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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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vorne gab es nur eine gute Abwehr: beide Arme steil zwischen den Händen des Würgers hochstoßen und mit angewinkelten Ellbogen zurück nach unten. So hart wie möglich. Und gleich im Anschluss der Kniestoß in die empfindlichsten Teile. Auch so hart wie möglich.
    Wenn das nicht funktioniert hätte, wäre Plan B dran gewesen: Ich hätte Gaston mitsamt der Maske zur Hölle geschickt. Das war keine Redensart, denn genau das hatte ich schon einmal mit einem Mann getan, der mich töten wollte.
    Doch dazu kam es nicht. In der Millisekunde, in der ich Plan A in die Tat umsetzen wollte, flog krachend die Tür auf, und Sebastiano stand im Rahmen. Schräg hinter ihm tauchte Philippe auf, mit zerrissener Weste, blutiger Nase und zerzausten Haaren. Falls er versucht hatte, Sebastiano aufzuhalten, war es ihm misslungen. Zum Glück.
    »Anna!«, brüllte Sebastiano. Mit gezücktem Degen stürmte er auf Gaston los.
    Der hatte klugerweise meinen Hals losgelassen. Er kniff die Augen zu und griff blitzartig an die Maske. Es war klar, was er vorhatte – ein schneller Sprung ans Ziel seiner Wünsche. Vielleicht auf eine karibische Insel. Oder nach Berlin, zu seiner Freundin.
    »Nein.« Ich brachte es nur als schwaches Krächzen heraus, weil mein Kehlkopf von dem Würgegriff lädiert war, doch es reichte voll und ganz.
    So leicht war das. Jetzt konnte er nicht mehr weg. Die Maske funktionierte nur, wenn ich es mir wünschte. Gegen meinen Willen konnte er sie nicht benutzen. Das war ein Punkt, den er nicht bedacht hatte. Oder er hatte nichts davon gewusst. Offensichtlich hatte der Clochard ihm nicht alles erzählt.
    Sebastiano hielt Gaston die Spitze seines Degens gegen die Kehle. Dann riss er ihm die Maske vom Gesicht und schleuderte sie zu Boden. »Hab ich dich!«, schrie er. Dann sah er mich drängend an. »Anna?«
    »Es geht mir gut«, krächzte ich, während ich hastig die Maske aufhob.
    »Ich wähle Pistolen!«, erklärte Gaston mit zitternder Stimme. Sein feistes Kinn bebte, doch die Degenspitze ließ ihm kaum Spielraum.
    »Mit Abschaum duelliere ich mich nicht. Du kannst dir aussuchen, wo du meine Klinge hinhaben willst – in die Kehle oder ins Herz.«
    Ich wusste genau, dass er keinen Unbewaffneten töten würde, doch Gaston schien nicht davon überzeugt zu sein.
    »Anna!«, winselte er. »Um der guten alten Zeiten willen …« Er fasste mit einer vorsichtigen Bewegung in seine Rocktasche, holte das Collier heraus und warf es mir zu. »Hier! Damit du siehst, dass ich kooperiere! Kannst du deinem Freund jetzt bitte sagen, dass er den Degen wegnehmen soll?«
    »Was zum Teufel ist denn eigentlich hier los?«, rief Philippe.
    »Das ist alles nur ein Missverständnis«, sagte Cécile.
    Philippe sah sie anklagend an. »Du hast zugesehen, wie er sie gewürgt hat! Er wollte sie töten ! Und du hast tatenlos danebengestanden! Was habt ihr beide ausgeheckt, du und dieser Lump?«
    »Das war nicht so geplant! Ich wollte bloß … ich hätte niemals …«
    »Du bist ihr in den Rücken gefallen! Wir hatten versprochen, ihr zu helfen! Weil wir ihre Freunde sind!«
    »Bitte, Philippe, ich wollte doch auf keinen Fall …« Sie verstummte. In der offenen Tür tauchten Gardisten auf. Jacques und Jules, Sebastianos Freunde. Sie eilten sofort an seine Seite und bildeten mit ihm eine waffenstarrende Reihe. Die drei Musketiere in ihrem Element.
    »Festnehmen und in Ketten legen«, befahl Sebastiano ihnen. »Übergebt sie unten den Wachen, für den Abtransport in die Bastille.«
    »Wen?«, fragten Jacques und Jules einstimmig.
    Ich fing Sebastianos Blick auf und zuckte entsetzt zusammen.
    »Den Dicken da.« Sebastiano deutete auf Gaston. »Und sie.« Er wies auf Cécile.
    Ich hielt vor Furcht die Luft an, und auch Philippe war plötzlich sehr blass, doch es kam nichts mehr.
    Schockiert sahen Philippe und ich zu, wie die beiden Musketiere Cécile und Gaston packten und auf den Gang hinauszerrten. Cécile sagte kein Wort, sie hatte den Kopf gesenkt. Als sie an mir vorbeikam, blickte sie nicht auf. Philippe sah ihr nach. In seinen Augen standen Tränen, und seine Schultern zuckten vor unterdrücktem Schluchzen.
    Sebastiano nahm mich ohne Umschweife in die Arme und presste mich an sich. Ich konnte mich nicht so gut beherrschen wie Philippe, sondern fing sofort an zu heulen, ganz aufgelöst vor lauter Erleichterung und Liebe und von dem immer noch nachwirkenden Schock.
    »Da siehst du, wozu es führt, wenn man sich mit den falschen Leuten abgibt und sich

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