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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Zuschauern; er und der Kardinal waren noch nicht wieder aufgetaucht. Am besten brachte ich es rasch hinter mich, dann würden alle schnell merken, dass ich nichts von einem Wunderkind an mir hatte. Nach einem tiefen Atemzug legte ich los. Der Klang war ungewohnt, ganz anders als beim Klavier, doch wenigstens kam ich mit der Anordnung der Tasten zurecht. Ich versuchte gar nicht erst, eines der Stücke zu spielen, die ich gelernt hatte, denn das würde die Sperre sowieso nicht zulassen. Folglich beschränkte ich mich auf ein paar improvisierte Variationen, die garantiert keine Ähnlichkeit mit späteren Kompositionen aufwiesen, sondern bloß nettes, aber langweiliges Herumklimpern waren. Das fanden die Besucher anscheinend auch, denn niemand verlangte eine Zugabe. Ich spielte extra leise und einfallslos, bis mich kaum noch jemand beachtete. Als ich nach gefühlten drei Minuten aufstand und mich höflich verneigte, hatten sich alle wieder in Gespräche vertieft, auch die Marquise, die zum Glück rasch das Interesse an mir verloren hatte. Cécile war damit beschäftigt, einen graubärtigen Typ in Goldbrokat zu bezirzen, der nur ungefähr halb so groß war wie sie und verzückt ihren Ausschnitt betrachtete, während sie ihm einen Monolog aus einem ihrer Theaterstücke vortrug.
    Nur Jacques hatte mir bis zum Schluss zugehört und war sehr angetan von meinem musikalischen Talent.
    »Wie kunstfertig du spielst, Anna!« Er verneigte sich. »Erlaube mir, dass ich dir noch einmal meine aufrichtige Entschuldigung entbiete. Mein Benehmen heute im Goldenen Hahn war unverzeihlich!«
    »Ja, schon gut, wir denken nicht mehr dran.« Suchend sah ich mich um. Wenn ich es heute Abend nicht hinkriegte, Sebastiano unter vier Augen zu sprechen, würden sich meine Chancen weiter verschlechtern.
    »Ich möchte Wiedergutmachung leisten«, sagte Jacques feierlich. »Sag mir, womit ich dein Herz erfreuen kann!«
    Am besten löst du dich in Luft auf, damit ich Sebastiano aufspüren kann.
    »Vielleicht kannst du mir einen Happen zu essen besorgen. Ich habe schrecklichen Hunger.«
    Noch während ich das sagte, merkte ich, dass es nicht mal gelogen war. Seit dem frühen Nachmittag hatte ich nichts gegessen. Irgendwie klappte es mit regelmäßigen Mahlzeiten in dieser Epoche noch nicht so richtig.
    Jacques zog sofort los, um meinen Wunsch zu erfüllen, und ich machte mich auf die Suche nach Sebastiano. Ich schob mich durch die überall herumstehenden Talk-Runden, spähte über Schultern und an prallen Dekolletés vorbei, umrundete Sessel und Sofas voller angeregt plauschender Gäste. Als ich den nächsten Raum betrat, entging ich nur um Haaresbreite einem Zusammenstoß mit einem Diener, der ein Getränketablett durch die Gegend schleppte. Ich konnte gerade noch vor ihm abbremsen – und erstarrte. Direkt hinter ihm standen Sebastiano und der Kardinal, sie waren in ein Gespräch vertieft. Wenn ich die Ohren spitzte, konnte ich vielleicht verstehen, was sie sagten.
    »… traue ich der Duchesse de Chevreuse keinen Fingerbreit über den Weg«, hörte ich Richelieu sagen. »Sie führt etwas im Schilde, und deshalb sollt Ihr sie aushorchen, Foscaire.«
    »Seid Ihr sicher, dass ich für diese Aufgabe geeignet bin, Eminenz?«
    »Absolut sicher. Ihr seid erst seit Kurzem in meinen Diensten, aber Ihr genießt mein volles Vertrauen. Für diese Mission seid Ihr der beste Mann. Findet heraus, was die Herzogin vorhat.«
    »Euer Wunsch ist mir wie immer Befehl, Eminenz«, antwortete Sebastiano.
    »Wein, Mademoiselle?«, fragte der Diener mich höflich. Er stand immer noch mit dem vollen Tablett vor mir.
    »Äh … Wein?« Ich lugte über seine Schulter und benutzte seine breite Gestalt als Deckung.
    »Rotwein oder Weißwein, ganz nach Eurem Belieben.«
    »Wie soll ich vorgehen?«, erkundigte Sebastiano sich bei dem Kardinal.
    »Mit galanter Überzeugungskraft. Marie de Chevreuse ist eine schöne junge Frau, ihr Salon an der Place Royale erfreut sich wachsender Beliebtheit. Es sollte Euch ein Leichtes sein, zu ihren Gesellschaften Zugang zu finden und sie zu … umgarnen. Verführt sie, wenn es nötig ist. Wie ich hörte, seid ihr bei der Damenwelt recht beliebt.«
    »Das sind wohl eher maßlose Übertreibungen«, sagte Sebastiano mit leisem Lachen. »Aber in diesem Fall verspreche ich Euch, mein Bestes zu geben. Gleich morgen werde ich mich daranmachen, alle Geheimnisse der hübschen Herzogin zu ergründen.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Was lief denn da

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