Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)
weite Fahrt bist du noch nicht fit genug.«
»Vergiss es«, sagte er prompt. »Ich hatte dir doch eindeutig gesagt, dass du nichts mehr allein unternimmst.«
»Ich will es mir ja nur ansehen . Außerdem bin ich nicht allein da, sondern mit Jerry. Ich habe schon mit ihm gesprochen, er meinte, es sei kein Problem. Er kennt die Strecke nach Amesbury. Und so weit ist es ja auch wieder nicht. Ich wäre ganz schnell wieder da.«
»Nein«, sagte Sebastiano. »Und das ist mein letztes Wort.«
An dieser Stelle unserer Unterhaltung kehrte Meeks mit dem vorgewärmten Rasierwasser zurück, was mir ganz gelegen kam, denn ich hatte keine Lust, mit Sebastiano zu streiten. Und dazu wäre es unweigerlich gekommen, denn ich war keineswegs bereit, meine Fahrt nach Amesbury aufzuschieben. Ich wusste ganz einfach, dass ich in der übernächsten Nacht dort sein musste. Möglicherweise hing diese innere Gewissheit damit zusammen, dass dann Vollmond sein würde. Es war vielleicht unsere einzige Chance, das verborgene Tor zu finden. Aus diesem Grund hatte ich kurz entschlossen mit Jerry ausgemacht, dass er mich gleich nach dem Mittagessen abholen kam. Dann konnten wir bis zum Einbruch der Dunkelheit durchfahren und uns für die Nacht eine Unterkunft suchen, sodass wir morgen im Laufe des Tages Amesbury erreichten, was mir Gelegenheit verschaffen würde, die Umgebung von Stonehenge sorgfältig auszukundschaften und in aller Ruhe beim Steinkreis abzuwarten, bis der Mond aufging.
Das war jedenfalls der Plan. Doch ich hatte nicht mit den Schwierigkeiten gerechnet, die noch auf mich warteten. Eine davon war Bridget. Als ich sie informierte, dass ich für zwei Tage ihre Dienste nicht benötigte, löste das eine mittlere Panik bei ihr aus.
»Sie ist meiner überdrüssig«, flüsterte Bridget sich beim Hinausgehen deutlich hörbar zu. Ihre Stimme klang tränenerstickt. »Ich werde obdachlos und muss hässlichen Männern meine Gunst schenken, um überleben zu können. Vielleicht sogar dem widerlichen Groom Jacko, der mir drei Guineas geben will, wenn ich ihn erhöre. Ein schöner und wohlerzogener Mann wie Meeks würde mir ganz sicher keinen zweiten Blick gönnen. Er hat ja nur Augen für Mylords blanke Stiefel.« Bridget hielt inne, aber nur, um einen zittrigen Seufzer auszustoßen. »Wie kann sie mich einfach so wegschicken? Ahnt sie nicht, was sie mir damit antut? Das ist mein Ende!«
Ich hätte gern irgendwas getan, damit sie endlich diese Angstneurose ablegte, doch mir fiel gerade keine passende Gegenmaßnahme ein. Davon abgesehen, hatte ich keine Zeit. Jerry wartete wahrscheinlich schon unten. Außerdem musste ich es vor meinem Aufbruch noch irgendwie managen, dass Sebastiano sich über meine Abwesenheit keine Gedanken machte.
Natürlich würde er merken, dass ich weg war, aber je später er es mitkriegte, desto besser. Idealerweise kam er erst morgen dahinter, denn dann wäre klar, dass es nichts brachte, mir zu folgen – bis er mich eingeholt hätte, wäre ich ja schon auf dem Rückweg. Er würde sofort einsehen, dass es für ihn das Beste war, einfach im Bett zu bleiben und sich zu schonen.
Ungeduldig lungerte ich auf dem Gang herum, bis Meeks das nächste Mal aufkreuzte.
»Ach, Mr Meeks, wie gut, dass ich Sie zufällig hier treffe – wie geht es Seiner Lordschaft? Ist er noch in der Wanne?«
Meeks setzte sogleich sein »Nicht-schon-wieder«-Gesicht auf. Offensichtlich befürchtete er, ich wollte Sebastiano abermals belästigen, denn er teilte mir von oben herab mit, dass seine Lordschaft geruhe, ein Schläfchen zu halten, da das Baden sehr anstrengend gewesen sei. »Seine Lordschaft darf für eine Weile nicht gestört werden«, fügte er gönnerhaft hinzu.
»Umso besser«, murmelte ich geistesabwesend.
»Wie belieben?«
»Oh, ich meinte, das klingt doch schon sehr viel besser«, erklärte ich schnell. »Jedenfalls besser als gestern. Da konnte er ja noch nicht baden, weil ihm der Arm so wehtat.«
Und noch viel besser war, dass Sebastiano gerade schlief. So konnte ich wenigstens verschwinden, ohne dass er es merkte.
»Falls Seine Lordschaft nach mir fragt – ich bin in der City zum Tee verabredet«, behauptete ich. »Und heute Abend will ich in die Oper gehen, es kann also spät werden.«
»Ich werde es Seiner Lordschaft ausrichten, falls ihm der Sinn nach Myladys Gesellschaft stehen sollte«, gab Meeks in geziertem Ton zurück.
Blödmann. Ich konnte wirklich nicht verstehen, was Bridget an dem Typen fand. Na gut, er
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