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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ab?
    »Es sind bloß zwei Sorten Wein«, sagte der Diener. »Roter und weißer. Ihr müsst Euch nur entscheiden. Beide sind sehr gute Tropfen und werden Euch vorzüglich munden. Oder Ihr nehmt einfach von jeder Sorte ein Glas, dann könnt Ihr probieren, welcher Euch besser schmeckt.«
    Mechanisch griff ich nach einem Glas und trank hastig. Zu hastig. Und vor allem zu viel. Der schwere Wein stieg mir sofort zu Kopf. Von dem ersten Glas hatte ich nur genippt, doch zusammen mit dem, was ich gerade eben weggebechert hatte, reichte es, um leichte Benommenheit bei mir hervorzurufen.
    Der Diener räumte das Feld, und ich sah mich erschrocken nach der nächsten Deckung um. Von Sebastiano war jedoch nur noch ein Stück blauer Rücken zu sehen, er verließ gerade den Raum und hatte mich ganz offensichtlich nicht bemerkt. Im Gegensatz zum Kardinal. Als er Sebastiano aus dem Zimmer folgte, sah er mich mit meinem Weinglas in der Gegend herumstehen. Er verlangsamte seine Schritte und schaute mich mit verengten Augen an.
    Hab ich dich nicht schon mal gesehen?, sagte sein Blick. Ich verbarg mein Gesicht unauffällig hinter dem Weinglas und hoffte, dass er mich im Kerzenlicht nicht richtig erkennen konnte. Gleichzeitig tat ich so, als hätte ich mich im Zimmer geirrt. Möglichst beiläufig schlenderte ich davon und mischte mich unter die übrigen Besucher, oder genauer: Ich versteckte mich hinter ihnen, damit der Kardinal mich nicht mehr zu Gesicht bekam, denn sonst wäre ihm womöglich doch noch eingefallen, dass wir uns schon mal begegnet waren. Der Typ war mir irgendwie unheimlich, und das hatte nichts mit dem zu tun, was ich bei Wikipedia über ihn gelesen hatte. Er war mir schon heute Morgen auf dem Marktplatz nicht besonders sympathisch vorgekommen, aber dass er von Sebastiano verlangte, diese Herzogin anzugraben, toppte alles.
    Herzogin Chevreuse, Place Royale. Ich wiederholte den Namen und die Adresse im Stillen mehrmals, damit ich beides auf keinen Fall vergaß.
    Auf meiner Wanderung durch die Räume – irgendwo musste Sebastiano doch stecken! – lief ich einem gelehrt aussehenden Typen mit Monokel und hochgezwirbeltem Schnurrbart über den Weg. Er wollte von mir wissen, ob meine Sprachstudien mich zufällig auch einmal nach Portugal geführt hätten, worauf ich geistesabwesend erwiderte, dass ich dort leider noch nie gewesen sei. Dass er allem Anschein nach portugiesisch mit mir gesprochen hatte, bemerkte ich erst, als er mir ein Kompliment für meine schöne Aussprache machte und dann langatmig anhob, mir von seiner Jugend in Lissabon zu erzählen. Ich hörte kurz zu, dann entschuldigte ich mich und machte mich erneut auf die Suche nach Sebastiano, entdeckte ihn jedoch nirgends. Dafür tauchte Jacques wieder auf, der mich schon gesucht hatte und hocherfreut war, dass er mich endlich wiedergefunden hatte.
    »Da bist du ja! Ich dachte schon, ich sehe dich nicht mehr!« Er hatte mir ein Stück Mandeltorte organisiert, das ich auf der Galerie hinunterschlang, halb versteckt zwischen Jacques und einem nackten, lebensgroßen Diskuswerfer in Marmor.
    »Ich kann leider nicht bleiben«, sagte Jacques mit einem bedauernden Blick zur Treppe. Soeben schickte der Kardinal sich an, hinunterzugehen, begleitet von Sebastiano und zwei anderen Typen, alle in Zivil, jedoch mit Degen an der Seite.
    Verflixt, heute würde ich nicht mehr an ihn herankommen!
    »Was machst du denn morgen so?«, fragte ich Jacques.
    »Das, was ich immer tue. Zusammen mit den anderen Musketieren Seine Eminenz bewachen.«
    »Kommt ihr zum Mittagessen wieder in den Goldenen Hahn ?«
    »Morgen nicht. Da finden Waffenübungen in der Kaserne statt, deshalb essen wir dort.« Seine Miene hellte sich auf. »Aber danach sind wir sicher wieder beim Luxembourg. Ich kann dich abholen. Wo wohnst du?«
    Das wurde alles viel zu kompliziert. Außerdem war nicht gewährleistet, dass Sebastiano auch dort auftauchen würde. Schließlich hatte der Kardinal ihm gewisse … Zusatzpflichten übertragen – deren Erfüllung ich auf alle Fälle verhindern würde, egal wie. Und dazu musste ich mir einen neuen Plan ausdenken.
    »Ich wohne am linken Ufer«, sagte ich vage. »Aber du brauchst mich nicht abzuholen.«
    Damit musste er sich zufriedengeben, denn für verbindlichere Verabredungen blieb ihm keine Zeit mehr – der Kardinal und die anderen waren schon unten angekommen. Jacques beeilte sich, sie einzuholen.
    »Bis morgen!«, rief er mir zu, schon auf halber Treppe. Ich winkte ihm

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