Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
in gefährliche Intrigen verstricken lässt!«, sagte er grollend neben meinem Ohr. An Philippe gewandt, fügte er drohend hinzu: »Für dich gilt dasselbe, Bursche. Nur deine Treue gegenüber Anna hat dich eben davor bewahrt, gleichfalls in den Kerker zu wandern.« Er trat einen Schritt zurück und fasste mich bei den Schultern. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Ich wollte nur die Königin beschützen«, antwortete ich schlicht. »Es ist meine Aufgabe, verstehst du?«
Grübelnd blickte er mich an. »Du hast dich völlig darin verrannt, nicht wahr?«
»So wie Ihr Euch in die Sache der Gegenseite verrannt habt, nicht mehr und nicht weniger«, mischte Philippe sich ein. Er hatte sich offenbar wieder gefangen. Sein Gesicht war immer noch kreidebleich, aber er hielt die Schultern gerade, und sein Blick war fest. »Für seine Sache zu kämpfen und notfalls sein Leben dafür zu geben, so wie Anna es getan hat – wie kann das schlecht sein?«
»Es kann schlecht sein, wenn es die falsche Sache ist.«
»Hängt das nicht immer vom Blickwinkel der Betroffenen ab?«
Sebastiano setzte zu einer Erwiderung an, hielt dann jedoch inne und schüttelte den Kopf. »Mir fehlen die Zeit und die Lust, philosophische Diskurse mit dir zu führen. Philippe – das ist dein Name, oder? Philippe, du bist dem Kerker gerade noch einmal entronnen. Überspann den Bogen nicht, und schweig lieber still.« Er wandte sich an mich und pflückte mir unversehens das Collier aus den Fingern, bevor ich richtig mitkriegte, was er tat.
»Wie du so schnell eine Fälschung beschaffen konntest, ist mir schleierhaft.« Er hob das Collier ans Licht. »Und dazu noch eine so gute!« Stirnrunzelnd betrachtete er das Funkeln. »Es sieht wirklich unglaublich echt aus.«
Entgeistert starrte ich auf seine Hand, die das Collier hielt. »Bitte, du darfst es mir nicht auch noch wegnehmen!«
Er steckte die Brillanten kurzerhand in seine Westentasche und legte mir den Finger unters Kinn, um es ein Stückchen anzuheben. »Für mich ist der Fall damit erledigt, Anna. Und für dich sollte er es auch sein. Du hast dich aus irregeleitetem Pflichtgefühl heraus für eine Sache eingesetzt, der kein Erfolg beschieden sein kann. Auf gewisse Weise ehrt es dich, dass du dich nicht davon hast abbringen lassen. Das zeugt von deinem starken Charakter und deinem loyalen Wesen. Ich kann dich dafür nicht verurteilen, und umso weniger kann ich zulassen, dass man dich dafür bestraft. Der Kardinal wird nichts von diesem Vorfall hier erfahren. Ich werde die Fälschung behalten und zu gegebener Zeit verschwinden lassen.«
Ich fühlte mich von widersprüchlichen Empfindungen zerrissen. Einerseits bewegte es mich, dass er sich trotz allem schützend vor mich stellte, obwohl er gleichzeitig dem Kardinal unverbrüchlich die Treue hielt. Allein das war schon eine Gratwanderung, die einen weniger charakterfesten Menschen als Sebastiano komplett überfordert hätte. Andererseits fand ich seinen belehrenden Tonfall unerträglich. Ganz davon zu schweigen, dass ich am liebsten irgendwas an die Wand geworfen hätte, aus Wut darüber, dass er nun auch noch das zweite Collier eingesackt hatte.
»Es wird Zeit, dass ich zu meinen Pflichten zurückkehre. Der Kardinal ist bereits eingetroffen, und auch das Königspaar wird gleich erscheinen.« Sebastiano ging zur Tür.
»Du darfst nicht zulassen, dass man ihr das antut!« Ich lief hinter ihm her. »Bitte!«
Sebastiano eilte mit Riesenschritten den Gang entlang, ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Philippe kam mit uns, er schloss zu mir auf und ging schweigend neben mir her.
Sebastiano blickte über die Schulter zu mir zurück. »Woher hast du die Kopie?«, wollte er von mir wissen. »Und was hatte der Dicke damit zu tun?«
»Ich dachte, der Fall sei für dich abgeschlossen«, versetzte ich patzig.
Seine Miene verfinsterte sich. »Gib mir keinen Grund, das zu bereuen!« Sein Blick fiel auf die Maske, die ich wieder aufgesetzt hatte. »Was ist das überhaupt für eine merkwürdige Katzenmaske?«
»Kommt sie dir bekannt vor?«, fragte ich drängend. »Hast du nicht gerade das Gefühl, sie bereits früher an mir gesehen zu haben?«
Ich lief schneller, um direkt neben ihm gehen zu können. Ein grüblerischer und zugleich irritierter Ausdruck war auf sein Gesicht getreten. So wie schon einmal kam es mir vor, als sei er dicht davor, sich zu erinnern.
»Du hast dein Gedächtnis verloren! In Wahrheit bist du gar kein Musketier. Wir beide gehören
Weitere Kostenlose Bücher