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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nur, warum er trotzdem hier auf uns gewartet hatte.
    Wie üblich hatte er sich mehr als nötig aufgebrezelt. Sein Wams war eine Spur zu tailliert, die Spitzen an Ärmeln und Kragen zu üppig. Die Stulpenstiefel ließen seine Beine noch stämmiger wirken, und der dicke Siegelring an seiner Rechten war mindestens so angeberisch wie die tolle Uhr, die er in der Zukunft getragen hatte.
    »Guten Abend, Anna«, sagte er mit leutseligem Lächeln. »Wie nett, dich wiederzusehen!«
    Auf diese dreiste Behauptung ging ich nicht ein.
    »Gib mir die Brillanten zurück!«
    Er lachte. »Wie immer mit dem Kopf durch die Wand, was?«
    »Nun mach schon!«, sagte Cécile ungeduldig zu ihm. »Versuch nicht, es hinauszuzögern, sonst könnte es ungemütlich werden. Der Musketier ist uns schon auf den Fersen, lange wird er nicht brauchen, um herauszufinden, wo wir sind.«
    »Oh.« Gaston wirkte verschreckt. Die Aussicht, Sebastiano gegenüberzutreten, brachte seine Gelassenheit ins Wanken. Doch er fing sich sofort wieder.
    »Also gut.« Er zog das Collier aus der Tasche seines Wamses. Ich holte tief Luft. Er hatte es wirklich dabei! Wir waren gerettet!
    Aber mein juckender Nacken sagte etwas anderes – Gaston hatte irgendeine weitere miese Sache vor!
    »Hier hast du sie«, sagte er. »Hol sie dir.«
    Zögernd ging ich auf ihn zu und streckte die Hand nach den Brillanten aus. Im selben Moment zog er das Collier zurück. »Keine Leistung ohne Gegenleistung.«
    Ich rieb mir den Nacken. Es juckte immer stärker. Normalerweise fiel das in die Nichts-wie-weg-Kategorie, doch so kurz vorm Ziel konnte ich nicht aufgeben.
    »Was willst du?«
    »Die Maske«, sagte er.
    Ich starrte ihn an. »Wie hast du das rausgefunden?«
    Er zuckte die Achseln. »Irgendwie musst du dich aus dem Fluss gerettet haben. Und außerdem hat der Alte mir gesagt, dass du irgendwas besitzen musst, um zu springen. Etwas, das du immer bei dir trägst. Es kann also nur die Maske sein, du hast sie selbst erwähnt.«
    »Gib ihm doch einfach die Maske«, sagte Cécile hinter mir ungeduldig. »Ich habe zu Hause ein Dutzend von den Dingern, du kannst dir eine davon aussuchen.«
    »Das verstehst du nicht«, entgegnete ich.
    »Nein, das versteht sie nicht«, stimmte Gaston zu. Er machte einen Satz auf mich zu, um mich zu packen, doch ich wich ihm aus und sprang zur Seite. Aber da war auf einmal Cécile, die mich festhielt. Nur einen Moment lang, doch es reichte aus, dass Gaston mir die Maske vom Gesicht reißen konnte.
    »Cécile!«, schrie ich. »Er darf sie nicht haben!«
    »Nun mach nicht so ein Gewese«, sagte sie mit scharfer Stimme. »Es ist doch nur eine Maske.«
    Mit einem Mal wirkte sie völlig verändert. Ihr Gesichtsausdruck war kalt und entschlossen. Unvermittelt begriff ich, was hier lief. Die beiden mussten das abgesprochen haben. Ob sie zu ihm Kontakt aufgenommen hatte oder er zu ihr – es kam auf dasselbe heraus. Der Deal zwischen den beiden bestand darin, dass er die Maske bekam. Und Cécile? Was sprang für sie dabei raus? Das Gold, das ich ihr versprochen hatte, war ihr anscheinend nicht genug.
    »Die Brillanten, Gaston«, sagte sie, fordernd die Hand ausstreckend. »Gib sie mir.« An mich gewandt meinte sie: »Tut mir leid. Aber für eine dumme Maske ist es ein guter Tausch, das musst du zugeben.« Versöhnlich fügte sie hinzu: »Ich gebe dir vom Erlös was ab.«
    Gaston ließ die Maske von zwei Fingern baumeln und betrachtete sie voller Ehrfurcht. »Und sie bringt einen wirklich überallhin? Ohne Portale, ohne Alte? Wahnsinn!« Er setzte sie auf. »Ein bisschen eng über der Nase, aber es geht gerade so.«
    »Verdammt, Gaston!«, schrie Cécile wütend. »Gib mir jetzt das Collier!«
    »Moment. Ich muss erst noch was Wichtiges erledigen.« Er streckte mit einer beiläufigen Bewegung beide Hände aus und legte sie mir um den Hals. Ich war so erschrocken, dass ich erst gar nicht begriff, was er vorhatte. Erst, als er fest zudrückte, ging mir auf, dass er mich töten wollte. Schon wieder.
    »Gaston!« Cécile klang schockiert. »Das war nicht …«
    Sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Ich wusste nicht, was sie als Nächstes getan hätte. Ganz bestimmt hätte sie ihn daran gehindert, mich zu erwürgen. An die andere Möglichkeit wollte ich nicht denken und will es immer noch nicht.
    Was ich als Nächstes getan hätte, wusste ich dagegen genau – zuerst Plan A: Ich hätte die passenden Selbstverteidigungsmaßnahmen ergriffen. Für die Angriffsart Würgen von

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