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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Gedanken versunken blieb ich dort stehen und wartete.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Mit einem erschrockenen Laut fuhr ich herum.
    »Oh, tut mir leid, Anna! Du hast mich wohl nicht kommen hören. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Gaston Leclerc. Schön, dass du da bist!«
    Gaston lächelte und streckte mir zur Begrüßung die Hand hin. Er sah aus wie auf dem Foto, rundlich und mit Zahnlücke, nur eine Idee pausbäckiger. Seine untersetzte Gestalt steckte in Ralph-Lauren-Klamotten – die kannte sogar ich –, und aus der Brusttasche seiner Jacke ragte ein Sonnenbrillenetui mit Ray-Ban-Aufdruck. Wenn er sich solchen Luxus vom Zeitwächter-Budget leisten konnte, würden Sebastiano und ich wirklich mal ein ernstes Wort mit José reden müssen!
    Nach der Begrüßung hielt ich mich nicht mit Small Talk auf, sondern platzte sofort mit der wichtigsten Frage heraus.
    »Was ist mit Sebastiano passiert?«
    Gaston verzog das Gesicht. »Wenn ich das bloß wüsste!«
    »Aber ich dachte, du wüsstest es!« Sofort wurde ich wieder panisch.
    »Na ja, es geht ihm gut, falls du dir darum Sorgen machst.«
    Ich atmete tief durch. Es ging ihm gut! Das war die Hauptsache. Alles andere würde sich schon finden. Sofort stellte ich die zweitwichtigste Frage.
    »Wenn er gesund ist – wieso kommt er dann nicht zurück? Ist das Portal kaputt?«
    Die Rückreise-Fenster in der Vergangenheit waren in der Regel auf die Mondphasen eingestellt. Man musste also normalerweise nur warten, bis wieder Neumond oder Vollmond war, dann konnte man in die Zukunft zurückspringen und landete im selben Moment, in dem man zuvor aufgebrochen war.
    Es gab auch andere Fenster für den Übertritt, die unabhängig von den Mondphasen funktionierten. Die befanden sich zwar meist an versteckten, unbeobachteten Stellen, doch die Alten kannten sie alle. Diese Portale hatten allerdings den Nachteil, dass man nicht zum Moment des Aufbruchs zurückkehren konnte, sondern später landete, weil dann die Zeit in der Zukunft parallel weitergelaufen war.
    »Nein, das Portal auf der Brücke funktioniert«, sagte Gaston. »Ich hab’s ja selbst benutzt.«
    »Und warum ist er dann noch dort?«
    Gaston machte ein trauriges Gesicht. »Ich fürchte, er will nicht zurück.«
    »Was soll das heißen, er will nicht zurück?«
    »Ich habe ihm zweimal eine Botschaft geschickt und ihn darum gebeten, sich zur verabredeten Stunde am Portal mit mir zu treffen. Er kam nicht.«
    »Zweimal?«, vergewisserte ich mich entsetzt. »Du meinst zwei Mondwechsel? Heißt das, er hängt schon einen Monat in der Vergangenheit fest?«
    »Nein, drei«, korrigierte Gaston.
    »Drei?!«, rief ich schockiert. »Wie konnte das passieren?«
    »Nach den beiden schriftlichen Botschaften bin ich vor dem nächsten Mondwechsel persönlich zu ihm gegangen und habe ihn gefragt, wieso er nicht gekommen ist, aber er hat einfach so getan, als würde er mich nicht kennen. Schlimmer noch – er meinte, wenn ich mich nicht verpisse, spießt er mich mit seinem Degen auf.«
    » Das hat er gesagt?«, fragte ich ungläubig.
    »Wortwörtlich. So wahr ich hier stehe. Keine Ahnung, was mit ihm los war. Ich wollte es dann zwei Wochen später noch mal versuchen, aber da war ich verhindert.« Er zuckte bedauernd die Achseln. »Prüfungen, weißt du.«
    »Was für Prüfungen?«
    »Ich studiere noch. Von diesen Zeitreisejobs allein kann kein Mensch leben, also lerne ich nebenher was Vernünftiges.«
    Ich hatte den deutlichen Eindruck, dass er etwas mehr persönliches Interesse von mir erwartete. »Was denn?«, fragte ich daher höflich, obwohl ich fast vor Ungeduld platzte.
    »Ich studiere Deutsch!« Er strahlte mich an.
    »Oh. Toll.« Ich rang mir ein Lob ab und heuchelte Bewunderung, obwohl alles in mir danach schrie, weitere Einzelheiten über Sebastiano aus ihm herauszuquetschen. »Du sprichst es wirklich klasse. Man hört kaum noch Akzent. Wie kommt man dazu, Deutsch zu studieren?«
    »Ich habe eine deutsche Freundin. Sie ist die Liebe meines Lebens und lebt in Berlin. Nach dem Examen will ich zu ihr ziehen und mir da einen Job suchen.« Er seufzte abgrundtief. »Kein Mensch kann sich vorstellen, wie teuer die ganzen Flüge und Zugfahrten sind!«
    »Doch«, sagte ich geistesabwesend, gedanklich schon um die drittwichtigste Frage kreisend. »Was hat Sebastiano überhaupt in der französischen Vergangenheit zu tun?«
    »Ich fürchte, das ist geheim.«
    »Also echt jetzt! Das kannst du mir ja wohl sagen! Schließlich

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