Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
abgewinnen. Ich merkte, dass ich die beiden schon fast auf meiner Seite hatte, und setzte noch eins drauf. »Richelieu konnte die Königin noch nie leiden. Er will sie loswerden.«
»Das stimmt«, meinte Cécile nachdenklich. »Damit hätte er wirklich eine gute Gelegenheit.«
»Genau das wollte die Herzogin verhindern«, erklärte ich. »Aber jetzt hat Gaston die Brillanten und wird damit fliehen, wenn wir es nicht verhindern.«
»Hm, einen besonders fluchtbereiten Eindruck macht er derzeit nicht«, sagte Philippe. »Ich habe ihn erst vor einer Stunde getroffen. Er erwähnte, dass er heute Abend auf den Ball geht. Genau genommen sagte er, dass er das Ergebnis seiner Mühen gern mit eigenen Augen sehen wolle.«
Cécile runzelte die Stirn. »Ob er das Collier im Auftrag des Kardinals an sich gebracht hat?«
»Nein«, sagte ich. »Er wollte es für sich selbst, das hat er mir ausdrücklich mitgeteilt, bevor er versuchte, mich zu töten. Er will sich davon ein schönes Leben machen. Also befindet es sich noch in seinem Besitz.«
»Und die schmähliche Demütigung der armen Königin will er als Dreingabe mitnehmen!« Philippes Wangen hatten sich vor Zorn gerötet. »Dabei kennt sein eigener Geiz keine Grenzen. Er schuldet mir noch Geld, doch er behauptete, er sei gerade nicht flüssig.«
»Das ist wirklich infam«, kommentierte Cécile. Sie sah mich an. »Wie können wir dir helfen?«
Ich atmete langsam aus. Jetzt war es an der Zeit, einen neuen Plan zu machen.
Nachdem wir alles detailliert durchgesprochen hatten, überließ ich Philippe und Cécile einen Teil meiner Goldreserve. Sie würden bis zum Abend einige Auslagen haben.
Beeindruckt deutete Cécile auf die Münzen. »Die Herzogin ist wohl ziemlich großzügig, wie?«
»Ach, sie hat so viel Geld, dass sie kaum weiß, wohin damit.« Ich ließ sie in dem Glauben, dass das Gold von Marie stammte.
Auch Philippe sah mit sehnsüchtigen Blicken zu, als ich die Goldstücke aus meinem Beutel holte und ein paar davon abzweigte. Ich wusste, was in ihm vorging. Für ihn war der Weg zu Céciles Herz mit Geld gepflastert, denn nur dadurch konnte er sie endgültig für sich gewinnen und eine gemeinsame Zukunft mit ihr planen. Solange sie beide so arm waren wie jetzt, würde sie nicht damit aufhören, sich mit dem schrägen Baptiste zu treffen, und Philippe würde weiter Höllenqualen leiden, weil er es nicht schaffte, diese Art der Finanzierung abzustellen.
»Alles, was hinterher übrig bleibt, könnt ihr behalten«, versprach ich. »Und den Rest kriegt ihr auch noch, sobald die ganze Sache erledigt ist.«
Das hatte ich nicht gesagt, damit sie sich besonders anstrengten, sondern weil ich wollte, dass sie zusammen glücklich wurden. Das Gold wäre ja sonst doch bloß in die Zeitwächter-Einsatzkasse für das französische Barock zurückgewandert, da konnte ich es lieber gleich sinnvoll vor Ort investieren. Philippe und Cécile waren meine Freunde, und Freunden half man, wo man konnte.
»Ich muss los.« Ich umarmte die beiden, dann machte ich mich auf den Weg. Mit der Kutsche fuhr ich in die Rue Saint-Martin, doch meine Hoffnung, dort José zu finden, zerschlug sich schnell. Die geborgte Kutsche war nirgends zu sehen. Auch Sebastiano war nicht da – ich klopfte eigenhändig und ausdauernd an seine Zimmertür im zweiten Stock, zu der mich die kuhäugige und etwas begriffsstutzige Tochter des Kräuterhändlers geführt hatte.
»Er ist selten da, Euer Bruder«, sagte das Mädchen, das ungefähr in meinem Alter war. »Seine Pflichten lassen ihm wenig Zeit. Der Kardinal hält große Stücke auf ihn. Monsieur Foscaire ist einer seiner tüchtigsten Männer.«
»Darauf wette ich«, murmelte ich.
»Seltsam, er hat nie davon gesprochen, dass er eine Schwester hat. Wir glaubten hier im Haus immer alle, er habe seine ganze Familie bei einem Brand verloren.«
»Ich bin sehr zäh und habe das Feuer überlebt.«
Sie musterte mich mit ihren großen Glubschaugen. »Ihr seht ihm überhaupt nicht ähnlich. Ihr habt blondes Haar, und er schwarzes.«
»Er ist ja auch ein Mann«, sagte ich.
Damit hatte sie was zum Nachdenken. Ich drückte ihr eine Silbermünze in die Hand und versprach ihr Nachschub, wenn sie, sobald er eintraf, augenblicklich zum Palais de Chevreuse käme und mir Bescheid gab.
»Ihr dürft ihm aber nicht sagen, dass ich hier war. Es soll eine Überraschung sein.«
Sie biss auf die Münze und versprach es, und ich sah zu, dass ich zur Place Royale
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