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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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bestürzt.
    »Seine Sekundanten können bestimmt mehr darüber sagen.«
    »Also doch!«, rief ein Mann. »Ich wusste , dass ich heute de Portes’ Kutsche gesehen habe! Er ist mitnichten geflohen!«
    »Das wäre auch gar nicht seine Art gewesen«, stimmte ein anderer zu.
    »Es wird Zeit, dass Bouteville das Handwerk gelegt wird! Wie viele hat er bereits im Duell umgebracht?«
    »Seine arme junge Frau!«
    Alle redeten wild durcheinander und wollten mich ausfragen, doch in diesem Moment tauchte Sebastiano am anderen Ende des Saals auf. Er war unmaskiert und in Gardeuniform – und seine Miene verhieß nichts Gutes. Ich merkte auf der Stelle, dass sich nichts geändert hatte: Er hatte sein Gedächtnis immer noch nicht zurück. Aber trotz meiner Maske und der Entfernung erkannte er mich sofort.
    Mit drohendem Gesichtsausdruck setzte er sich in Bewegung und kam auf mich zu. Ich tat das einzig Vernünftige und ergriff umgehend die Flucht.

    An der Tür lief ich beinahe in Cécile hinein.
    »Da bist du ja!«, sagte sie. »Ich wollte dich gerade holen!«
    »Schnell, wir müssen weg!«, stieß ich außer Atem hervor. »Sebastiano ist hinter mir her!«
    »Oje.« Sie warf einen besorgten Blick über meine Schulter, dann deutete sie einen Gang entlang. »Komm mit.«
    »Ist Gaston da?«, fragte ich aufgeregt.
    »Ja, vorhin eingetroffen. Er lief mir gleich über den Weg. Ich habe ihn unter einem Vorwand in eines der Gemächer gelockt, er wartet dort.«
    Sie eilte voraus. An der nächsten Ecke trafen wir auf Philippe, der uns besorgt entgegenblickte.
    »Was ist los?«
    »Der Musketier verfolgt Anna. Du musst ihn aufhalten. Der Plan ist ruiniert, wenn er uns dazwischenpfuscht. Uns bleibt keine Zeit! Anna, komm weiter.«
    Ich folgte ihr notgedrungen, während Philippe zurück in Richtung Ballsaal ging, um sich Sebastiano in den Weg zu stellen. Am Ende des Gangs schaute ich kurz zurück, konnte aber im Gedränge der Gäste keinen der beiden ausmachen.
    Um ein Haar hätte ich im weitläufigen Gewirr der Gänge und Säle auch Cécile verloren. Ich sah gerade noch einen Schürzenzipfel um die Ecke verschwinden. Sie hatte sich als Serviermagd verkleidet. Ihr helles Haar hatte sie unter einer Haube versteckt, und sie trug ein hochgeschlossenes, züchtiges Gewand. Trotzdem war sie mit ihrer üppigen Gestalt und dem hübschen Gesicht eine zu auffällige Erscheinung, um in der Menge der Dienstboten unterzugehen. Ich hatte gesehen, dass sie schon ein paarmal angesprochen und in Gespräche verstrickt worden war – hauptsächlich von männlichen Gästen. Ob die sie alle vom Theater her kannten oder einfach bloß mit ihr anbandeln wollten, hatte ich nicht mitgekriegt, aber so oder so war ihre Kostümierung wenig glaubwürdig. Philippe kaufte man die Rolle eher ab, er hatte sich in seinem Lakaien-Outfit relativ unbeachtet durch die Menge bewegt und genau wie ich und Cécile nach Gaston Ausschau gehalten.
    Ich schloss zu Cécile auf und gab mir Mühe, mich ihren großen Schritten anzupassen.
    »Mit welchem Vorwand hast du ihn denn dorthin gelockt?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen ironischen Blick über die Schulter zu. Ich brauchte nicht weiter nachzufragen, ihr Gesichtsausdruck sagte genug. Ich hatte Gaston zwar anders eingeschätzt – er hatte immer mit wirklicher Zuneigung über seine Freundin in Berlin gesprochen –, doch vermutlich waren die meisten Männer gegen Céciles Reize machtlos.
    Mittlerweile befanden wir uns in einem Seitentrakt des Schlosses, weit abseits der großen Säle. Der letzte Gang, in den wir abbogen, war still und menschenleer. Schwere orientalische Läufer dämpften unsere Schritte, und die Wandleuchten erfüllten den Gang mit einem matten, flackernden Licht. Es kam mir irgendwie unheimlich vor, und kaum hatte ich das gedacht, als ich auch schon das Jucken im Nacken spürte. Ich holte tief Luft. Es war so weit, jetzt hieß es: alles oder nichts.
    Cécile stieß eine der hohen, doppelflügeligen Türen auf. Dahinter befand sich ein mit dunklen Möbeln ausgestatteter Raum. An den Wänden waren Regale voller Bücher aufgereiht. Auf einem großen Ohrensessel saß mit übereinandergeschlagenen Beinen Gaston und las angeregt in einem Buch. Als Cécile und ich den Raum betraten, legte er es auf ein neben ihm stehendes Tischchen und stand auf. Er wirkte nicht besonders überrascht, als er mich sah. Offenbar hatte er damit gerechnet, dass ich sein Attentat überleben und wir versuchen würden, ihn zu überlisten. Fragte sich

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