sagte er. Sonst nichts. Dann stützte er sich auf die Schulter seines Enkels und hinkte davon. Jerry brachte ihn in den Laden, dann kehrte er zur Kutsche zurück. Das schmale Gesicht unter den roten Haaren war entschlossen.
    »Großvater hat gesagt, dass Sie noch bleiben müssen.«
    »Eine Weile«, stimmte José zu.
    »Wie lange?«
    »Einige Wochen vielleicht.«
    »Wo werden Sie wohnen?«
    »Am Grosvenor Square.« Sebastiano und ich hatten es gleichzeitig gesagt. José hob die Braue über dem gesunden Auge, widersprach aber nicht.
    »Dann gibt es eigentlich keinen Grund, warum ich nicht morgen wieder wie üblich zum Dienst erscheinen sollte«, erklärte Jerry mit fester Stimme.
    »Den gibt es sehr wohl«, widersprach Sebastiano. »Du hast schlimme Wochen hinter dir und musst dich ausruhen. Mindestens drei Tage. Dann kannst du dich wieder zum Dienst melden. Ich schätze, Lady Anne und ich würden gern eine Landpartie machen, um uns ein bisschen von all den Strapazen der letzten Zeit zu erholen. In Brighton soll es beispielsweise sehr schön sein.«
    Jerry strahlte. »Es ist wunder schön dort.«
    »Dann sind wir uns einig. Gute Nacht, Jerry.«
    »Gute Nacht, Jerry«, fügte ich hinzu.
    »Mylady. Mylord.« Grinsend tippte er an seine Mütze, dann sprang er die Stufen zum Laden hoch und verschwand im Haus.
    José gab dem Kutscher ein Zeichen, weiterzufahren. Anschließend wandte er sich uns zu und lächelte leicht.
    »Na, wie fühlt ihr

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