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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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zurückkehrte. Auf meine Bitte hin lenkte der Kutscher den Wagen in einem Bogen am Haus des Kardinals vorbei, und ich spähte möglichst unauffällig hinüber. Trotz der Wärme hatte ich den Umhang angelassen und die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, damit niemand mich erkannte. Vor dem Haus stand ein halbes Dutzend Musketiere, und in der Hoffnung, einer davon könne Sebastiano sein, beugte ich mich ein Stück aus dem Wagen, um besser sehen zu können. In diesem Moment machte der Einspänner einen Schlenker zur Seite. Ich verlor das Gleichgewicht und kam an den Türriegel, der sich dabei löste. Die Tür schwang weit auf, und mir entwich ein Schrei. Um ein Haar wäre ich aus der Kutsche geplumpst, ich konnte mich gerade noch festhalten. Bei der halsbrecherischen Aktion ging allerdings mein Umhang verloren – ich verbrauchte die Dinger schneller, als ich sie abtragen konnte. Der Saum rutschte aus der Tür und geriet unter die Räder. Mit einem Ruck wurde er mir vom Körper gerissen und blieb als zerknautschtes, plattgefahrenes Bündel auf dem Pflaster liegen. Die Gardisten wurden prompt auf mich aufmerksam, sämtliche Musketiere drehten sich zu mir um. Ich hing halb aus der Kutsche und klammerte mich mit allem, was ich hatte, am Rahmen des schwankenden Gefährts fest. Meine Haare, die seit dem letzten Übertritt sowieso eher einem Wischmopp ähnelten als einer Frisur, flatterten mir in wilden Strähnen um den Kopf, sodass ich erst auf den zweiten Blick sah, dass Sebastiano tatsächlich unter den Musketieren war. Er starrte mich an, als traute er seinen Augen nicht. Jacques und Jules waren ebenfalls dort, sie erkannten mich und winkten mir zu.
    »Anna!«, rief Jacques (oder vielleicht auch Jules), während er der Kutsche hinterhergelaufen kam. »So warte doch!«
    »Soll ich anhalten?«, fragte der Kutscher.
    »Nein, bloß nicht! Schnell weiter zum Palais de Chevreuse!«
    Jacques (oder Jules) wurde langsamer, doch ich bekam nicht mit, ob er enttäuscht oder sauer war, denn meine Blicke hatten sich auf Sebastiano geheftet. Er war zu meinem Umhang gegangen und hob ihn auf. Dabei sah er mir direkt in die Augen. Sein Gesicht war ausdruckslos. Falls überhaupt irgendeine Regung darin zu erkennen war, dann höchstens die Bekräftigung der Drohung, mich dem Kerkermeister zu überstellen . Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich an seine Worte dachte.
    Vor dem Palais de Chevreuse entlohnte ich den Kutscher und eilte durch die Arkaden zum Haus. Ein letzter Blick zur gegenüberliegenden Seite des großen Platzes zeigte mir, dass Sebastiano immer noch dort stand und mir nachsah.

    Marie war überglücklich, als ich auf einmal wieder auftauchte. Sie umarmte mich und strich mir immer wieder übers Haar, als müsste sie sich davon überzeugen, dass ich auch wirklich und wahrhaftig vor ihr stand.
    »Also stimmt es doch!«, rief sie überschwänglich. »Minette hatte nämlich vorhin behauptet, sie habe dich auf dem Platz gesehen, aber ich war überzeugt, dass sie einem Trugbild erlegen war! Wir hatten sogar einen Streit deswegen, denn sie beharrte darauf, recht zu haben.« Ihre Stimme zitterte. »Hinter mir liegt ein furchtbarer Tag! Ich habe endlose Tränen vergossen, als Foscaire mir von deinem Tod berichtete. Am liebsten wäre ich auch gestorben, denn es war ja meine Schuld!«
    »Das ist doch Unsinn.«
    »Nein, nein, es stimmt! Hätte ich dich nicht allein zu dieser gefährlichen Mission aufbrechen lassen, wäre dieser grauenhafte Überfall nie geschehen!«
    »Jetzt bin ich ja wieder da.«
    »Ja, es ist ein Wunder!« Marie strahlte. »Nun wird alles gut!«
    »Äh … ich fürchte, das stimmt nicht ganz. Ich habe die Brillanten nicht mehr. Der Kerl, der mich überfiel, hat sie mir weggenommen.« Dass mir danach auch noch ein Reserve-Collier abgeknöpft worden war, ließ ich dezent unter den Tisch fallen. Eifrig setzte ich hinzu: »Aber ich habe einen Plan, wie wir uns den Schmuck heute Abend auf dem Ball zurückholen.«
    Marie machte große Augen. »Bist du sicher?«
    »Nein«, gab ich zu. »Doch einen Versuch ist es wert.«
    Sie seufzte. »Ich bin einfach zu glücklich über deine Heimkehr, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir haben wahrlich getan, was wir konnten. Ich glaube fest daran, dass sich alles fügen wird.« Sie klatschte in die Hände wie ein fröhliches Kind. »Und das Beste daran ist – wir können auf den Ball gehen!«
    Nach der Nachricht von meinem angeblichen Tod hatte sie entschieden, nicht

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