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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ließ sich schon viel ausrichten.
    Neugierig wandte ich mich an Philippe. »Warst du eigentlich derjenige, der Sebastiano Gastons Botschaften überbracht hat?«
    Er nickte. »Ich war zweimal bei ihm und gab ihm Gastons Nachrichten. Beim ersten Mal verdächtigte er mich unsittlicher Absichten, worauf ich ihm beteuern musste, dass nicht ich sein Erscheinen auf der Brücke wünschte, sondern der Verfasser der Botschaft. Beim zweiten Mal befahl er mir, mich fortzuscheren und meinem Auftraggeber auszurichten, er solle sich gefälligst selbst blicken lassen, wenn er etwas von ihm wolle. Was Gaston dann ja auch tat – mit dem bekannten Ergebnis.«
    Philippe führte mich durch ein Viertel, in dem jede Menge Leute unterwegs waren. Manche schoben Karren vor sich her, die mit Gemüse oder Brennholz beladen waren, andere schleppten Körbe oder Kübel mit sich. Fast alle waren ärmlich gekleidet, die Frauen mit schmuddeligen Schürzen über den langen Röcken, die Männer mit schäbigen Kniehosen und abgestoßenen Schuhen, die Kinder mit billigen Holzschuhen. Manche sahen regelrecht zerlumpt aus. Ich fiel mit meinem rustikalen Outfit gar nicht auf. Dagegen wirkte Philippe schon beinahe adrett. Seine Kleidung war zwar ebenfalls schlicht, aber sie saß erstaunlich gut und war sauber und gepflegt. Sein langes blondes Haar hatte er sorgfältig gekämmt und mit einer Samtschleife zurückgebunden. Außerdem waren sein helles Hemd und seine Strümpfe fleckenfrei und kaum geflickt, was im siebzehnten Jahrhundert schon was heißen wollte. Den Hut – ein dunkles Barett, wie man es zu dieser Zeit trug – hatte er wegen der Wärme abgenommen, die Hemdsärmel hochgekrempelt.
    An der nächsten Ecke deutete er auf ein schmalbrüstiges Haus mit einem vorkragenden Obergeschoss und einer Fachwerkfassade. »Hier wohne ich. Das ist das Haus meiner Eltern. Mein Vater ist Schneider. Ich habe dasselbe Handwerk erlernt wie er, doch im Moment macht er noch fast alles selbst. Ich werde wohl erst in einigen Jahren das Geschäft übernehmen. Bis dahin befasse ich mich hauptsächlich mit dem Entwerfen neuer Schnitte. Ich zeichne gern.«
    »Das ist überaus bemerkenswert.« (In Wahrheit hatte ich nur ein Wort gesagt, nämlich cool ). »Und wie bist du an diese … Zusatztätigkeit für Gaston gekommen?«
    »Er sprach mich vor Kurzem an, als er einmal zu einer Anprobe bei uns war. Er lässt sich von meinem Vater seine Kleidung machen.« Er hüstelte verlegen. »Es tut mir übrigens leid, dass ich dir so ärmliches Zeug zum Anziehen mitbrachte, aber Gaston meinte, es solle so schlicht wie nur möglich sein.«
    »Ach«, sagte ich. Die spitze Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, verkniff ich mir lieber. Philippe konnte ich deswegen schlecht Vorwürfe machen, doch Gaston würde ich später garantiert die Meinung sagen.
    Abrupt wechselte Philippe das Thema. »Worüber habt ihr denn so geredet, du und Cécile?« Die Frage klang bemüht beiläufig.
    Ich betrachtete ihn erstaunt. Seine Ohren waren ein wenig rot angelaufen. Das konnte natürlich von der Hitze kommen, aber dann sah ich, dass auch seine Wangen sich gerötet hatten, und da war mir alles klar. Ich hatte mich letzte Nacht nicht getäuscht. Er war in Cécile verknallt. Ob das auf Gegenseitigkeit beruhte? Es war mir nicht so vorgekommen. Sie war bestimmt zwei, drei Jahre älter als er. Und ungefähr zwanzig Kilo schwerer. Allerdings musste das nicht unbedingt was heißen. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Und immerhin hatte sie ihm ihre Lampe geliehen, das zeugte zumindest schon mal von Sympathie. Daraus konnte sich durchaus mehr entwickeln.
    Philippe räusperte sich, und ich merkte, dass er auf eine Antwort wartete.
    »Ach, wir haben uns einfach nur so unterhalten. Sie hat mir ein paar Dinge aus ihrem Leben erzählt, und wir haben Wein dazu getrunken. Über mich konnte ich nicht so viel erzählen. Du weißt ja, die Sperre. Ich erwähnte bloß, dass ich aus Deutschland komme und dass ich Kostümstücke mag und gern ins Theater gehe.« (Ich sagte diesmal wirklich Kostümstücke und Theater , das ersparte die Umwandlung).
    »Hat sie auch was über mich gesagt?«
    »Nein. Hätte sie das tun sollen?«
    Er wurde noch röter. »Hat sie über ihren Mann gesprochen?«
    »Den Jongleur? Ja, den hat sie erwähnt, und die Bälle hat sie mir auch gezeigt. Tragisch, dass er vom Seil gefallen ist. Sie tut mir schrecklich leid. So jung und schon Witwe …«
    »Ich meinte nicht den Jongleur. Sondern den

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