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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mit schlechtem Gewissen nach. Anschließend verbrachte ich den Rest des Abends damit, mich in den Ecken der weitläufigen Zimmerfluchten herumzudrücken und den Besuchern der Marquise aus dem Weg zu gehen. In dem kleinsten, am wenigsten frequentierten Raum fand ich einen Sessel und machte es mir darauf bequem. Dabei musste ich wohl eingeschlafen sein, denn irgendwann tief in der Nacht rüttelte Cécile mich wach. Die Marquise hatte sich bereits zur Ruhe begeben, und die meisten Gäste waren schon gegangen, wir gehörten zu den letzten. Steifbeinig und mit schmerzendem Rücken stolperte ich hinter Cécile her und kletterte in die Kutsche, die uns in die Rue Percée zurückbrachte. Dort schaffte ich es gerade noch, mir das Oberkleid und die Schuhe auszuziehen, bevor ich todmüde auf mein niedriges Bett sank. Denken konnte ich nicht mehr, und planen erst recht nicht. Die nötigen Maßnahmen, mit denen ich Sebastiano daran hindern konnte, etwas mit dieser ominösen Herzogin anzufangen, würde ich mir morgen überlegen.

Tag zwei
    S
eltsam knirschende Laute rissen mich aus dem Schlaf. Es klang, als würde jemand durch eine Ladung Kies reden. Mit verklebten Augen versuchte ich, mich zu orientieren. Ich war immer noch im siebzehnten Jahrhundert. Cécile hockte in einem durchsichtigen Nichts von Hemd vor ihrem Schminkspiegel und hielt einen Monolog, der eigenartig nuschelnd und klickend klang. Als sie sah, dass ich aufgewacht war, drehte sie sich zu mir um. Ihre Backen waren merkwürdig dick, wie bei einem Meerschweinchen, das sich gerade eine Riesenladung Futter reingeschoben hatte.
    »Du kannft ruhig noch weiterflafen. Beftimmt bift du noch fehr müde.«
    »Was ist los mit dir? Du redest so komisch.«
    »Ich mache Fprechübungen.« Sie spuckte ein paar Glasmurmeln in die Hand, danach sprach sie deutlicher. »Für eine geschliffene Aussprache und perfekte Modulation gibt es nichts Besseres.«
    »Wie spät ist es?«
    »Noch früh.« Cécile steckte sich die Murmeln wieder in den Mund. »Höchftenf elf.«
    Schon elf! O Gott, und ich hatte noch keinen Plan! Hastig rappelte ich mich von dem niedrigen Bett hoch. Leicht benommen stolperte ich mit Céciles Wasserkübel zum Brunnen, nachdem sie mir mit vielen Klick-und Klacklauten erklärt hatte, wo er zu finden war. Ich schleppte Wasser in Céciles Wohnung, wusch und kämmte mich, rubbelte mithilfe eines sauberen Tuchs und etwas Zahnkreide meine Zähne sauber und kniff mir kräftig in die Wangen, um nicht wie ein übernächtigter Zombie auszusehen.
    Cécile hatte die Murmeln inzwischen aus dem Mund genommen und von irgendwoher frisches Brot besorgt, das wir uns einträchtig zum Frühstück teilten. Ich zwang meinen Anteil runter, obwohl ich eigentlich keinen Appetit hatte, denn wenn ich wartete, bis ich das nächste Mal Hunger bekam, würde ich nicht einfach zum Kühlschrank gehen und mir was zum Essen rausholen können. In der Vergangenheit musste man nehmen, was man kriegen konnte, vor allem ernährungstaktisch. Diese schmerzliche Lektion hatte ich schon auf meiner ersten Zeitreise gelernt.
    »Was hast du heute vor?«, erkundigte sich Cécile.
    »Ich will mir eine neue Stelle besorgen.« Plötzlich hatte ich den Plan, den ich brauchte, im Kopf. »Vielleicht kannst du mir dabei helfen.«
    »Sicher, wenn es in meiner Macht steht.« Sie war mit Frühstücken fertig und zwängte ihren üppig gerundeten Körper in ein enges Mieder. Während ich ihr half, es im Rücken zu verschnüren, erklärte ich ihr, was ich vorhatte.
    »Ich möchte eine Anstellung im Haushalt einer Herzogin. Sie wohnt in einem Palais an der Place Royale und heißt …«
    »Warte, sag es nicht.« Cécile hob die Hand. »Es ist die Duchesse de Chevreuse.«
    »Kennst du sie etwa?«
    »Aber ja. Marie de Chevreuse gilt als die beste Freundin der Königin. Und sie liebt die Kunst! Hin und wieder kommt sie zu einer Vorstellung in unser Theater. Ihre Gesellschaften sind sehr gefragt, ihre Schönheit legendär. Die Männerwelt liegt ihr zu Füßen.«
    Auf der Stelle erwachte in mir die Eifersucht und grinste mich gehässig an. Unwillkürlich zog ich die Schnüre des Mieders so fest, dass Cécile ächzte.
    »Wieso willst du im Haus der Herzogin arbeiten?«, fragte sie anschließend, zufrieden ihren schwellenden Busen betrachtend, der sich durch das Schnüren wie bei einem Push-up- BH nach oben wölbte.
    »Ich will da jemanden treffen.« Spontan beschloss ich, ihr die Wahrheit zu sagen, soweit es mir möglich war. »Einen

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