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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Brillanten der Königin!«
    Der Alte rülpste und grinste, dann nahm er erneut einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und hielt sie mir anschließend hin.
    »Das ist jetzt auch keine Lösung«, sagte ich abwehrend. »Sie sollten lieber mal darauf achten, was Ihr Angestellter im Jahr sechzehnhundertfünfundzwanzig so treibt. Die Königin ist seinetwegen in großer Gefahr! Wenn er damit durchkommt, wird sich die ganze Geschichte ändern, ich habe es selbst im Spiegel gesehen! Es hat sogar schon angefangen! Bei Google gibt …«
    In dem Moment hielt ein Taxi hinter mir. Die Scheibe auf der Beifahrerseite glitt herunter, und José schaute heraus. »Da bist du ja. Komm, steig ein.«
    »Aber …« Verständnislos blickte ich von ihm zu dem Alten und wieder zurück. Müssten die beiden sich nicht kennen?
    Das Taxi wurde von nachfolgenden Autos angehupt, auf der Fahrspur bildete sich bereits ein Rückstau.
    »Nun mach schon, es wird Zeit«, rief José ungeduldig.
    Ich verstand überhaupt nichts mehr, stieg jedoch gehorsam ein. Von der Rückbank aus blickte ich zu dem Alten zurück, der einen weiteren langen Zug aus der Pulle nahm und sich dann seine hässliche Mütze über das Gesicht zog, als wollte er ein Nickerchen machen. Dann fuhr das Taxi los, und er geriet außer Sicht.
    Verwirrt wandte ich mich José zu, der sich auf dem Vordersitz zu mir umdrehte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Nicht wirklich, aber das weißt du ja schon. Dieser Alte vorhin – kann es sein, dass er mit Gaston unter einer Decke steckt?« Voller Unbehagen dachte ich daran, dass der verkleidete Penner womöglich einer von den Bösen war. Vielleicht hätte ich besser meine Klappe gehalten, statt ihm brühwarm aufzutischen, was ich alles wusste.
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte José.
    Ich war erleichtert. Das war noch mal gut gegangen!
    »Also kanntest du den Typen gar nicht?«, fragte ich.
    »Wen?«
    »Na, den Alten auf der Brücke.«
    »Nein. Ich kann unmöglich alle Menschen kennen.« Eine Spur von Ironie schwang in seiner Stimme mit. »Auch wenn du und Sebastiano mich oft für allwissend haltet – das bin ich nicht. Im Gegenteil, manchmal treffen mich die Ereignisse genauso unvorbereitet wie euch.«
    Jetzt erst merkte ich, wie erschöpft er aussah. Schon vorher war er mir mit seiner Augenklappe und der dürren Gestalt wie ein ausgemusterter, steinalter Pirat vorgekommen, aber jetzt wirkte er noch schmaler und ausgemergelter als sonst.
    »Was ist eigentlich passiert?«, wollte ich wissen. »Wo warst du die ganze Zeit?«
    »Das ist eine längere Geschichte.« Mit Blick auf den Taxifahrer fügte er hinzu: »Ich erzähle sie dir nachher.«
    »Wo fahren wir überhaupt hin?«
    »Zum Bois de Boulogne.«
    Aha. Wir würden also das Tor im Wald benutzen.
    »Dann müssen wir hinterher sehr weit laufen«, gab ich zu bedenken. »Ich meine ja nur. Du siehst ziemlich … erledigt aus. Und es ist dunkel.«
    »Keine Sorge, das kriege ich schon hin.«
    Damit war noch nicht geklärt, ob ich es ebenfalls schaffen würde. Das lange Herumlaufen durch die Pariser Innenstadt machte sich mittlerweile bemerkbar, ich hätte mich gern noch eine Weile ausgeruht, bevor ich mich zum nächsten Gewaltmarsch aufmachte. Doch die Fahrt war schnell vorbei. Immerhin konnte ich unterwegs noch rasch den weithin leuchtenden Eiffelturm fotografieren und das Bild an Vanessa schicken.
    Liebe(s)grüße aus Paris , schrieb ich dazu.
    Das Taxi brachte uns in den westlichen Teil von Paris. Während der Bois de Boulogne früher außerhalb der Stadt gelegen hatte, war er heute ein Teil von Paris, durchzogen von breiten Alleen, auf denen viel Verkehr herrschte. Was in diesem speziellen Fall wohl mehrdeutig zu verstehen war.
    »Miese Gegend«, sagte der Taxifahrer auf Englisch. Es war nicht schwer zu verstehen, was er meinte. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen standen Frauen am Straßenrand, die trotz der kühlen Witterung extrem kurze Röcke trugen. Anscheinend war das hier die örtliche Sündenmeile.
    Als wir ausstiegen, kam ein Typ mit Lederjacke und massenhaft Gel in den Haaren auf uns zu. Er blieb vor mir stehen und starrte mich an. Hilfesuchend sah ich mich nach José um, doch der war damit beschäftigt, den Taxifahrer zu bezahlen und dann eine Reisetasche aus dem Kofferraum zu holen.
    »Qu’est-ce que tu veux ici, ma petite?« Der Typ musterte mich von oben bis unten, als wollte er abschätzen, was ich ihm pro Nacht einbringen würde. Mit gemischten Gefühlen sah ich

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