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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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anderen.«
    »Den anderen?« Ich war verblüfft. »Hatte sie noch einen?«
    »Den hat sie immer noch. Einen Parfümhändler auf dem Pont Notre-Dame. Da gehen wir gleich vorbei, wir müssen ans rechte Ufer. Aber erst mal gehen wir über diese Brücke hier.«
    Ich sah mich verwirrt um. »Welche Brücke?«
    »Na, Pont Saint-Michel, sie führt zurück auf die Île de la Cité.« Er deutete auf eine Straße vor uns, die auf beiden Seiten von Häuserzeilen gesäumt war. Dass es sich in Wahrheit um eine Brücke handelte, merkte man erst, wenn man zur Seite schaute, wo ein Stück vom Fluss zu sehen war. Folglich hatten wir in der Nacht die Île de la Cité verlassen und waren zum linken Seine-Ufer hinübergegangen, ohne dass es mir aufgefallen war. Ich versuchte, mir den Weg und die Umgebung einzuprägen, aber ich hatte damit echt Schwierigkeiten. Die Häuser waren hoch und eng aneinandergebaut, die Straßen sahen alle ähnlich aus und waren außerdem nicht von den Brücken zu unterscheiden. Immerhin sah ich unterwegs über den Dächern der Stadt ein gewaltiges Gebäude aufragen, das ich kannte: zwei wuchtige, breite Türme und ein schlanker, hoher – Notre-Dame, die größte und prachtvollste Kirche von Paris.
    Als wir die Brücke überquert hatten, die eher einer Straße ähnelte, kamen wir an einer anderen Kirche vorbei, und ab da hatte ich das Gefühl, mich besser zurechtzufinden. Zumindest kam mir die Gegend vage bekannt vor. Doch das war wohl ein Irrtum, denn eigentlich hätte inzwischen wieder der Fluss auftauchen müssen. So breit konnte die Île de la Cité unmöglich sein, auch nicht im siebzehnten Jahrhundert. Wir gingen eine belebte Straße entlang, in der es jede Menge Geschäfte gab. Einen Hutmacher, einen Goldschmied, eine Handschuhnäherei, einen Bäckerladen … Auf der Verkaufstheke stand ein Korb, und darin lagen frische Zuckerbrötchen, die köstlich dufteten. Ich hätte mir gern eins mitgenommen, für später, wenn meine Kopfschmerzen nachließen und ich Hunger bekam, aber dafür hätte mir Philippe ein bisschen Geld borgen müssen. Ich wollte ihn gerade darum bitten, als ich sah, dass er stocksteif vor einem Geschäft stehen geblieben war.
    Schaufenster gab es in dieser Zeit noch nicht, man klappte einfach einen großen Holzladen nach vorn und benutzte ihn als Verkaufstheke, daher stammte auch das Wort Laden (ebenfalls ein Stück Zufallswissen, das ich beim Zeitreisen aufgeschnappt hatte). In diesem Fall handelte es sich um ein Parfümgeschäft, dazu musste ich nicht erst die Auslagen sehen – es war schon am Geruch zu erkennen. Es duftete betäubend nach allen möglichen Essenzen, von blumig über fruchtig bis exotisch. Ich musste niesen, und dabei fiel der Groschen.
    »Oh«, sagte ich. »Das ist wohl sein Geschäft, oder? Das von Céciles Mann, meine ich.«
    Leicht verwirrt blickte ich mich um. Philippe hatte erzählt, der Laden befinde sich auf dem Pont Notre-Dame, also musste das hier eine Brücke sein. Aber es sah nicht danach aus. Auch hier standen überall Häuser, dicht an dicht und vier oder fünf Stockwerke hoch. Von der Seine war weit und breit nichts zu sehen.
    Philippe starrte ins dämmerige Innere des Ladens. »Wenn ich den Kerl eines Tages allein erwische, werde ich ihn töten.«
    Ich bekam diese Ansage erst mit Verzögerung mit, weil ich immer noch versuchte, mich zu orientieren.
    »Was? Wieso das denn? Was hat er dir denn getan?«
    »Mir nichts. Aber Cécile.«
    Bevor er das genauer erklären konnte, trat drinnen ein Mann in einem grüngoldenen Seidenwams an die Theke, die mit Duftsäckchen und parfümierten Taschentüchern vollgepackt war. »Madame. Monsieur.« Er lächelte auf ölige Art. »Womit kann ich Euch dienen?« Dann erkannte er Philippe und machte ein ärgerliches Gesicht. »Was wollt Ihr schon wieder hier? Könnt Ihr nicht aufhören, mich zu belästigen? Gibt es nicht genügend andere Brücken? Müsst Ihr immer eigens einen Umweg machen und diese nehmen?«
    Das musste Céciles Mann sein. Oder Ex, je nachdem. Auf alle Fälle lebten sie getrennt, denn in ihrem Zimmer hatte ich nichts bemerkt, das auf einen Mann hindeutete.
    Er war um die vierzig, hatte kaum noch Haare und sah auch sonst nicht aus wie ein Typ, der einer Frau wie Cécile irgendwas bieten konnte. Abgesehen vielleicht von ein paar Parfümflaschen. Sie hatte etliche bei sich rumstehen, und eine davon hatte ich sogar vorhin noch selber benutzt, es allerdings sofort bereut. Ich roch immer noch aufdringlich nach

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